TRUST #168
68 DIN-A-4 Seiten; €2,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
www.trust-zine.de
Dolf kritisiert die von den Herstellern limitierte Langlebigkeit von elektronischen Artikeln und fordert DAS beste Produkt, das alle Kunden-Kriterien
erfüllt. Abreagieren kann er sich beim Gemüseanbau im vom Kleingartenverein zur Verfügung gestellten Fläche. Jan Röhlk widmet sich dem Feld der musikalischen Gegen-Kultur-Industrie und
kritisiert, dass sie "Mainstream-Phänomene als subversiv" abfeiern, übertreiben und widersprüchlich sind.
Ihm fällt dabei auf, dass fast alle Chefs der poplinken Feuilletons aus der Fanzine-Szene kommen und somit ein marktwirtschaftlicher Nutzen zwischen Kulturindustrie und der Gegen-Kultur-Industrie
entsteht. Mika schildert das belebte Treiben auf dem Zentralfriedhof von Manila, während Jan Tölva sich Gedanken zum Thema Punk und Eltern/Heiraten macht und konsterniert, mit
40 lieber auf Matinee-Shows zu besuchen, wo Kinder "rumwuseln", es Kaffee und Kuchen gibt, als Platten zu sammeln, wünscht sich "unsere Szene" als einen Ort zum Wohlfühlen.
Der kritische Artikel "How to try suckless" greift die Aspekte "Bodyismus", Sexismus, Macho-Attitüde und elitäres faschistoides Verhalten in der Vegan-Szene auf. Sabrina
kritisiert speziell stylische vegane Trend-Diäten und den veganen Lifestyle, der Tierausbeutung und Herrschaftskritik ausblendet, liefert praktische Beispiele wie mensch sein Kosumverhalten
ändern kann, um die "gegebenen Macht- und Herrschaftsverhältnisse" zu überwinden. Jan Röhlk interviewt die AutorInnen des Buches "Antifa-Geschichte und Organisierung",
die selbstkritisch die Entwicklungsgeschichte, Theorien und Strukturen schildern, fordern, dass eine Zusammenarbeit im Bereich Antirassismus und Refugee-Struggle überfällig ist und äußern sich zu
Anti-Imps und Anti-Deutschen. A TIME TO STAND mussten erst geistig reifen, um solche Texte wie heute zu schreiben, Nils nimmt viel aus Punk/HC mit und integriert Ideen
(Veganismus) und Verhaltensweisen (Respekt) in seinen Alltag. WATERED aus Karlsruhe/Mannheim spielen Post-Rock und müssen sich dieses dämliche Entscheidungsfragen-Spiel stellen
(Sommer oder Winter, Sekt oder Selters...).
Gesamteindruck: Chi Pig von SNFU sieht aus wie eine Geisterbahnfigur, ihn hätte ich gerne auf dem Cover gesehen. Ansonsten gibt es in der aktuellen Ausgabe zumindest 2
lesenswerte, informative Artikel/Interviews ("How to try suckless", "Antifa-Geschichte), die Denkanstöße liefern, während der Rest quantitative Schonkost bietet und wenig aufregend ist.