AIB #95

AIB #95
AIB #95

AIB #95
60 DIN A4 Seiten: € 3,10.-
AIB, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin
www.antifainfoblatt.de
Mit der vorliegenden Ausgabe thematisiert das Autorenkollektiv das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen, in deren Folge sich die Flüchtlingspolitulk und Asylgesetze In der BRD verschärfte. Das Pogrom jährte sich Im Sommer 2012 zum 20. Mai und die AutorInnen betrachten auch das “Nicht-Reagieren" der antifaschistischen Linken. Einige Antifaschistlnnen, die 1992 vor Ort waren. schildern ihre Erlebnisse und ihr zögerliches Verhalten, das praktische Konsequenzen in der Antifapolitik zur Folge hatte. Im Zusammenhang mit den rassistischen Ausschreitungen blieb der antiziganistische Gehalt der rassistischen Ressentiments vieler Anwohnerinnen unerwähnt, die im Artikel "Pogrom als Politik" berücksichtigt wird. Der historische Schwerpunkt belegt eindeutig das Versagen der staatlichen Behörden und der gesamtdeutschen Antifa, belegt aber auch den Abau des Grundrechts auf Asyl. Somit wurde eine historische Stunde der Verantwortung verpasst, die Antifa hingegen hat die Chance verpasst, die Neonazi-Szene einzuschüchtern. Bezeichnend für Alltagsrassismen und offene Anfeindungen ist die Tatsache, dass ”spätestens am dritten Tag des Pogroms(...)sich der Hass auf alles, was dem Rassisten fremd erscheint(...)offenbart". Der generelle Rassismus wurde begünstigt durch eine Koalition von Neonazis und Beifall klatschenden Anwohnerinnen und Zaungäste. Im Anschluss an den Schwerpunkt folgt ebenfalls eine historische Nachbetrachtung zum Rudolf Heß-Mythos. Nach seinem Tod 1987 wurde er von Neonazis und der Extreme Rechte als Gedenk- und Symbolfigur hochstilisiert. "Über 1.000 Neonazis kamen 1990 in die bayerische Kleinstadt, der Heßmarsch war zum größten Ereignis der extremen Rechten avanciert". Insbesondere der antifaschistischen Kampagne "NS-Verherrlichung stoppen" ist es zu verdanken, dass der Gedenkmarsch verboten wurde. Der verklärte Blick auf eine "Legende" und die Überzeugung. dass "Heß von den Alliierten ermordet wurde" lässt vermuten, dass die Extreme Rechte eine ritualisierte Form des Gedenkens finden wird. Ein längerer Artikel beschäftigt sich mit dem NSU-Unterstützungsumfeld, zeichnet aber auch noch einmal die Spur der Terrorzelle nach und verdeutlicht mit den Zusammentragen der Fakten und das Versagen von VS die unmittelbar logische Forderung nach einer sofortigen Auflösung des Verfassungsschutzes.
Gesamteindruck: In Folge des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen wurde das deutsche Asylrecht verschärft. Seither werden Asylsuchende in Deutschland durch rassistische Sondergesetze gedemütigt. In ihnen wirkt das Pogrom bis heute fort. Das AIB erwähnt auch das einzigartige bizarre Zusammenspiel von Politik und dem rassistischen, gewalttätigen Mob der Straße. In dem Zusammenhang des Pogroms wichtig zu erwähnen ist, dass die Konsequenzen des Pogroms und seiner politischen Instrumentalisierung bis heute fortwirken. Das politische und antifaschistische Versagen hat den Rassismus auf der Straße stark gemacht. Die Selbstkritik an die Antifa-Politik muss eine inhaltliche Aufarbeitung des Pogroms (Analyse) und eine praktische Bündnisarbeit vorantreiben. Ein wichtiges Ziel dabei sollte auch die Abschaffung der Erstaufnahme-‚ Abschiebe-Lager sein und antifaschistische Solidarität mit MigrantInnen, ihnen bei (eigenen) Kampagnen zu unterstützen.

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