TRUST #158
68 DIN A 4 Seiten; €2,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
www.trust-zine.de
Dolf regt sich über Bands auf, die sich (teil-)auflösen, wiedervereinigen und dann auf Tour gehen, um sich weil sie sich wieder zusammengefunden haben oder auflösen wollen und verlangt im
weiteren Verlauf, einfach mal das Gehirn einzuschalten. Stone hört sich die Silvester-Ansprache von Angie MErkel an und isst Ente süß-sauer. Aha. Jan Röhlk rätselt über Menschen die kostenlose
Maiorder-Kataloge kaufen und Umsonst-Zeitschriften abonnieren und warum Ami-Cops die Täter immer kopfvoran in den Wagen führen. Jan Tölva schaut ein paar Folgen von “Daria” und zieht Parallelen
von Serie und eigenen Problemen, definiert Ablehnung, Ausgrenzung im sozio-kulturellen Bereich und sehnt sich nach community. Am Ende ist er geheilt, austherapiert und wirkt esoterisch.
(((unartig))) ist ein Videofilm-Projekt. Im Interview gibt es Einzelheiten zur Produktion und Kulissengeplauder. SST und kein Ende. Abe Gibson, Autor von “The Blasting Concept – A guide…” stellt
sich, sein Buch und die 5 besten SST-Paltten vor. White Lung kämpfen mit dem Vorurteil, dass wenn mehr als eine Frau in der Band dabei ist, diese klingt wie BIKINI KILL. Mish hält Punk eher für
eine Einstellung, als für ein physikalisches Alter. ITCHY POOPZKID werden mit der Frage genötigt, bei der ich sofort buzzern und in Dieter Bohlen-Manier wettern würde: “Dein
Talent ist Null, und Null ist noch aufgerundet.” Fragt Stefan doch tatsächlich, was man von der neuen Platte erwarten kann. Auf 4 Seiten werden lose ausgewählte “Kutten”-Photos von Sarah
Kaufhold präsentiert, ohne dass ein Bericht, Interview folgt. Die Kutten sollen wohl für sich sprechen. HC und Punk is more than Äußerlichkeiten. Wie sagte Chi Pig (SNFU) einst, der im
Nachthemd auf die Bühne stand und in einigen Konzertberichten wegen diesem Outfit kritisiert wurde: “Wenn wir uns darüber unterhalten und es für wichtig erachten, wer was anhat, dann ist Punk
tot!” Für Carlo Kallen von BRUTAL VERSCHIMMELT/EWINGS/CHILLI CONFETTI/DIE ÜBLICHEN/BLANC ist Punk noch nicht vorbei und der Fokus auf die ehemalige R-O-R-Band verrät Geheimnisse wie den Proberaum
im Möbelhaus des Bruders von Fernsehrichter Hold, das Plattencover-Wirrwarr im Streit mit Labelhippie Egoldt und die Rechtfertigung, bei ihm eine Platte herausgebracht zu haben. Aber auch die
anderen Stationen werden aufgearbeitet und Anekdoten erzählt.
Gesamteindruck: Viel Lärm um Nichts. Mir fehlt in dieser Ausgabe der gewisse Esprit, der herausragende Anteil. Die Leidenschaft, mit der (((unartig))) wie auch Carlo Kallen
agieren, kann nicht ins Heft transportiert werden. Da fehlt der überraschende Moment, die Punk-Integrität, die in konkreten Fallbeispielen verloren geht. Das Cover suggeriert eine Titelstory, die
es im Heft leider nicht gibt. Ein paar Fotos von Kutten abzudrucken, ohne die Macherin Sarah und ihre Arbeiten und Beweggründe für das Thema näher vorzustellen, ist – gelinde ausgedrückt – eine
Frechheit.