YOK
"Helsingborg" CD
pocketpunk
Yok macht ein Live-Album, weil er wissen wollte, wie seine Sachen solo klingen. Die Stimmung im Supamolly ist dufte. Das Publikum hört artig zu, macht Zwischenrufe, singt mit und ist im Dialog.
Yok selbst greift zur Ukulele, Quetsche, spielt Standup-Schlagzeug und "trällert vor sich hin". Seine Stärke ist seine Stimme, ein Instrument, das die politischen Geschichten akzentuiert, die
variiert von heiserem Dirk "Dicken" Jora (SLIME) zu rauchigem Louis Armstrong und die ganze Aufmerksamkeit bekommt, die nötig ist, die scharfzüngigen radikalen, poetischen Inhalte zu
transportieren. Dabei ist Yok sarkastisch und bissig, nörgelnd und stets unbestechlich, soll heißen: er redet Klartext und ist mittlerweile selbst angepisst, dass im linken Diskurs offenbar
politische Steinewerfer* und Mundverbieter* Worte und Sätze umdrehen, neu definieren, bis sie für ihre eigene Zwecke missbraucht werden, um andere auszugrenzen, zu diffamieren, fremd zu
definieren und sich bemächtigen, über andere zu urteilen. Doch Yok verliert das Lachen nicht, stiftet nach wie vor Chaos und eine Ungemütlichkeit, die eine Bombenstimmung erzeugt. Denn Yok weiß,
dass er nicht unfehlbar ist, und dass ein offener Dialog nur möglich ist, wenn du bereit bist, deinen Standpunkt zu hinterfragen und den Protest auf die Straße trägst. Und dich nicht in
Diskussionen und Theorien verlierst. Ja, dann ist Yok completely pissed.
Im Anschluss an das Live-Konzert folgen 7 neue Studio-Songs, die mit Ukulele, Bass, Schlagzeug und Geschepper untermalt werden. Geschichten aus der Krachmacherstraße mit
Ratz-und-Rübe-Anarchismus, selten friedlich, niemals bescheiden, oft unbequem und offensiv, rappt und diskutiert Yok über Dinge, die im Rabattmarkenheft gesammelt und dann zum Explodieren, wenn
das Fass überläuft, eingetauscht werden, philosophiert und formuliert im Wandgraffiti-Style, weil alles nicht besser wird. Vielleicht auch ein Grund, warum sich die Kernaussagen in Yok's
musikalischer Biographie gar nicht verändern. Denn er kritisiert seit 30 Jahren reale Zustände, benennt Missstände und formuliert daraufhin ihre Analyse. Lachen, Weinen, Hoffen, Resignieren,
alles kaputt hauen. Yok ist immer noch in Aufruhr und liefert dafür den passenden Soundtrack und Gedankenfutter. Denn eines ist gewiss: Das (persönliche) Krisengebiet ist gar nicht so weit weg.