OX #116
124 DIN-A-4-Seiten; € 5,50.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Sebi Stomper zieht Kompressionstrümpfe an, ernährt sich vegan und läuft von Oldenburg nach London bis in die Hollywood
Hills, guckt nie fernsehen und füllt lieber seinen Turnbeutel als die Einkaufstüte. Ede Schließmuskel ist mit der Band durch und macht lieber allein im Keller Punk. Tom Tonk gibt
das Billardspielen auf und spezialisiert sich auf Tischtennis. WOLF DOWN fahren nach Moskau und knutschen vorm Kreml für die Gleichberechtigung. Tom van Laak hört indes ein
Rauschen im Ohr, berauscht sich auch sonst mit allerlei Flüssigkeiten und beginnt, mit Laufen das Gift aus den Körper zu kriegen. Dann kommen andere Säcke zu Wort.
Bassist Craig von SICK OF IT ALL sieht im NJ-HC "intelligente Musik" und in jedem Auftritt "eine Möglichkeit, Energie abzulassen, auch negative". Ross von den
COSMIC PSYCHOS ist Farmer, säuft sich blöd und wartet seit 11 Jahren auf Regen. Farin Urlaub fühlt sich als alten Sack, wenn er live die Ansage macht, dass alle
mal nun ihre Handys/Smartphones beiseite legen und ein "tatsächliches Erlebnis zu haben", hat einen reichen Fundus an Emotionen und will in einer Ballade auch mal einen Rockpart haben. Dann
rollt der Nachwuchs. GNARWOLVES mögen Bier, Skaten und hoffen, weiterhin jeden Tag irgendwelche verrückte Sachen machen zu können. Tarblack von OKKULTOKRATI
vermischt Hochkultur und Alltagskultur und arbeitete daran, dass "unsere Musik gefährlich und catchy" sein kann. Dann ist Punk und HC abgesteckt und es folgt mit Walter Kohl (!) ein
Interview, der aus dem Schatten seines Vaters tritt und sich an der Punk-Bewegung stört, dass "die bei der Wut stehen geblieben ist, dass die keine Antworten hatten". Vielleicht sollte er heute
mal in die selbstverwaltete Zentren gehen, Frei-Räume besuchen und da sein Buch vorstellen. Kent Nielsen gibt im 9. Teil seiner persönlichen Geschichte "Wie aus mir kein Tänzer
wurde" erstaunlich detaillierte Einblicke aus den Jahren 1978 bis 1988 preis, die zum Einen die Punk-Szene in Dänemark beschreibt, im Wesentlichen aber den Alltag mit all seinen
Widerständen, Problemen, Potentialen, Perspektiven beschreibt und insofern ein ebenso spannendes Pendant zu "Peter Pank und Hardcore" darstellt.
Gesamteindruck: Das OX wurde "relauncht". Größere Schrift und Bilder, weniger Satzzeichen und Inhalt. Das OX wirkt aufgeräumt und klar strukturiert. Auch inhaltlich stelle ich
eine deutliche qualitative Verbesserung fest, was vor allem daran liegt, dass bis auf das "Sunlun"-Interview auf die vielen 4-5 Fragen-Interviews verzichtet wurde und so den Projekten, Bands etc.
ausreichend Platz zur Verfügung gestellt wird, um mehr zu erfahren als standardisierte Infos im Sinne von Vereinheitlichung.