TRUST #163

TRUST #163
TRUST #163

TRUST #163
68 DIN A 4 Seiten; €2,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
www.trust-zine.de
Dolf lässt Mitte November seine Stiefel auf dem Dachboden und möchte doch am Liebsten auswandern. Auf dem Weg dahin fragt er sich, warum und ob es wohl F1-Punx gibt und diese zu den GP's fahren und ihr Lieblingsteam anfeuern. Stone klingt sich in die gesellschaftlich-politische Debatte ein, Prostitution zu "legalisieren" oder eben nicht und verweist auf die verschiedenen Aspekte, die "Gewerbetreibenden" dazu motiviert, Geld zu verdienen oder ob es was mit patriarchalen Strukturen zu tun hat und was passieren würde, wenn mensch Prostitution verböte? Jan indes definiert uns in "nix checking people" und diejenigen, die Bücher schreiben in "checking people", stöbert in seiner Politwissenschaft-Bibliothek nach Brain for Food und holt wissensdurstig entsprechende Belege hervor, um die Beispiele von elitärem Gehabe auf die Punk-/HC-Kultur zu übertragen, in der sich "einzelne Szenen entgrenzen". Mika fühlt sich von Rentiere und dem Song "Last Christmas" verfolgt, Bela stellt sich fortlaufend die Frage, wann mensch ein Psycho ist oder "ob nicht das ganze antikapitalistische System psychopathisch(...)ist".
Mika vertraut auf der Kumpelbasis, interviewt FREIBURG, die bitte nicht mit TURBOSTAAT verglichen werden möchten und in diesem Zusammenhang ihren KritikerInnen mehr Kreativität und Tiefgang abverlangen, genau das fehlt dem Interview aber, was auch mit GRANDE ROSES nicht besser wird, die im Biergarten und Schnitzel nicht so recht Appetit auf Stefan's Fragen haben, die den Eindruck erwecken, als wolle er nach den Weg fragen und übers Wetter reden. Dann folgt das erste Lese-Highlight, Jan interviewt Gabriel Kuhn in Bermudashorts und schwärmt von Piraten und der Südsee, während Gabriel Brücken bauen will zwischen den Kultur- und Politik-Kreisen. PUNCH sind mir aufgrund ihrer Ansichten und Antworten sehr sympathisch, was aber auch an den Fragen/Fragenstellern liegt, etwa Val zu fragen wie es sich anfühlt, als Mann in einer HC-Band zu spielen. Alva überrascht nicht nur mich, sondern auch THE SHONDES mit der Einstiegs-Frage, "wenn euer Album ein Tier wäre, welches wäre es" und Sängerin/Bassistin Louisa's Meinung zur Kritik von Teilen der jüdischen Gemeinde an Judith Butler in Hinblick auf Louisa's Studium an der New School. Bevor die Standard-Rubrikten folgen, erklären BAZOOKA ZIRKUS Bela den Sinn einiger Textauszüge und die Erkenntnis, dass Punx im Grunde ein konservativer Haufen sei.
Gesamteindruck: Das von Jan ausführlich geführte Gespräch mit Gabriel Kuhn ist das herausragendstes Merkmal dieser Ausgabe, was viele Denkanstöße bietet und sich intensiv mit anarchistischen Zusammenhängen auseinandersetzt. Ein wichtiger Beitrag und ein (erneuter) Versuch, das gegenseitige Interesse für Politik- und Kultur-AktivistInnen und ihre "Szenen" zu wecken/vernetzen. Denn Punk und HC sollte meiner Meinung nach auch Inhalte mit dem sozio-ökonomischen Hintergrund wie auch Aspekte der politischen Sozialisation verknüpfen.

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