OX # 112
132 DIN A 4 Seiten; €5,50.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Joachim scheint sich dafür zu entschuldigen, dass dieses Mal "sehr viele Bands mit deutschen Texten" im Heft sind. Nun, bereits Kunze und Grönemeyer haben eine Deutschquote im Radio gefordert,
warum also nicht auch im OX? Doch bis es soweit ist, folgt erst mal Werbung und das Sportstudio. Ein paar Flaschen Mate später kämpft Tom van Laak mit den Tücken des Alltags und philosophiert:
"Wäre mein Körper eine Küche, mein Gehirn wäre das Sieb." Neben Port und Käse-Sandwiches probiert er Grünkernburger und bekommt Verstopfung. Das Leben ist fies und gemein. Dafür dienen PASCOW der
Party, fluchen und fauchen und erklären ihre Texte und resümieren, dass "wir musikalisch begrenzte Mittel haben, die gleichen Zutaten beim Komponieren benutzen". Auch die BROILERS hängen nicht
alleine zu Hause rum, wenn sie gute Laune haben und schreiben doch schwermütige Songs, "Rockmusik mit Punk-Wurzeln". Frank Weiffen kümmert sich um "Punk&Zensur", liefert Fallbeispiele und
konsterniert, dass "ein Eingriff der Behörden(...)ein Eingriff in die künstlerische Freiheit" ist und greift den Ansatz von Roland Seim/Berthold Seliger auf, die anderen Feindbilder zu bekämpfen,
die Konzerne, die aus Profitdenken "KünstlerInnen" buchen, die ein kulturell sauberes Image haben, während andere "KünstlerInnen" ums Überleben kämpfen.
KMPFSPRT mutieren zu "etwas anderen", sind "immer noch dabei" und "keine Techno-DJ's in Köln geworden". Anke Kalau konfrontiert Joachim mit seinen eigenen Zitaten, die sie gesammelt hat. DIE
NERVEN erklären ihren 80er_Einfluss mit dem Elternhaus, MESSER spüren den Schlusspunkt nicht und Olaf (STAGE BOTTLES) blickt auf die Bio- und Diskografie zurück. Ach mensch, irgendwann blickt
mich das "menschliche Treibholz", Peter Behrens (TRIO) mit seinem traurigen Dackelblick an. Den würde ich am liebsten in den Arm nehmen und trösten, doch Peter ist "zufrieden mit seiner
Unzufriedenheit".
Gesamteindruck: Es gibt wieder viel zu entdecken. Ein paar Schnellschüsse, viele Interviews, die sich auf Themenbereiche wie "Produktion", Songtext" und "Zukunftspläne" beziehen,
der Maßstab für quantitative Vereinbarungen. Der Schwerpunkt hätte ausgeweitet werden können, denn dann blitzt sie auf, der investigative Journalismus, die Spürnase für spannende ungeschminkte
Wahrheiten, die einen Nutzwert für kritisch denkende Punx haben, die nicht nur Infos aufsaugen und konsumieren, sondern eigenes Verhalten und Statusdenken reflektieren, damit Punk nicht zur
Routine wird.