NOISY NEIGHBOURS #39
68 DIN A 4 Seiten; €1,50.-
N.N, Carsten Collenbusch, Am Schloßplatz 23, 53125 Bonn
www.noisy-neighbours.com
Andrasch hat den deutschen Betroffenheitsjournalismus satt, die “pharisäerhaften Debatten”, die uns ablenken und fordert einen bürgerlichen “Empörungssturm” und Klartext. Diese Forderungen werden
in der aktuellen Ausgabe zumindest mit zwei Artikeln/Interviews auch umgesetzt. Doch zunächst gibt es einen journalistischen Schnellschuss mit Jörg Folta, der hauptberuflich das “This is
Ska”-Festival veranstaltet. Andrasch sieht in den Platten des JEALOUSY MOUNTAIN DUOS einen Angriff auf Hörgewohnheiten. Telefoninterviews in dieser Form haben so was wie ein Gespräch bei Kaffee
und Kuchen am Sonntagnachmittag. Anna Maria ist fasziniert “vom Klang bestimmter Wörter”. Gedichte und Atmosphäre im Wohlklang. Eta Carinae fotografiert und philosophiert: Verschiedene
Sichtweisen seien kein Konflikt, sondern “eine interessante Entdeckungsreise”. Ihre im Heft präsentierten Werke sind “Momente, die stark und bedeutend sind”, bei denen eine metaphysische
Verbindung entsteht. So gesehen…Robert Gwisdek von KÄPT’N PENG ist kurz angebunden und hält die Begrüßung für eine schöne Geste. Nach 21 Seiten (!!!) Tonträger-Rezensionen, die von den jeweiligen
Rezensent_innen intensiv und umfangreich kritisch geschrieben wurden, folgt dann oben erwähnter Klartext. Keule hat schon länger versucht, Gesprächspartner_innen zum Thema “Grauzone” zu finden.
Erfolglos. Nun hat er mich kontaktiert und mich zum Thema befragt. Ich gebe Hintergrundinfos zum Thema, erkläre den Begriff Grauzone, den Einfluss der extremen Rechten auf subkulturelle Bereiche
und die Auswirkungen einer vermeintlich “unpolitischen” Haltung von Bands, Labels, Fanzines etc. auf Denk- und Handlungsmuster der Konsument_innen. Darüber hinaus erkläre ich Gegenmaßnahmen und
-strategien, wie “Grauzonenbands” enttarnt werden können und empfehle wie mit ihnen umzugehen ist. Ein weiter “Klartext”-Artikel mit anschließendem Fachgespräch ist “Immer Ärger mit AMAZON”. A.K.
entlarvt das Unternehmen zusammengefasst als “billig, geizig, ausbeuterisch und monopolistisch”. A.K. fordert, dass wir selbst aktiv werden müssen. Die Debatte um die Geschäftspraktiken könnte
nur dann zum Problem für das Unternehmen werden, wenn ganz offensichtlich wird, wie sehr der einzelne Kunde in einem Loyalitätskonflikt steckt. Aber mensch sollte sich nicht nur auf das Gewissen
beziehen, sondern nach Alternativen suchen. Die gibt es doch zuhauf. Das fordert auch Manfred Wehrhahn vom RADAR-Vertrieb, andere Vertriebskanäle zu suchen, aber sich auch das Verhalten des
Konsument_innen ändern muss, weil diese gezielt beim Onlinehändler Amazon Produkte kaufen.
Gesamteindruck: Das Zine “für Musik, Film, Literatur” sollte auch in Zukunft aktuelle politische, medienkritische Themen aufgreifen, als nur reine Musikinterviews zu führen, die
– wie auch in der aktuellen Ausgabe - wenig gehaltvoll, unterhaltsam sind. Die von der N.N.-Redaktion gewählte Interview-Form (Telefon)Fragen zu stellen, stellt in der Regel zum Einen
zwar einen unmittelbaren persönlichen Kontakt her und mensch kann auf das Interview Einfluss nehmen, ist aber nicht konzentriert und vorbereitet, was durchaus spontane Reaktionen einfängt, aber
auch eine Überforderung darstellt, zu oberflächlich und wenig aussagekräftig sind die Antworten im Ergebnis. Das liegt vor allem daran, dass sich die hier geführten Telefoninterviews auf relativ
einfache Fragengegenstände begrenzen oder offensiv gestellte Fragen nicht verstanden werden.