Reinhard Kleist zeichnet Graphic Novels – politische Graphic
Novels.
Dass er es versteht, selbst schwierige und vielschichtige Themen zeichnerisch
umzusetzen, hat er zuletzt mit der Adaption der Biografie des jüdischen Boxers Hertzko Haft in „Der Boxer“ bewiesen.
Nun hat er sich mit „Der Traum von Olympia“ einem hochaktuellen Thema angenommen. Mit der unhaltbaren Situation von
Flüchtlingen weltweit beschäftigte sich der Berliner Künstler in den vergangenen Jahren immer wieder. Er recherchierte im Herbst 2012 über afrikanische Bootsflüchtlinge auf Sizilien und reiste
Ende 2013 mit einer Gruppe von Künstlern aus verschiedenen Medienbereichen in den Nordirak und gab dort in einem Flüchtlingscamp Kindern Malunterricht.
Das Zeichnen bietet Reinhard Kleist eine Form der Kommunikation über die Grenzen der Sprache hinaus. Es ist für ihn die Möglichkeit, zugänglich und komplex zugleich, anspruchsvolle Inhalte und
Themen zu vermitteln. Älteren wie jüngeren Lesern. So wurde seine Graphic Novel „Der Boxer" 2013 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie "Sachbuch" ausgezeichnet. Mit „Der Traum
von Olympia“ ergänzt und bereichert er sein Schaffenswerk um eine weitere Graphic Novel zu einem aktuellen und politischen Thema.
Mit „Der Traum von Olympia“ erzählt er die wahre und dramatische Geschichte der Leichtathletin Samia Yusuf Omar. Die Sprinterin vertrat Somalia bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Sie
gelangte abgeschlagen ins Ziel und doch verfestigte sich bei ihr ein einziger Wunsch: bei den Olympischen Spielen 2012 in London erneut an den Start zu gehen. Ihre Armut, die repressive
islamische Gesellschaft Somalias und nicht zuletzt auch die schlechten sportlichen Bedingungen im Land brachten sie zu dem Entschluss, Somalia zu verlassen und ihr Glück in Europa zu versuchen.
Ihr monatelanger Weg führte sie über Äthiopien, in den Sudan und schließlich nach Libyen, wo sie ein Boot nach Italien bestieg. Doch Italien erreichte sie nicht – bei ihrer Überfahrt in einem
Flüchtlingsboot kam sie ums Leben.
„Beinahe täglich stoßen wir beim Durchblättern der Zeitungen auf Notizen, meistens am Rand, dass im Mittelmeer Menschen ertrunken sind, die mit absurd winzigen Schlauchbooten oder völlig
überladenen Seelenverkäufern versucht haben, von der afrikanischen Küste aus Europa zu erreichen. Meistens liest man sie nicht mal mehr, die Zahlen, ob es zehn, zwanzig oder gar hunderte Tote
sind, nimmt man nicht mehr wahr. Warum bleibt die Geschichte von Samia Yusuf Omar in unseren Köpfen hängen und nicht die, der abertausend anderen, die so grausam starben?“ […] „Ich hoffe, dass
ich mit diesem Buch Samia Yusuf Omar gerecht werde und dass ihre Geschichte dazu beiträgt, unser Bewusstsein dafür wach zu halten, dass sich hinter den Randnotizen der Medien zur
Flüchtlingspolitik Schicksale und hinter den abstrakten Zahlen Menschenleben verbergen.“ Reinhard Kleist, aus dem Vorwort zu „Der Traum von Olympia“.
Reinhard Kleist hat anhand von Gesprächen mit Samias Schwester und anderen Flüchtlingen aus Somalia seine Geschichte der Samia Yusuf Omar in Bildern umgesetzt. Als Comicserie
wurde diese bewegende Geschichte bereits in der FAZ vorveröffentlicht und ist für das Buch nun komplett überarbeitet und ergänzt worden. Das Nachwort hat Elias Bierdel geschrieben,
Menschenrechtsaktivist und Mitbegründer von borderline europe.
„Ein Traum von Olympia“ erscheint Ende Januar 2015 im Carlsen Verlag.
In folgenden Städten sind Veranstaltungen mit Reinhard Kleist 2015 geplant:
Hamburg (Januar), Berlin (Februar), Leipziger Buchmesse (März), Göttingen und Köln (Juni) und Zürich (Oktober).
Zusätzlich wird es eine Ausstellung zum Comic Festival in München (ebenfalls Juni) geben.