PIL
v. Mari Yamazaki
192 Seiten; € (D) 16,90
ISBN 978-3-551-78600-5
www.carlsen.de
Über das Buch:
Japan 1983: Nanami schwärmt für England, britische Punkbands wie Public Image Limited – und für den DJ aus dem Musik-Café. Das Zusammenleben mit ihrem Großvater birgt für den
Teenager allerlei Überraschungen. Der soll sich um die Heranwachsende kümmern, steckt aber selber so voller Tatendrang, dass Nanami mehr als einmal die Verantwortung für ihn übernehmen
muss...
Vor der Post-Punk-Kulisse der 1980er Jahre beschreibt Mari Yamazaki mit komisch-sensiblem Charme die Konfrontation zweier Generationen - und lässt offen, welcher der beiden Hauptcharaktere nun
der wahre Punk und Rebell ist. Die Verquickung von westlicher und asiatischer Welt kommt nicht von ungefähr; die Zeichnerin und Autorin hat in ihrer Jugend Europa bereist und lebt mittlerweile in
Italien.
Gesamteindruck: Im Wesentlichen beschreibt Mari autobiographisch Momente im Teenageralter, das geprägt ist von Konflikten mit ihrem Großvater, der Institution (Privat)Schule,
Autoritäten. Die Sehnsucht, nach England zu reisen und die Leidenschaft für (Post)Punk-Bands und -musik entreißt sie aus der problemorientierten Zeit, in der sie von ihrem großen Schwarm
enttäuscht wird, in der sie Verantwortung übernehmen muss, weil ihr Großvater oft verantwortungslos handelt, der ihr in den entscheidenden Momenten aber die richtigen Ratschläge und Impulse gibt.
Und dann ist da ja noch die Definition von Punk, die Nanamis Großvater im klärenden Streitgespräch mit Nanamis "Freund" treffend beschreibt, dann sind da vielen Widersprüche zwischen Haltung und
Lifestyle, zwischen dem, was du vorgibt sein zu wollen und tust. In aufgeräumten ordentlichen Panels stecken einige Details, die die jeweiligen Emotionslage und die veränderte Mimik und Gestik
einfängt, was das Lesen dieser Momentaufnahme zu einer fesselnden und spannenden Kurzgeschichte macht. Selbst wenn die dramaturgischen Höhepunkte rar gesät sind, so bleibt doch das Verlangen und
der Hunger, aus dem moralischen Rahmen zu fallen, groß, weil die einengende Gesellschaft keinen Platz für rebellische TräumerInnen hat, in der Angepasstheit und konventionelle Prinzipien
wichtiger sind, als künstlerische Freiheit. Insofern spiegelt PIL auch eine stärker werdende Anti-Haltung wider, aber auch die Suche nach Liebe und Anerkennung.