Proud to be Punk #8
60 DIN-A-5-Seiten; 1,50 €
Jan Sobe, Stockartstr. 15 HH, 04277 Leipzig
Na, Jan, bei euch im Osten scheint wohl nicht so oft die Sonne, was? Der Druck deiner Gazette ist ein wenig blass. Dafür aber strahlt der Inhalt mit voller Kraft. Auch Jan hängt die D.I.Y.-Fahne
ganz hoch, so führt er sein „Zeckenzucht“-Label emsig voran und veröffentlicht neben Tapes nun verstärkt Vinyl in Zusammenarbeit mit weiteren Labels.
Daneben crustet er sich durch lärmende Combos, die so kurzlebig sind wie die Eintagsfliege. InnTerraPi ist derzeit die aktuelle Band, von der es bald eine DVD zu bestaunen gibt (Wenn das Licht
mitspielt und die Nieten nicht zu sehr blenden). Mit einem „Hoch auf die Schreibwütigen“ widmet sich Jan einigen ausgewählten Fanzines (zudem auch das UNDERDOG gehört..‚hüstel, hüstel), stellt
diese nicht nur bloß vor, sondern hat sich die Mühe gemacht, geschickt eingefädelte, strategisch kIuge Fragen zu ersinnen, die er beantwortet bekam und hier präsentiert. So gibt es tiefe
Einblicke in die Welt des Fanzines (wat, Fernsehen???) und deren Macher (Frauen, wo seid ihr?). Wie schon im SNAKE MOUNTAIN kümmert sich Jan um den D.I.Y.-Gedanken, stellt diesbezüglich ein paar
wichtige Mailorder und Tapetrader vor, nicht aber um zuvor anzumerken, dass Punk einen Spirit hat, der gelebt und gefühlt wird (Richtig Jan, wann bringst du denn die erste
Punk-Sensitive-Seifen-Kollektion auf den Markt?). Marc hat seine Geschichte „Katzenbesitzer“ offenbar an jedes Fanzine geschickt und bekommt auch hier seinen Platz. Im Osten ticken die Uhren
meist anders. Da findest du auf einem Punk-Konzert schon mal einen „Thor Steinar"-tragenden Nationalsozialisten, ohne dass sich jemand darum kümmert (außer Jan natürlich, der daraufhin seine
Brille opfert).
How to make an Aufkleber? Jan bastelt gerne und gibt Tipps! Tja, in der Heftmitte wartet dann das immer wieder interessante Kapitel „Saufen in der Szene“. Ich bin ja schon seit nunmehr 5 Jahren
trocken und kann selbst zu genüge darüber referieren, wat denn alles so Scheiße daran ist. Und ja, heute bin ich frei, brauche keine Krücken und weiß, was Abhängigkeit bedeutet (vor allem diese
ständige Motivsuche). Nicht saufen ist Punk, Allta! Jan hat auch ein Herz für eine nazifreie Region und berichtet zudem über Aktivitäten in und um Chemnitz, wo Nazigruppierungen wie HooNaRa
(HooliganNazisRassisten) im Fußballfanprojekt mit eingebunden werden, der Nazilifestyle die rechte Erlebniswelt bereichert und sich Burschenschaften mit dem Hitlergruß begrüßen. Das sieht nach
eine Menge antifaschistische Arbeit aus!
Gesamteindruck: Insgesamt wieder mal eine thematisch abwechslungsreiche, vielseitige und detaillierte Ausgabe, die Musik, Politik und Konzerterlebnisse verbindet. Jan schreibt
frisch von der Leber (wie sind deine Werte?) weg und erfreut durch eine „gesunde“ Einstellung (D.I.Y.‚ No Nazis) mit dem Hang zum Autodidakten (Band, Label etc.).