Jugendliche sind immer eine Schlagzeile wert: als markenverliebte „Style Victims“, hippe Technologie-Trendsetter oder pragmatische Karrieristen. Als Komasäufer, die der Notarztwagen Samstagabend
aus der Disco abholt, oder Sprayer, die Privateigentum mit Graffiti verschandeln. Wenn es um die Jugend geht, ist es offenbar sexy, auf dem Klavier der Skandalisierungen zu spielen. Sei’s drum,
den „Kindern der Krise“ ist das egal. Sie zucken mit den Achseln und sagen: „Wir sind das ohnehin gewohnt: Erwachsene haben einen Tunnelblick.“
Alles in allem ist die heutige Jugend widersprüchlich, dynamisch und oft auch ein wenig oberflächlich – eben ganz so wie die Gesellschaft, die sie umgibt. Ohne großen Plan jongliert sie durchs
Leben, macht mit, so gut es eben geht – auch dann, wenn sie wenig Sinn darin sieht. Und zwischendurch feiert sie Party, um den Zumutungen des Alltags zu entfliehen. Doch sie stellt auch
unangenehme Fragen, beispielsweise: „Warum soll ich mich für Politik interessieren, wenn die Anliegen der Senioren ohnehin mehr zählen als die der Jugend?“, „Wie soll ich eine Familie gründen,
wenn es mir nicht einmal gelingt, einen guten Job zu finden?“ Kurzum: Die Jugend des 21. Jahrhunderts ist schwer zu greifen. Immer, wenn man ein klar konturiertes Bild zu
entdecken glaubt, droht es gleich wieder zu zerfließen. Das heißt: Ja, Jugendliche sind coole Lifestyle-Kids. Sie sind aber zugleich auch politisch Desillusionierte, prekäre
Berufseinstiegspraktikanten und vor allem die großen Verlierer der Krise. Und da sie selbst nicht viel daran ändern können, rudern sie nicht gegen den Strom, sondern lassen sich einfach
treiben.
Beate Großegger zeichnet ein differenziertes Bild dieser Jugend. Sie zeigt, wie aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auf das Lebensgefühl junger Menschen prägenden Einfluss nehmen.
Sie bringt die Leserin und den Leser auf Sichtkontakt mit einer Jugendkultur, die das Krisengespenst zumindest auf Zeit vergessen lässt. Und sie widmet sich dem zunehmend schwierigeren Verhältnis
zwischen Jugend und Politik. Die breite Mehrheit der Jugendlichen sieht das politische Establishment äußerst kritisch. Mitmachen wollen nur wenige.
Die Autorin:
Dr. Beate Großegger ist stellvertretende Vorsitzende und wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien. Darüber hinaus ist sie als externe Lehrbeauftragte in der
akademischen Lehre tätig – unter anderem am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, am Institut für Praktische Theologie der Universität Innsbruck, am
Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung/Abteilung für Sozial- und Integrationspädagogik der Alpen-Adria Universität Klagenfurt sowie am Department für Politische Kommunikation
der Donau Universität Krems. Sie arbeitet seit 1996 in der Jugendforschung und gilt über die Grenzen Österreichs hinaus als Expertin für junge Lebenswelten.
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