„Ich gehöre nicht dazu, da bin ich lieber der Arsch und warte auf den Herzinfarkt!“
(Keller-)Asseln sehen zwar nicht sonderlich schön aus, sind aber harmlos. Trotzdem möchte
mensch sie nicht in der Wohnung haben. Eine gute Möglichkeit sie "anzulocken" ist, ein (warmes) nasses biergetränktes Handtuch auf den Boden legen und dann ein paar Stunden zu warten. Die Viecher
lieben es feucht (und warm) und dann sieht mensch sie "versammelt" unter dem Handtuch. Einfach die Asseln darin "eingepackt" lassen und nach draußen befördern (wo sie hingehören!).
Alternativ kann mensch die KELLERASSELN unter dem Handtuch lassen, direkt mit stabilem Schuhwerk zertreten, indem mensch auf dem Handtuch auf und ab springt!
Aber Vorsicht: KELLERASSELN schlagen zurück und lassen sich nicht alles bieten. Niveauvoll, kritisch und zerstörend komponieren Uwe (Bass), Keller (Gitarre&Stimme), Steppl (Schlagzeug) ein irres Stück Musik, das ganz für sich stehen kann und das Tempo jeweils zunimmt und gehalten wird wie das Geschrabbel einer Motorsäge, die alles zerteilt und kaputt macht. Punk eben! Steppl röhrt wie ein unkastrierter Kater, während sich Gitarre und Schlagzeug ein Duell um den erfolgreichen Suizid, dem hoffnungslosen Ertrinken in einem 3-Akkorde-Rausch liefern. „Hauptsache es tut weh!“ Seit 1995 lärmen KELLERASSELN aus dem Thüringer Raum, machen ab und an mal eine Platte und schreiben Texte, „die möglichst nicht das 1000mal gehörte wiederholen“.
Alternativ kann mensch die KELLERASSELN unter dem Handtuch lassen, direkt mit stabilem Schuhwerk zertreten, indem mensch auf dem Handtuch auf und ab springt!
Aber Vorsicht: KELLERASSELN schlagen zurück und lassen sich nicht alles bieten. Niveauvoll, kritisch und zerstörend komponieren Uwe (Bass), Keller (Gitarre&Stimme), Steppl (Schlagzeug) ein irres Stück Musik, das ganz für sich stehen kann und das Tempo jeweils zunimmt und gehalten wird wie das Geschrabbel einer Motorsäge, die alles zerteilt und kaputt macht. Punk eben! Steppl röhrt wie ein unkastrierter Kater, während sich Gitarre und Schlagzeug ein Duell um den erfolgreichen Suizid, dem hoffnungslosen Ertrinken in einem 3-Akkorde-Rausch liefern. „Hauptsache es tut weh!“ Seit 1995 lärmen KELLERASSELN aus dem Thüringer Raum, machen ab und an mal eine Platte und schreiben Texte, „die möglichst nicht das 1000mal gehörte wiederholen“.
Habt ihr in der jugendlichen Subkultur einen non-konformen Eigensinn gelebt? Wie hat sich dieser auf eure persönliche Entwicklung ausgewirkt? Hat sich dieser mehr als Protest-Haltung gegen tradierte Wertevorstellungen oder als Flucht vor den Ansprüchen der elterlichen Erziehung offenbart?
Das ist schwierig zu beantworten und wahrscheinlich auch bei allen ganz schön unterschiedlich. Wahrscheinlich von beidem ein bisschen. In der Kleinstadt, aus der wir kommen und die ja fast ein Dorf ist, spielen ja schon so traditionelle Vorstellungen davon, wie man sein Leben zu führen hat, eine große Rolle. Davon wollten wir uns schon absetzen. Die meisten Leute, mit denen wir in die Schule gegangen sind oder rumgehangen haben, sind ja auch schon lange den "normalen Lebensweg" gegangen.
Wann hat bei euch eine zunehmende Politisierung eingesetzt? Es gab ja nicht diesen gesellschaftlichen Druck von Außen, sondern ein natürlicher Generationenkonflikt, der für diesen Prozess
im Vordergrund stand, oder?
Einen Generationenkonflikt sehe ich da eher weniger. Wie gesagt, es gab diesen Druck, dass alle klar wussten wie ein "normales Leben" auszusehen hat, man selbst sich damit aber nicht zufrieden geben wollte. Außerdem gab es Anfang und Mitte der 90er ja auch in vielen dörflichen Gegenden ein großes Naziproblem, es gab den wiederaufkommenden Nationalismus nach der Wiedervereinigung, es gab brennende Asylantenheime.
Irgendwann stellte sich dann auch heraus, dass es in der tollen Marktwirtschaft nur denen gut geht, die mit der Konkurrenz zurechtkommen (wollen). Irgendwie ergab es sich da recht automatisch, der Mehrheitsgesellschaft ablehnend gegenüberzustehen - Politisierung ist dafür eigentlich ein blöder Begriff. Sich näher damit auseinanderzusetzen, was da so alles schief läuft und zu versuchen sich an der Beseitigung der ganzen Scheiße zu beteiligen war dann eher der nächste Schritt.
Was mir an euren Texten auffällt, sind die thematischen Bezüge zu NS-Verbrechen und die Herleitung zu heutigen nationalen Werten wider dem Vergessen. Was bedeutet für dich heute die Frage nach der Allein(kriegs)schuld Deutschlands? Es gibt vermehrt Stimmen und Analysen, die dieses "Vorurteil" richtig stellen und Geschichtsrevisionismus betreiben
Einen Generationenkonflikt sehe ich da eher weniger. Wie gesagt, es gab diesen Druck, dass alle klar wussten wie ein "normales Leben" auszusehen hat, man selbst sich damit aber nicht zufrieden geben wollte. Außerdem gab es Anfang und Mitte der 90er ja auch in vielen dörflichen Gegenden ein großes Naziproblem, es gab den wiederaufkommenden Nationalismus nach der Wiedervereinigung, es gab brennende Asylantenheime.
Irgendwann stellte sich dann auch heraus, dass es in der tollen Marktwirtschaft nur denen gut geht, die mit der Konkurrenz zurechtkommen (wollen). Irgendwie ergab es sich da recht automatisch, der Mehrheitsgesellschaft ablehnend gegenüberzustehen - Politisierung ist dafür eigentlich ein blöder Begriff. Sich näher damit auseinanderzusetzen, was da so alles schief läuft und zu versuchen sich an der Beseitigung der ganzen Scheiße zu beteiligen war dann eher der nächste Schritt.
Was mir an euren Texten auffällt, sind die thematischen Bezüge zu NS-Verbrechen und die Herleitung zu heutigen nationalen Werten wider dem Vergessen. Was bedeutet für dich heute die Frage nach der Allein(kriegs)schuld Deutschlands? Es gibt vermehrt Stimmen und Analysen, die dieses "Vorurteil" richtig stellen und Geschichtsrevisionismus betreiben
(Beispiel: http://www.zeitenschrift.com/magazin/46-weltkrieg.ihtml)...
Ohje, die Seite, die du als Beispiel geschickt hast, ist ja ganz schön obskur - in dem Text wird die Geschichte der beiden Weltkriege durch Verschwörungen der Freimaurer und anderer Logen erklärt, das läuft dann letztendlich auf folgendes hinaus: "Wie grausam Deutschland während der Weimarer Republik unter der Last des Versailler Vertrages litt, und weshalb dies den Aufstieg Hitlers begünstigte, lesen Sie ebenso im vollständigen Artikel, wie die Kriegserklärung des Weltjudentums an Deutschland vom März 1933." - Na dann ist ja alles klar. Ich glaub ja nicht, dass es viele Leute gibt, die so was ernstnehmen.
Bei Geschichtsrevisionismus denke ich eigentlich eher an Versuche, den Holocaust mit der Bombardierung von deutschen Städten zu relativieren oder an Mitglieder des Bundes der Vertriebenen, die es wichtig finden, zu betonen, dass Polen 1939 vor Deutschland seine Armee mobil gemacht hat. Daraus ergibt sich dann immer wieder die Position, dass "die Nazis schon ganz viel Böses getan haben", aber 1. die anderen Staaten auch nicht "besser" gehandelt hätten und 2. die "normalen Deutschen" ja gar nichts dafür könnten.
Schon seit einigen Jahren gibt es aber auch noch einen anderen Umgang mit der Nazivergangenheit Deutschlands: Nämlich anzuerkennen, dass Deutschland den zweiten Weltkrieg zu verantworten hat und dass sich die deutsche Bevölkerung mehrheitlich am Holocaust beteiligt oder diesen toleriert hat. Aus dieser Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte wird dann der Schluss gezogen, dass Deutschland jetzt genau wegen dieser Auseinandersetzung besonders geeignet für die Rolle des Friedensstifters ist und auch ein "gesunder, normaler Stolz auf das eigene Land" wieder angebracht ist.
Ein frühes Beispiel dafür war 1999 die Begründung des Kosovo-Krieges durch Joschka Fischer, man müsse ein neues Auschwitz verhindern.
Aktuell taucht dieses Motiv besonders bei Fußball-Events auf, wo immer wieder die erfolgte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Begründung herhalten muss, doch endlich wieder mit schwarz-rot-goldenen Fahnen wedeln zu dürfen.
Beides ist natürlich scheiße, allerdings kommt mir immer wieder das Kotzen, wenn das Ergebnis der Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit plötzlich sein soll, dass ein "gesunder Nationalstolz" ja total unbedenklich und auch unentbehrlich sei. Dagegen lässt sich halt auch viel schlechter argumentieren, als gegen den Geschichtsrevisionismus, der ja einfach historische Begebenheiten sehr frei interpretiert und dadurch relativ leicht zu widerlegen ist.
Okay, zurück zur Kreativität. Im April 2010 gab es eine neue Platte mit dem Titel "Fleißig, gründlich, gewissenhaft". Ein Titel in Anlehnung an Kurt Prüfer. Berichtet mal über die Beweggründe zum Arbeitstitel...
Kurt Prüfer war ein Ingenieur, der für die Erfurter Firma Topf &Söhne während der NS-Zeit die Öfen für die Krematorien in den Konzentrations- und Vernichtungslagern entworfen hat. Das Firmengelände von Topf &Söhne war bis zur Räumung im Jahre 2009 ja acht Jahre lang besetzt und zwei aus unserer Band haben auch dort gewohnt. Deshalb war da einfach eine Beschäftigung mit dem Thema da - die Besetzer_innengruppe hat ja auch Führungen über das Gelände organisiert und versucht die Geschichte der Firma in die Öffentlichkeit zu bringen.
(Weitere Infos: http://www.topfundsoehne.de/media_de/ct_normalesunternehmen_kurtpruefer.php?subnav=kurtpruefer)
Den Titel haben wir dann letztendlich gewählt, weil er sehr schön aufzeigt, wie gefährlich das Festhalten an inhaltslosen, abstrakten Werten sein kann. Fleiß, Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit gehören ja zu den sogenannten Sekundärtugenden und im Falle von Kurt Prüfer bedeutet das eben, dass er seine Aufgabe der Konstruktion der Massenverbrennungsöfen gründlich, teilweise in seiner Freizeit, erfüllt hat. Die Frage, wozu diese Öfen verwendet werden, stand dabei hinter der Erfüllung der Aufgabe an zweiter Stelle, obwohl den Mitarbeitern der Firma sehr wohl bekannt war, wofür ihre Produkte eingesetzt wurden.
Ist es nicht geradezu bedenklich, dass wie im Text von "Mein Ofen" auch heute noch Gleichgültigkeit, Ignoranz den neuen Faschismus fördert?
Fleiß, Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit sind ja auch heute noch Werte, die jedem, der/die einen Job sucht, vorgehalten werden. Das ist natürlich auf keinen Fall gleichzusetzen mit dem Bau von Krematoriumsöfen zur massenhaften Vernichtung von Menschen. Trotzdem geht es dabei um die Frage der Konsequenzen des eigenen Handelns: Wer fragt sich schon, wofür die tollen optischen Zielanlagen von Carl-Zeiss Jena verwendet werden, oder ob die am Fließband von einem selbst hergestellten Produkte letztendlich zur Produktion von Landminen verwendet werden?
Allerdings finde ich es auch falsch, einfach von den Leuten eine persönliche Konsequenz einzufordern, ohne dabei die Gesellschaftsordnung, die ein solches Handeln befördert, zu kritisieren. Schließlich haben die meisten Leute nicht das Privileg, sich einen Job ihrer Wahl zu suchen, und es ist oftmals schwer, überhaupt zu überblicken, was das eigene Handeln überhaupt für Konsequenzen hat.
Deshalb stehe ich Aussagen wie dem "neuen Faschismus" eher skeptisch gegenüber. Um Menschen dazu zu bringen, sich gegenseitig umzubringen oder auch verhungern zu lassen braucht es keinen Faschismus - das schafft der auf Konkurrenz aufgebaute Kapitalismus im Zusammenspiel mit einer Demokratie auch super. Und dann finde ich es besser, den Kapitalismus mit all seinen tödlichen, menschenverachtenden Konsequenzen auch als solchen zu kritisieren (und seine Abschaffung zu fordern), anstatt vor dem neuen Faschismus zu warnen.
Ohje, die Seite, die du als Beispiel geschickt hast, ist ja ganz schön obskur - in dem Text wird die Geschichte der beiden Weltkriege durch Verschwörungen der Freimaurer und anderer Logen erklärt, das läuft dann letztendlich auf folgendes hinaus: "Wie grausam Deutschland während der Weimarer Republik unter der Last des Versailler Vertrages litt, und weshalb dies den Aufstieg Hitlers begünstigte, lesen Sie ebenso im vollständigen Artikel, wie die Kriegserklärung des Weltjudentums an Deutschland vom März 1933." - Na dann ist ja alles klar. Ich glaub ja nicht, dass es viele Leute gibt, die so was ernstnehmen.
Bei Geschichtsrevisionismus denke ich eigentlich eher an Versuche, den Holocaust mit der Bombardierung von deutschen Städten zu relativieren oder an Mitglieder des Bundes der Vertriebenen, die es wichtig finden, zu betonen, dass Polen 1939 vor Deutschland seine Armee mobil gemacht hat. Daraus ergibt sich dann immer wieder die Position, dass "die Nazis schon ganz viel Böses getan haben", aber 1. die anderen Staaten auch nicht "besser" gehandelt hätten und 2. die "normalen Deutschen" ja gar nichts dafür könnten.
Schon seit einigen Jahren gibt es aber auch noch einen anderen Umgang mit der Nazivergangenheit Deutschlands: Nämlich anzuerkennen, dass Deutschland den zweiten Weltkrieg zu verantworten hat und dass sich die deutsche Bevölkerung mehrheitlich am Holocaust beteiligt oder diesen toleriert hat. Aus dieser Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte wird dann der Schluss gezogen, dass Deutschland jetzt genau wegen dieser Auseinandersetzung besonders geeignet für die Rolle des Friedensstifters ist und auch ein "gesunder, normaler Stolz auf das eigene Land" wieder angebracht ist.
Ein frühes Beispiel dafür war 1999 die Begründung des Kosovo-Krieges durch Joschka Fischer, man müsse ein neues Auschwitz verhindern.
Aktuell taucht dieses Motiv besonders bei Fußball-Events auf, wo immer wieder die erfolgte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Begründung herhalten muss, doch endlich wieder mit schwarz-rot-goldenen Fahnen wedeln zu dürfen.
Beides ist natürlich scheiße, allerdings kommt mir immer wieder das Kotzen, wenn das Ergebnis der Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit plötzlich sein soll, dass ein "gesunder Nationalstolz" ja total unbedenklich und auch unentbehrlich sei. Dagegen lässt sich halt auch viel schlechter argumentieren, als gegen den Geschichtsrevisionismus, der ja einfach historische Begebenheiten sehr frei interpretiert und dadurch relativ leicht zu widerlegen ist.
Okay, zurück zur Kreativität. Im April 2010 gab es eine neue Platte mit dem Titel "Fleißig, gründlich, gewissenhaft". Ein Titel in Anlehnung an Kurt Prüfer. Berichtet mal über die Beweggründe zum Arbeitstitel...
Kurt Prüfer war ein Ingenieur, der für die Erfurter Firma Topf &Söhne während der NS-Zeit die Öfen für die Krematorien in den Konzentrations- und Vernichtungslagern entworfen hat. Das Firmengelände von Topf &Söhne war bis zur Räumung im Jahre 2009 ja acht Jahre lang besetzt und zwei aus unserer Band haben auch dort gewohnt. Deshalb war da einfach eine Beschäftigung mit dem Thema da - die Besetzer_innengruppe hat ja auch Führungen über das Gelände organisiert und versucht die Geschichte der Firma in die Öffentlichkeit zu bringen.
(Weitere Infos: http://www.topfundsoehne.de/media_de/ct_normalesunternehmen_kurtpruefer.php?subnav=kurtpruefer)
Den Titel haben wir dann letztendlich gewählt, weil er sehr schön aufzeigt, wie gefährlich das Festhalten an inhaltslosen, abstrakten Werten sein kann. Fleiß, Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit gehören ja zu den sogenannten Sekundärtugenden und im Falle von Kurt Prüfer bedeutet das eben, dass er seine Aufgabe der Konstruktion der Massenverbrennungsöfen gründlich, teilweise in seiner Freizeit, erfüllt hat. Die Frage, wozu diese Öfen verwendet werden, stand dabei hinter der Erfüllung der Aufgabe an zweiter Stelle, obwohl den Mitarbeitern der Firma sehr wohl bekannt war, wofür ihre Produkte eingesetzt wurden.
Opa hat bei Topf&Söhne Öfen gebaut
und natürlich nicht gewusst wofür
oder er wusste es und fand es gut
oder der Job war eben wichtiger
als die, die im Gas starben
(„Bewältigt“)
Ist es nicht geradezu bedenklich, dass wie im Text von "Mein Ofen" auch heute noch Gleichgültigkeit, Ignoranz den neuen Faschismus fördert?
Fleiß, Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit sind ja auch heute noch Werte, die jedem, der/die einen Job sucht, vorgehalten werden. Das ist natürlich auf keinen Fall gleichzusetzen mit dem Bau von Krematoriumsöfen zur massenhaften Vernichtung von Menschen. Trotzdem geht es dabei um die Frage der Konsequenzen des eigenen Handelns: Wer fragt sich schon, wofür die tollen optischen Zielanlagen von Carl-Zeiss Jena verwendet werden, oder ob die am Fließband von einem selbst hergestellten Produkte letztendlich zur Produktion von Landminen verwendet werden?
Allerdings finde ich es auch falsch, einfach von den Leuten eine persönliche Konsequenz einzufordern, ohne dabei die Gesellschaftsordnung, die ein solches Handeln befördert, zu kritisieren. Schließlich haben die meisten Leute nicht das Privileg, sich einen Job ihrer Wahl zu suchen, und es ist oftmals schwer, überhaupt zu überblicken, was das eigene Handeln überhaupt für Konsequenzen hat.
Deshalb stehe ich Aussagen wie dem "neuen Faschismus" eher skeptisch gegenüber. Um Menschen dazu zu bringen, sich gegenseitig umzubringen oder auch verhungern zu lassen braucht es keinen Faschismus - das schafft der auf Konkurrenz aufgebaute Kapitalismus im Zusammenspiel mit einer Demokratie auch super. Und dann finde ich es besser, den Kapitalismus mit all seinen tödlichen, menschenverachtenden Konsequenzen auch als solchen zu kritisieren (und seine Abschaffung zu fordern), anstatt vor dem neuen Faschismus zu warnen.
Warum war es euch wichtig, alte Songs nochmals einzuspielen?
Ganz einfach: Wir brauchen ewig, um neue Songs zu schreiben und hätten wohl noch 5 Jahre warten müssen, bis wir soviel Songs zusammengehabt hätten. Da wir aber auch mal was anderes als eine EP machen wollten, haben wir die Songs, die wir am besten fanden mit den neuen zusammengewürfelt und die aufgenommen. Außerdem bilden wir uns manchmal auch ein, dass eine neue Aufnahme besser als die alte klingt und es deshalb Sinn macht, alte Songs nochmal aufzunehmen.
Gemessen an dem Sound und den spielerischen Möglichkeiten der Anfangstage, habt ihr in den 14 Spieljahren das heutige KELLERASSELN-Niveau erreicht. Wie bewertet ihr dieses Niveau?
Keine Ahnung, das können wir doch nicht selbst bewerten. Musikalisches Niveau ist auch nichts, was uns wichtig wäre. Es reicht soweit, dass wir das, was wir spielen wollen, so halbwegs hinkriegen. Mit dem Sound geben wir uns jetzt aber schon mehr Mühe als in den Anfangstagen - wenn wir nur alle paar Jahre mal was aufnehmen, wollen wir dann schon auch, dass es gut klingt.
Es gab 2009 eine Auftragsarbeit zu einem neuen Logo für die Stadt, das auf eine breite, öffentliche Ablehnung stieß. Bietet der Lokalpatriotismus, die Identifikation der BürgerInnen mit der Stadt vom Grundgedanken her eine tendenzielle Toleranz gegenüber rechten Denkmustern? Wie hat sich das im Alltag ausgewirkt?
Ehrlich gesagt weiß ich nicht allzuviel über die aktuelle Stadtpolitik von Erfurt, und die interessiert mich auch nicht so sonderlich. Von dem neuen Logo hab ich kaum was mitbekommen. Lokalpatriotismus halten wir für Blödsinn – stolz darauf sein wo man wohnt ist einfach Quatsch.
Ob das nun zur Toleranz von rechten Denkmustern führt, weiß ich nicht. Auf alle Fälle gleichen sich die Denkmuster von Lokalpatriotismus und Nationalismus ziemlich, auch wenn es hier um Städte anstatt Nationen geht. Die Städte stehen untereinander in Konkurrenz, z.B. als Wirtschaftsstandorte und im Tourismus. Da bedeutet eine Positionierung für die "eigene Stadt" eben immer auch eine Positionierung gegen die anderen. Außerdem steckt im Lokalpatriotismus ja auch immer drin, dass man mit den Menschen in der "eigenen Stadt" gemeinsame Interessen und Ziele teilen würde, was ja totaler Unfug ist - was hab ich denn mit meinem Nazinachbarn oder einer x-beliebigen Unternehmerin in Erfurt für gemeinsame Interessen? Ich hab mit Menschen in Vippachedelhausen oder Leipzig oder mit Punkern aus Venezuela weit mehr gemeinsam, als mit den meisten Leuten aus Erfurt.
Die Verbindung zwischen Kameradschaften und NPD ist in Thüringen wesentlich intensiver und konstanter als etwa in anderen Bundesländern. Wie wirken sich der rechte Event-Charakter und die NPD-Aktionsformen in eurer Region aus?
Ein paar der größten Naziveranstaltungen der letzten Jahren fanden in Thüringen statt, z.B. das "Fest der Völker" in Jena oder Pößneck, was eben von einer Schnittmenge aus NPD und Freien Kameradschaften organisiert wird. In Gera wird außerdem seit Jahren das Festival "Rock für Deutschland" organisiert, bei dem letztes Jahr 5000 Nazis unter anderem der "Lunikoff Verschwörung" (ex-Landser Sänger) lauschten.
Bis 2009 existierte in Jena auch noch das "Braune Haus" als Nazitreffpunkt.
In Erfurt sind die Nazis glücklicherweise nicht so gut organisiert, so dass hier zumindest keine derartig großen "Events" stattfinden. Die regelmäßigen Versuche z.B. am 1.Mai in Erfurt Naziaufmärsche durchzuführen sind zumindest bisher immer an heftiger Gegenwehr gescheitert oder nach wenigen 100 Metern abgebrochen worden.
Aber es gibt auch ein breites Bündnis gegen Rechts, erfolgreiche Massenblockaden bei Nazi-Aufmärschen und aktiver Widerstand...eine durchaus erfreuliche Entwicklung, oder?
Auf der einen Seite natürlich ja. Die Ver- und Behinderung von Nazis ist immer eine erfreuliche Sache. Andererseits hängt die größere Beteiligung an den Massenblockaden der letzten Monate z.B. in Dresden, Erfurt oder Gera in diesem Jahr auch damit zusammen, dass sich die Bündnisse inhaltlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen - und der ist eben einfach gegen Nazis zu sein. Für viele Beteiligte bedeutet die Ablehnung von Nazis aber nicht unbedingt eine Ablehnung ihrer Inhalte: Prominente Politiker_innen beteiligen sich oft aus einer Standortlogik heraus an den Blockaden - Naziaufmärsche wirken medial halt nicht so toll für einen "weltoffenen Wirtschaftsstandort".
Wenn Leute auf der einen Seite Naziaufmärsche verhindern, auf der anderen Seite aber selbst Nationalismus oder eine rigide Einwanderungspolitik befürworten dann dient das Gegen-Nazis-Sein am Ende nur als Imagepflege für Deutschland und das ist eben nicht mein Interesse. Aber wie die Entwicklung da weiter verläuft ist ja noch nicht so recht abzusehen, vielleicht raufen sich die breiten Bündnisse ja auch mal zu einer mehr inhaltlichen Auseinandersetzung zusammen.
Weitere Infos zur Band, Fotos, MP3, Texte...:
http://www.kellerasseln-punk.de
Ganz einfach: Wir brauchen ewig, um neue Songs zu schreiben und hätten wohl noch 5 Jahre warten müssen, bis wir soviel Songs zusammengehabt hätten. Da wir aber auch mal was anderes als eine EP machen wollten, haben wir die Songs, die wir am besten fanden mit den neuen zusammengewürfelt und die aufgenommen. Außerdem bilden wir uns manchmal auch ein, dass eine neue Aufnahme besser als die alte klingt und es deshalb Sinn macht, alte Songs nochmal aufzunehmen.
Gemessen an dem Sound und den spielerischen Möglichkeiten der Anfangstage, habt ihr in den 14 Spieljahren das heutige KELLERASSELN-Niveau erreicht. Wie bewertet ihr dieses Niveau?
Keine Ahnung, das können wir doch nicht selbst bewerten. Musikalisches Niveau ist auch nichts, was uns wichtig wäre. Es reicht soweit, dass wir das, was wir spielen wollen, so halbwegs hinkriegen. Mit dem Sound geben wir uns jetzt aber schon mehr Mühe als in den Anfangstagen - wenn wir nur alle paar Jahre mal was aufnehmen, wollen wir dann schon auch, dass es gut klingt.
Es gab 2009 eine Auftragsarbeit zu einem neuen Logo für die Stadt, das auf eine breite, öffentliche Ablehnung stieß. Bietet der Lokalpatriotismus, die Identifikation der BürgerInnen mit der Stadt vom Grundgedanken her eine tendenzielle Toleranz gegenüber rechten Denkmustern? Wie hat sich das im Alltag ausgewirkt?
Ehrlich gesagt weiß ich nicht allzuviel über die aktuelle Stadtpolitik von Erfurt, und die interessiert mich auch nicht so sonderlich. Von dem neuen Logo hab ich kaum was mitbekommen. Lokalpatriotismus halten wir für Blödsinn – stolz darauf sein wo man wohnt ist einfach Quatsch.
Ob das nun zur Toleranz von rechten Denkmustern führt, weiß ich nicht. Auf alle Fälle gleichen sich die Denkmuster von Lokalpatriotismus und Nationalismus ziemlich, auch wenn es hier um Städte anstatt Nationen geht. Die Städte stehen untereinander in Konkurrenz, z.B. als Wirtschaftsstandorte und im Tourismus. Da bedeutet eine Positionierung für die "eigene Stadt" eben immer auch eine Positionierung gegen die anderen. Außerdem steckt im Lokalpatriotismus ja auch immer drin, dass man mit den Menschen in der "eigenen Stadt" gemeinsame Interessen und Ziele teilen würde, was ja totaler Unfug ist - was hab ich denn mit meinem Nazinachbarn oder einer x-beliebigen Unternehmerin in Erfurt für gemeinsame Interessen? Ich hab mit Menschen in Vippachedelhausen oder Leipzig oder mit Punkern aus Venezuela weit mehr gemeinsam, als mit den meisten Leuten aus Erfurt.
Die Verbindung zwischen Kameradschaften und NPD ist in Thüringen wesentlich intensiver und konstanter als etwa in anderen Bundesländern. Wie wirken sich der rechte Event-Charakter und die NPD-Aktionsformen in eurer Region aus?
Ein paar der größten Naziveranstaltungen der letzten Jahren fanden in Thüringen statt, z.B. das "Fest der Völker" in Jena oder Pößneck, was eben von einer Schnittmenge aus NPD und Freien Kameradschaften organisiert wird. In Gera wird außerdem seit Jahren das Festival "Rock für Deutschland" organisiert, bei dem letztes Jahr 5000 Nazis unter anderem der "Lunikoff Verschwörung" (ex-Landser Sänger) lauschten.
Bis 2009 existierte in Jena auch noch das "Braune Haus" als Nazitreffpunkt.
In Erfurt sind die Nazis glücklicherweise nicht so gut organisiert, so dass hier zumindest keine derartig großen "Events" stattfinden. Die regelmäßigen Versuche z.B. am 1.Mai in Erfurt Naziaufmärsche durchzuführen sind zumindest bisher immer an heftiger Gegenwehr gescheitert oder nach wenigen 100 Metern abgebrochen worden.
Aber es gibt auch ein breites Bündnis gegen Rechts, erfolgreiche Massenblockaden bei Nazi-Aufmärschen und aktiver Widerstand...eine durchaus erfreuliche Entwicklung, oder?
Auf der einen Seite natürlich ja. Die Ver- und Behinderung von Nazis ist immer eine erfreuliche Sache. Andererseits hängt die größere Beteiligung an den Massenblockaden der letzten Monate z.B. in Dresden, Erfurt oder Gera in diesem Jahr auch damit zusammen, dass sich die Bündnisse inhaltlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen - und der ist eben einfach gegen Nazis zu sein. Für viele Beteiligte bedeutet die Ablehnung von Nazis aber nicht unbedingt eine Ablehnung ihrer Inhalte: Prominente Politiker_innen beteiligen sich oft aus einer Standortlogik heraus an den Blockaden - Naziaufmärsche wirken medial halt nicht so toll für einen "weltoffenen Wirtschaftsstandort".
Wenn Leute auf der einen Seite Naziaufmärsche verhindern, auf der anderen Seite aber selbst Nationalismus oder eine rigide Einwanderungspolitik befürworten dann dient das Gegen-Nazis-Sein am Ende nur als Imagepflege für Deutschland und das ist eben nicht mein Interesse. Aber wie die Entwicklung da weiter verläuft ist ja noch nicht so recht abzusehen, vielleicht raufen sich die breiten Bündnisse ja auch mal zu einer mehr inhaltlichen Auseinandersetzung zusammen.
Weitere Infos zur Band, Fotos, MP3, Texte...:
http://www.kellerasseln-punk.de