PeTA, People for the Ethical Treatment of Animals, (Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren) ist mit über 3 Millionen
Mitgliedern weltweit die größte Tierrechtsorganisation. Ziel der Organisation ist es, durch Aufklärung, Veränderung der Lebensweise und Aufdecken von Tierquälerei jedem Tier zu einem besseren
Leben zu verhelfen. Die Organisation kämpft u.a. gegen Massentierhaltung, Pelztierhaltung, Tierversuche und Tiere in der Unterhaltungsindustrie mit teilweise kontroversen Kampagnen wie die
„Holocaust on your plate“-Kampagne, die den Holocaust für Werbung instrumentalisierte und banalisierte, PeTA gehörig Kritik und Klagen einbrachte und einen erheblichen Imageschaden davon
trug(1). Die Kampagne wurde von vielen Veganer_innen, Tierrechtsorgansiationen abgelehnt.
peta2 ist die Jugendkampagne von PeTA. Die Ziele von PeTA sind mit denen von peta2 identisch. Der einzige Unterschied ist, dass
peta2 ein Forum speziell für junge Menschen, die sich für Tierrechte interessieren, ist. Viele Punk- und HC-Bands wie ANTI FLAG, RISE AGAINST, Roger Miret (AGNOSTIC FRONT), LIFETIME, FIRST BLOOD
werben indirekt für peta2, indem sie sich in Videos gegen Tierlied und für eine vegane Lebensweise äußern oder werden interviewt und peta2 supporten. Der Webauftritt ist eine Mixtur aus Lifestyle
(Mode und Accessoires), Informationsportal und (Video)Dokumentation in jugendlicher Sprache („Das rockt!“). „Mitmachen“ bei peta2 zielt darauf ab, einen Spendenbeitrag zu leisten oder dich im
Streetteam registrieren zu lassen (und peta2-Kampagnen unterstützen, daran aktiv teilnehmen) und Rabatte beim Einkaufen im Shop zu erhalten.
Hendrik Thiele leitet die Jugendkampagne peta2 Deutschland und setzt sich jeden Tag dafür ein, dass Tierrechte & Veganismus in
Deutschland junge Menschen erreichen, die sich des herrschenden Unrechts gegenüber den Tieren bislang nicht bewusst waren.
Hendrik, stell dich bitte vor und beschreibe deine Tätigkeit bei peta2, auch bitte, wie du zu peta 2 gekommen bist.
Hi, ich bin der Head of peta2 hier in Deutschland, arbeite seit ca. 3 Jahren bei PETA und bin über ein paar Bandproben mit meinem Kollegen Jobst (Anmerkung der Red.: PEACE OF
MIND, HIGHSCORE, MÖNSTER) zu PETA gekommen. Angefangen habe ich als Praktikant bei PETA-TV, dann habe ich bei peta2 angefangen, das letzten Endes übernommen und mache seit Anfang des letzten
Jahres außerdem auch noch Kreativkonzeption für PETA.
Eine vegane Lebensweise ist auch im HC ideologisch verortet. Bist du auch durch die Musik mit Veganismus aufmerksam geworden?
Definitiv. Ich komme ursprünglich aus Bremen und bin durch meine damalige Freundin mit ca. 16 oder 17 mit der Szene affin geworden. Durch sie bin ich dann auch Vegetarier
geworden. Der Schritt zum Veganismus war nach einiger Zeit für mich damals einfach nur konsequent und die Bremer Hardcore-Szene ist ja seit jeher ziemlich vegan-freundlich.
Wie lange lebst du vegan und welche Gründe waren für dich wichtig?
Ich bin mittlerweile seit ca. 11 Jahren vegan. Da ich aus ethischer Motivation heraus erst vegetarisch und dann vegan geworden bin, war für mich das Leid der Tiere die wir
ausbeuten eindeutig maßgeblich. Ich wollte für diesen Wahnsinn so wenig wie möglich verantwortlich sein. Veganismus ist dafür der einzige Weg. Und es ist ein Weg den jeder gehen kann, wenn man
die Ausreden links liegen lässt.
Gab es ein besonderes Schlüsselerlebnis oder wie hast du dich dem Thema genähert?
Vielleicht war es damals der Song „Waste“ von Good Riddance von deren Platte „Ballads for the Revolution“ der mich endgültig hat realisieren lassen, was wir unseren
Mitgeschöpfen und uns selbst jeden Tag antun. Ich weiß noch, dass sich damals eine unglaubliche Wut und Verzweiflung in mir aufgebaut hat, aber das kennt sicherlich jeder, der Vegetarier oder
noch besser vegan wird und einem im gleichen Atemzug klar wird, dass die Welt sich nicht mit einem mitverändert.
Landwirtschaft in Norddeutschland wird immer mehr von der Agrar-Industrie geprägt. In Wietze bei Celle können seit September 2011 bis zu 400.000 Hähnchen pro Tag geschlachtet werden. Die
Nachfrage nach Billig-Fleisch ist ungebrochen hoch? Wie kann das öffentliche Bewusstsein für Forderungen nach einem verbesserten Tierschutzgesetz sensibilisiert werden, wenn sich das
Konsumverhalten nicht ändert?
Völlig richtig: Das Konsumverhalten muss sich ändern. Jeder kleine Schritt ist ein guter, aber die Leute müssen verstehen, dass Tiere Rechte haben, dass Tiere fühlende und
intelligente Lebewesen sind und keine Nahrungsmittel. 400.000 Leben pro Tag während wir so tun als wäre alles normal. Das ist Wahnsinn. Die Leute müssen ebenfalls realisieren, dass sie Raubbau an
ihrer eigenen Gesundheit betreiben, wenn sie Produkte aus oder von Tieren zu sich nehmen. In Regionen wie Cloppenburg kommt noch der Umwelt-Faktor hinzu: Dort sinkt aufgrund der immensen
Massentierhaltung und den dafür benötigten Wassermengen z.B. stetig der Grundwasserspiegel. Es muss in die Köpfe der Leute, dass wir Tierleben und unser eigenes Leben, sowie unsere Umwelt mit
Füßen treten. Das muss sich ändern.
Bürgerinitiativen gegen Mastbetriebe streiten in der Regel mit Argumenten aus Angst vor Lärm, Dreck und Gestank. Primär also Bedenken, die die körperliche Unversehrtheit der Bürger_innen
belastet, als dass die Tiernutzhaltung angeklagt wird. Was macht es schwierig, dass PeTA diesen Initiativen eine andere Argumentationslinie im Sinne des Tieres aufzeigt, um Recht zu
bekommen?
Dieselbe Problematik die Leute immer noch Fleisch, Milch und Eier essen lässt: Der Irrglaube dass es „normal“ ist „Nutztiere“ beispielsweise von „Haustieren“ zu trennen. Wir
müssen uns von diesen gewalttätigen Denkmustern emanzipieren. Wer sich dafür interessiert, sollte einfach mal den Begriff „Karnismus“ (2) googlen. Wir wurden mit der Überzeugung erzogen, dass
eines der größten Unrechte auf diesem Planeten, die Ausbeutung der Tiere, völlig legitim sei. Wer dieses Unrecht erst einmal realisiert hat, der hat auch die Chance sich mit Taten und Worten
dagegen zu positionieren. Das ist es, was PETA erreichen will: Die Menschen aufzuklären, ihnen die grausamen Fakten zugänglich zu machen und sie dann selbst eine mitfühlende wirklich auch endlich
vernünftige Entscheidung treffen zu lassen.
Die Tierhaltung ist für 18 % des Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich. Welche Forderungen hat peta an Regierung und Industrie, nachhaltige Alternativen zu schaffen?
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) kommt in einem Bericht von 2008 zu dem Schluss, dass eine pflanzliche Ernährung über 40
Prozent der Treibhausgasemissionen einsparen könnte. Weiterhin ist laut UN und zahlreicher weiterer Studien die heutige Tierwirtschaft Hauptverursacher für einige der größten Probleme unserer
Zeit. Der Klimawandel, die Trinkwasserknappheit und der Welthunger werden allesamt durch die Tierwirtschaft angeheizt. Das beste was man für die eigene Gesundheit, die Umwelt und die Tiere tun
kann ist die vegane Ernährung. Unsere Aufforderung lautet: Vegan leben. Für die Industrie würde das bedeuten auf die Produktion nicht-tierischer Lebensmittel umzuschwenken. Ein Schritt der
vielleicht aktuell unrealistisch klingt, aber definitiv allen Menschen und „Nutz“Tieren zugute kommen würde. Fleisch zu essen ist einfach nicht nachhaltig, wenn man bedenkt, wie umweltschädlich
die Tierwirtschaft ist: Beispielsweise erzeugt ein Kilo Rindfleisch so viel Emissionen, wie eine Autofahrt von 250km, verbraucht so viel Energie, wie eine 100W Glühbirne für knapp zwanzig Tage
benötigt und schluckt so viel Wasser, wie man für ein Jahr lang täglich duschen verwenden könnte! Unsere Erde hält eine derartige Verschwendung logischerweise auf Dauer einfach nicht aus. Jeder
vegan lebende Mensch hat eine eindeutig bessere Klimabilanz als ein tierprodukte konsumierender. Das ist die schlichte Wahrheit. Mehr Infos findet Ihr übrigens noch hier: www.peta2.de/meatsnotgreen
In mehreren deutschen Städten gibt es in Restaurants sogenannte fleischlose Wochentage, auch im Hinblick auf den Klimaschutz. Ist der "Veggietag" ein guter Anfang?
Es ist ein guter Anfang, aber noch besser und effektiver ist es natürlich jeden Tag zu einem „Veggietag“ zu machen. In Gent gibt es z.B. seit 2009 einen verbindlichen
vegetarischen Wochentag für alle Beamten und kommunalen Einrichtungen. Zusätzlich gibt es an den Schulen vegetarisches Essen, einen vegetarischen Stadtplan sowie eine kostenlose vegetarische
Kochbroschüre. Auch Kochkurse werden dort angeboten. Weltweit sind einige Städte diesem Vorbild gefolgt, so auch Bremen, das seit 2010 im Rahmen einer Bürgerinitiative unter Schirmherrschaft des
Oberbürgermeisters einen vegetarischen Donnerstag eingeführt hat. Was Gent und Bremen können, sollte auch andere Städte können. Die meisten Städte konzentrieren sich leider auf den Bereich von
Industrie und Verkehr und verweisen darauf, dass die Politik keinem Bürger vorschreiben kann, was schlussendlich auf dem Speiseplan steht. Doch zugleich macht die Politik Vorschriften in anderen
Bereichen, weshalb sich die Frage stellt, warum nicht auch eine Informationskampagne zum Wohle der Umwelt und der Gesundheit der Bevölkerung die positiven Auswirkungen einer vegetarischen oder
veganen Lebensweise vermittelt. Die Menschen wissen zu wenig über die Tatsache, dass sie mit dem Einkaufskorb, dem alltäglichen Essverhalten mehr zum Klimaschutz beitragen kann, als wenn sie zum
Beispiel auf ein Sprit sparenderes Auto umsteigen würden.
peta2.de wendet sich an ein jüngeres Publikum, verknüpft Lifestyle mit viel Musik, Promis, nackter Haut und kontroversen Kampagnen. Soll gezielt junges Publikum propagandaartig aufgehetzt
und ideologisiert werden?
Mit peta2.de wollen wir bestimmt niemanden „ideologisieren“ oder „aufhetzen“. Das Ziel unserer Arbeit ist es, junge Leute, in ihrer Lebensrealität abzuholen und sie in
Kombination mit Themen die für sie von Bedeutung sind, mit Aufklärungs-Infos hinsichtlich Tierrechten zu versorgen. Über solche Vorwürfe kann ich ehrlich gesagt nur genervt den Kopf schütteln.
Wir sprechen hier von zigtausenden von Tötungen zu jeder Minute des Tages. Tötungen und Qualen die allesamt komplett vermeidbar wären und unnötig für unsere Gesundheit und Wohlergehen sind. Einer
Menschenrechtsorganisation würde man diesen Vorwurf wohl kaum machen. Der Grund warum uns teilweise diese Vorurteile begegnen, ist einzig und allein darin zu finden, dass sich Leute in ihrer
Lebensweise kritisiert fühlen oder ihr Geld mit Tierausbeutung oder deren Unterstützung verdienen. Ich wäre froh gewesen, wenn meine Eltern mich vegan aufgezogen hätten, ich viel früher über
Tierausbeutung aufgeklärt worden wäre. Wir hoffen und sehen auch anhand unserer Arbeit, dass dies heutzutage schon oft Realität ist, das gibt mir extrem viel Hoffnung für meine tägliche Arbeit.
Mit peta2.de wollen wir jungen Leuten zeigen, dass es extrem einfach ist, gesund und lecker vegan zu leben.
Insbesondere die Peta-Kampagne „Der Holocaust auf Ihrem Teller“ war ein Fall für die Justiz und rief heftige Kontroversen hervor. Der Holocaust wird hier aus dem Kontext gelöst und
verharmlost. Die moralische Grenze wurde hier trotz Urteilsspruch auf Verweis der Meinungs- und Pressefreiheit überschritten. War das notwendig?
Die damalige Kampagne fand mehrere Jahre vor meiner Zeit bei PETA statt und hatte im übrigen keinerlei peta2-Bezug. Das Thema wurde damals auch sehr kontrovers unter den PETA
Mitarbeitern diskutiert. Ich persönlich bin der Ansicht, dass die heutige industrielle Tierausbeutung und die damit verbundenen unvorstellbaren Grausamkeiten solch immens gigantische Dimensionen
angenommen hat, dass sie keinen Vergleich braucht, um sich ihres Wahnsinns bewusst zu werden. Ich bin mir sehr wohl bewusst darüber, dass diese Kampagne einen zentralen Kritikpunkt an PETA
darstellt. Was ich nicht gelten lasse ist die Tatsache, dass extrem oft eben dieser Punkt herangezogen wird, um jegliche Diskussion über Tierrechte im Kontext mit PETA von vornherein zu
unterbinden. Wie auch immer, man braucht die verschiedenen Aktionen, Kampagnen und Demos von Tierrechtlern nicht gut finden. Wer aber die Kritik daran nur dazu benutzt sich keine Gedanken mehr
über unseren unsäglichen Umgang mit Tieren zu machen, macht es sich meiner Meinung nach eindeutig zu einfach.
Die Geschäftsführung von Werder Bremen hat trotz massiver Fanproteste (3) einen Sponsor mit Wiesenhof gefunden.
„Wiesenhof“ hat natürlich versucht, sein zu Recht miserables Image damit aufzuwerten, dass sie mit einem der Top-Vereine der Bundesliga ins Bett steigen, um so Sympathien zu
sammeln. Ich möchte mich hier nicht belächelnd über die Marketing-Fähigkeiten dieser Firma auslassen, aber der Shitstorm den „Wiesenhof“ damit ungewollt heraufbeschwört hat, hätte größer kaum
sein können. Werder Bremen ist finanziell auf einen Sponsor angewiesen, doch PETA hat mehrfach wiederholt grausamste Zustände in zu Wiesenhof gehörigen Betrieben aufgedeckt. Ich denke, die ganze
Debatte zeigt auch deutlich, wie sehr den meisten Menschen Tierquälerei im Grunde genommen verhasst ist. Der nächste Schritt muss sein, zu begreifen, dass es sowohl bei anderen Produzenten, als
auch in sogenannten „Bio-Betrieben“ nicht besser vonstattengeht. Solch ein Logo wie Wiesenhof, das für Tiermord und Quälerei steht, auf dem Trikot zu tragen, finden wir höchst fragwürdig. Für uns
ist die ganze Gelegenheit eine gute Chance, die grausamen Praktiken von „Wiesenhof“ und damit der gesamten Geflügelproduktion abermals ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und das tun und
werden wir tun - mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.
Die Fleischlobby hat großen Einfluss auf die Politik. Niedersächsische LandwirtschaftsministerInnen wie Funke und Astrid Grotelüschen sind selber Landwirte oder in
Massentierhaltungsbetriebe involviert. Welche Maßnahmen können solch ein Wettbewerbsvorteil verhindern?
Wir bräuchten eine komplette Revolutionierung des in Deutschland geltenden Tierschutzgesetzes, um gegen die Tierausbeutungsindustrie konsequent erfolgreich vorgehen zu können.
Politiker in Ämter zu erheben, die sie aus persönlichen wirtschaftlichen Interessen niemals verantwortungsvoll bekleiden werden, schreit natürlich geradezu nach Lobbyismus.
Zurück zum/zur Fleischkonsument_in. Diese Klientel ist es doch, die ihr Verhalten ändern kann, um Tierleid zu beenden. Medienberichte über fleischlose Kochkunst, schlechte Tierhaltung,
fleischlose Selbstversuche häufen sich. Hat sich die mediale Präsentation zum Thema Tierrecht/Veganismus allgemein verbessert und zeigen ein anderes Bild als noch vor Jahren?
Ja, definitiv. Vor ein paar Jahren gab es keine Leitartikel über Tierrechte, die Debatte über Vegetarismus und Veganismus in den großen deutschen Zeitungen. Ob der in der ZEIT,
dem SPIEGEL oder der SÜDDEUTSCHEN: Überall werden die Themen Massentierhaltung, Tierrechte, Veganismus und Vegetarismus mittlerweile regelmäßig diskutiert. Es findet ein Zeitenwandel statt und
PETA arbeitet mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften daran, dass dieser Wandel ein Maximum an Freiheit für die Tiere zur Konsequenz hat.
Trotzdem steigt der pro-Kopf-Fleischverbrauch jährlich an. Ist Veganismus immer noch eine ideologische Inselbildung, VeganerInnen eine gesellschaftliche Randgruppe oder spürst du im
Rahmen deiner PeTA-Tätigkeit ein gesteigertes Interesse?
Veganer und Tierrechtler, bzw. tierrechtsbewusste Menschen machen einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung aus. Ich selbst habe in meinen mittlerweile 3 Jahren bei
PETA allerdings krasse Veränderungen im positiven Sinne beobachten können: Sei es der immens gesteigerte Online-Traffic auf unserer Website, steigende Youtube-Clicks, Facebook-Zahlen oder
Tierrechts-Merchandise Verkäufe. Ich spüre deutlich, dass immer mehr junge Leute sich über das Thema Tierrechte informieren und ihren Lebensstil ändern. Das ist das was mich jeden Tag zur Arbeit
gehen lässt: Menschen erreichen können mit dem für das wir kämpfen.
Okay, Hendrik. Sicherlich musstest du deine vegane Lebensweise auch in deinem persönlichen Umfeld oft erklären und rechtfertigen. Wie hast du diese direkt überzeugen oder zumindest für
das Thema sensibilisieren können?
Ich habe wahrscheinlich einen ähnlichen Weg hinter mir wie die meisten langjährig vegan lebenden Leute: Zuerst wird man zum Nerv- und Frust-Veganer, der seine Umwelt damit
„terrorisiert“, dass alle sofort vegan leben müssten und alles ganz schrecklich und nicht akzeptabel sei. Stimmt ja auch: Wir leben auf einem Planeten der unvorstellbare Horror für die
allermeisten Tiere ist. Mit den Jahren und vor allem auch im Laufe meiner Zeit bei PETA habe ich allerdings begonnen ruhiger und gelassener in Diskussionen zu gehen, weil ich gemerkt habe, dass
man damit einfach mehr Menschen erreicht. Egal wie viele gute Argumente man auch auf seiner Seite hat: Keiner mag einen Klugscheißer und will sich von diesem auch noch belehren lassen. Mir ist es
wichtig, dass ich am Ende eines Gesprächs optimal die Wichtigkeit von Tierrechten in allen Aspekten für meinen jeweiligen Gegenüber beleuchtet habe und diese/r daraufhin selbst anfängt, über das
Thema gründlicher nachzudenken. Ich bin nicht vegan geworden um meinen Emotionen freien Lauf lassen zu können, sondern weil ich ein riesiges Unrecht nicht länger unterstützen wollte. Mein Job ist
es schlichtweg die Wege zu finden, die maximal viele Menschen erreichen und ansprechen und ich kann mir ehrlich gesagt keinen Beruf vorstellen, der mich mit mehr Sinn erfüllt, als diesen.
Selber kochen und probieren lassen wäre sicherlich hilfreich. Was kochst oder bereitest du am Liebsten zu?
Eigentlich esse ich superviele Sachen sehr gern: Ob das jetzt asiatisch, gut bürgerlich, Rohkost, Smoothies, Italienisch oder was auch immer ist. Selbst nachdem ich schon 1-2
Jahre vegan war, habe ich erst wirklich realisiert, dass Veganismus in keinem Aspekt eine Verzichtsernährung ist. Fleisch, Milch und Käse sind mittlerweile superleicht zu ersetzen. Manchmal
kommen auf Straßenfesten oder Festivals 14 jährige Kids auf mich zu und geben mir vegane Kochtipps. Was besseres könnte ich mir nicht vorstellen und es ist der Beweis, dass Vegan leben für sehr
viele Menschen mittlerweile das neue völlig „normal“ geworden ist.
Hendrik Thiele
Head of Creation
Tel.: +49 (0)30 6832666-02
Fax: +49 (0)30 6832666-09
E-Mail: hendrikt@peta.de
http://www.peta2.de/
Anmerkungen:
(1) So hat die "Holocaust auf Ihrem Teller"-Kampagne den Massenmord an den europäischen Juden relativiert. Verschiedene klagende Personen hatten 2004 eine einstweilige Verfügung gegen
bestimmte Bilder der „Holocaust auf Ihrem Teller“-Ausstellung bewirkt. Bilder von skelettartig abgemagerten KZ-Häftlingen neben solchen von entsprechend mageren Kühen unter der Überschrift
“Walking Skeletons” zum Beispiel. Oder Leichenberge neben Stapeln geschlachteter Schweine unter der Überschrift “Final Humiliation”. PETA legt zudem besonderen Wert auf die Feststellung, dass der
Oberste Gerichtshof Österreich auch nachdrücklich die von den jüdischen Klägerinnen unterstellten Antisemitismus-Vorwürfe deutlich zurückgewiesen hat. Das EGMR hat in seinem Urteilsspruch
begründet, dass ein Verbot der Kampagne in Deutschland aufgrund der Geschichte des Landes gerechtfertigt ist. In anderen Ländern bleibt die Werbung legal.
(2) http://www.vegane-beratung.com/Karnismus.html
(3) Facebook-Protestseite von Werder-Fans gegen Wiesenhof: https://www.facebook.com/pages/Wiesenhof-als-Werder-Sponsor-NEIN-Danke/456675767698661