PROUD TO BE PUNK #19
80 DIN A 5 Seiten
jan.sobe@t-online.de
Der Fokus der aktuellen Ausgabe liegt zum Einen auf der "Happy Moment-Tour" mit Kommando Kronstadt und Los Rezios, zum Anderen auf Entdeckungstour durch Wien's Subkultur sowie
der Flüchtlings- und Asylpolitik in Deutschland. Jan nimmt die aktuellen Repressionen und rassistischen Übergriffe auf Asylheimen zum Anlass, sich ausgiebig über die rassistische
Scheiße aufzuregen, gibt Tipps, wie mensch sich solidarisch gegenüber Refugees zeigen kann und verweist u.a. auch auf der vom Verein Bon Courage herausgegebene Broschüre "Von Außen sieht es nicht
so schlimm aus...doch das ist nur ein Trick". Des Weiteren resümiert Jan in diesem Zusammenhang ausführlich über den Dokumentarfilm "Can't be silent" von Liedermacher Heinz Ratz, der im Rahmen
der "Tour der 1000 Brücken" zusammen mit seiner Band "Strom&Wasser" asylsuchende MusikerInnen kennen lernte, mit ihnen eine CD aufnahm, auf Tour ging, was von Julia Oelkers 1 Jahr lang mit
der Kamera begleitet wurde. Die vielen eingestreuten Zitate der Musiker beschreiben sehr gut die menschenverachtende Asylpolitik im Alltag. Daran schließt ein Interview mit MC Nuri an, der seine
Lebenssituation beschreibt und es "krank findet, wenn Menschen wegen irgendwelchen Papieren sterben müssen" und fordert, dass "alle Menschen gleich behandelt werden müssen".
Zum Thema "Rassismus" hat sich Jan die Apartheid-Politik in Südafrika vorgenommen und legt den Fokus der Songhistory-Rubrik auf Bands mit Texten gegen die Apartheidspolitik. Sicherlich gäbe es
noch viele weitere Beispiele wie z. B. NEUROTIC ARSHEOLE's "Swapoland". Aber der Text von Nina Hagen "Südafrika, das Nazinest" ist schon radikal und sehr, sehr gut, kannte ich gar nicht. Respekt!
Im Anschluss folgt dann die Aufarbeitung der institutionellen, gesellschaftlichen, staatlichen rassistischen Apartheidspolitik.
Gesamteindruck: Bei diesen zentralen Themen rücken die wenigen gut geführten und unterhaltsamen Interviews mit DIE SCHWARZEN SCHAFE, PROFIT&MURDER in den Hintergrund.
Lediglich das kleine "Save the Tape"-Special rückt dann wieder stark in den Fokus der Aufmerksamkeit. Insgesamt eine recht wirre Ansammlung von politischen, kulturellen und persönlichen Aspekten,
die im Heft zudem geteilt und verstreut werden, was diesen Eindruck verstärkt. Das ist im Grunde schade, denn Jan verschenkt hier sein Potential, Politik, DIY als strategisches Merkmal zu
integrieren, indem sich aufgrund der stetig wechselnden Artikel und Fortsetzungen eine Überforderung einstellt, die mit einem variablen Perspektivwechsel zusammenhängt. Jan hätte gut daran getan,
die Schwerpunkte zu bündeln und/oder sich auf einen zentralen Aspekt, den er ja mit der aktuellen Asyl- und Flüchtlingspolitik mehrfach benennt, zu konzentrieren oder thematisch in Rubriken wie
"Rassismus", "Repression" etc. zu sortieren. Dennoch ist auch das aktuelle P.t.b.P überdurchschnittlich gut erarbeitet. Jan zeigt ein 100%ges Engagement für linke Praxisarbeit in Punk und sein
Fanzine ist dafür ein Beleg, dass diese auch über die Grenzen von Sachsen hinaus funktioniert.