Provinzpostille #1

Provinzpostille #1
Provinzpostille #1

Provinzpostille #1
43 DIN-A-5-Seiten (quer); €???
felix.schreibt.dir@googlemail.com

Felix paddelt nicht nur ohne Kanu, sondern schwimmt auch im Fahrwasser der FanzinerInnen und debütiert mit einem Pamphlet, das über die Provinzgrenzen hinaus blickt. Felix hat Hunger und viele alte Fanzines gefressen oder „tatsächlich bei ebay bestellt“. Gleichzeitig fordert er mehr Kreativität und ruft dazu auf, „eure Selbstgespräche zu Papier zu bringen“.

Seine Wut ist etwas Persönliches. So rechnet er ab mit dem Geist von 1976, der heute in digitale Universen verweht ist. Düster wird es auch bei BEN RACKEN, die nicht den Helden spielen und selten über Leben und Tod nachdenken. Auch Felix denkt nach und stellt fest, dass der Begriff „Grauzone“ in der Musik klar definiert ist, dieser sich aber auch u.a. in der Asylpolitik finden lässt, ja, sogar im Supermarktregal. Leider führt er die Thesen nicht weiter aus, sondern bringt den Begriff „Grauzone“ lediglich in einen Kontext mit anderen Bereichen und Ebenen und schlussfolgert, dass Grauzone etwas mit Unsicherheit zu tun hat und fordert, „den einender anderen Standpunkt“ zu diskutieren, ohne selbst sachliche Argumente oder Diskussionsstoff zu liefern, bspw. inwiefern der Begriff eine Beliebigkeit darstellt oder inwiefern konkrete Sachverhalte eindeutige Regeln benötigen. Kollege Frank Nihil stellt die rhetorische Frage, ob das Handeln und die eigene Meinung überschätzt wird und mutmaßt, dass wir niemals zugeben würden, dass wir wütend werden, wen wir nicht alles haben können. Vielleicht meint er aber Neid und Gier und arbeitet etwas am Thema vorbei. Wütend wird Felix auch bei Steuerungerechtigkeit und schießt in Stammtischmanier, wie Städte und Kommunen Objekte auf Kosten der SteuerzahlerInnen in die Höhe finanzieren und verschwenderisch mit öffentlichen Geldern jonglieren. Auch hier gibt es keine sachliche Argumentationslinie mit Fakten, sondern es bleibt bei Gedanken und subjektiven Aufregern.
Erst im Interview mit Caracol erinnert sich Felix an den geplanten Heftschwerpunkt und geht in den Dialog mit Daniel über „Grauzone“ und was „man dagegen tun kann“. Hier hätte Felix anknüpfen können und weiter InterviewpartnerInnen finden könne, die mit ihm über das Thema debattieren. Und erst dann gibt es viele Denkansätze und Positionen, die eine Diskussionsgrundlage liefern. Zum Schluss philosophiert Jonathan von KLAPPSTUHLGANG über das laufende Jahr 2014 und stellt fest, dass Schwanzgröße und Intelligenzquotient jenseits der Raumtemperatur auf einem gut besuchten Klappstuhlgangkonzert liegen.
Gesamteindruck: Wer möchte schon gern als provinziell oder als Landei gelten? Aber diejenigen, die „hinter dem Mond“ leben, schätzen das Provinzleben und sind stolz auf ihre Herkunft. Felix könnte sich diesem widersetzen und mit seiner „Provinzpostille“ fortschrittlich zeigen. Doch bleibt er zu sehr verhaftet in seiner Wut und kotzt sich in ein, 2 Sätzen aus, bevor er zum nächsten Gedanken springt. Vielleicht sollte er mal vor die Haustür gehen und gegen den Wind pissen, damit mal was wirklich aufregendes passiert.

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