TRUST #166

TRUST #166
TRUST #166

TRUST #166
68 DIN A 4 Seiten; €2,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
www.trust-zine.de
Dolf will die Kirche kaputt kriegen und ist genervt von Menschen, die "meinen, sie hätten das Recht, nur weil sie einen Job haben, den sie machen müssen, andere Leute da mit hineinziehen zu müssen, wenn diese das gar nicht wollen".

Häh, wo mit hineinziehen lassen? In Lästereien? In den Feierabend? Oder in den Zwang des Arbeiten müssens vs. Recht auf Faulheit? Gar nicht faul ist Jan Röhlk, der in seiner Kolumne die Kapitalismus-Debatte aufgreift und sich auf Adam Smith bezieht, sozusagen der Urvater der Ökonomie, der als Erster die wohlstandsfördernde Wirkung von Arbeitsteilung und freien Märkten untersucht hat. Seine zentrale Botschaft ist umstritten, aber nicht wirklich widerlegt: Triebfeder des wirtschaftlichen Fortschritts ist der Eigennutz. Weniger eigennützig ist auch ein Arzt in der dramatischen Kolumne von Mika, der selbst  philippinischen Ärzten und organisatorischen Schwierigkeiten ausgeliefert ist. Efrim Menuck hat ebenfalls Probleme zu klären und telefoniert von Ost-Berlin mit dem Finanzamt in Kanada, bevor er sich über die ökonomische Krise in Kanada aufregt und ein ambivalentes Verhältnis zu seiner Heimatstadt Montreal hat, denn: "Eine Stadt zu lieben, heißt immer auch, sich in einem Kriegszustand mit ihr zu befinden." Überhaupt prophezeit er das Ende des Kapitalismus und outet sich als 43jähriger Plattensammler. Wo wir beim WCYT?-Label ankommen, das sich hauptsächlich auf Psych-/ProgRock, Proto-Punk spezialisiert, für Labelmate Chris muss eine "Schallplatte schwarz sein und gut klingen". Das tun auch OMEGA MASSIF, die ihren instrumentalen Kaugummi-Rock darbieten, am Applaus merken, dass den Leuten das auch gefällt, die auch schon mal zuhause den Gesang aufnehmen und ansonsten "die beste Musik machen, die ich spielen kann". RUINS OF KRÜGER haben musikalische Erfahrungen im Punk-/Indiebereich gesammelt, deren Lieder komplex sind und die Band diese schon mal durcheinanderbringt. Auch Austin Lucas ist seit der Pubertät durcheinander und weiß nicht recht, ob Punk, Country oder Bluegrass seine Wurzeln sind, weiß heute aber, was er anhören muss und Europa erlaubt ihm, die Realität in der USA besser zu ertragen.

Gesamteindruck:

Schwer zu ertragen ist diese Ausgabe auch. Denn mensch benötigt schon ganz viel Vertrauen in die unendlichen DIY-HC-Tiefen, in die das TRUST-Kollektiv eindringt, um populärkulturelle Theorien zu veranschaulichen und Diskurse anregt, die einen Brückenschlag zwischen Produzenten und Rezipienten wagt und Formalästhetik, Sozialgeschichte und Einzelanalyse als inhaltliches Strukturgebiet offenlegt.

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