KOETER
"Caribbean Nights" LP
Rookie Records/Cargo
"Man tut halt was man kann!" Da wo Freundschaften besiegelt werden, da geht es oft auch darum, sich gut zu verkaufen. Und später der erste Streit, die Krisen, Vorwürfe. Kleinkariert, sich zum
Affen machen und auf Szenen-Applaus warten.
Michis warme Worte sind Nackenschläge und Ratgeber, Punk mit Segelohren, ein Smalltalk im Wohnzimmer, der WG-Küche bei Mate
und Zigaretten. Die eintönige markante Stimme offenbart eine direkte, selbstbewusste Art, einen Beißreflex und eine Rotwein-Philosophie. Die ebenfalls aufs Wesentliche reduzierte musikalische
Begleitung dröhnt und wummert wie eine Trotzreaktion, die mit minimalistischen Aufwand aus der Sitzposition heraus dem Eckensteher zuwinkt. "Und auf der Suche nach Freunden oder nach Stress" sind
es die Missverständnisse, Fülle von Gedanken und Assoziationen im Kopf, die aufgesetzten Lügen, die ohne Nachzufragen adaptiert werden. Die klar dominierten Gitarrenriffs agieren wie zwei
verspielte, reife Erwachsene, die vorlaut und eigensinnig sind, mal großmäulig und mal ganz kleinlaut. Die kalkulierte Kühlheit wird mit warmen Worte, mit überraschenden Weisheiten bereichert.
"Scheiße kommt und Scheiße bleibt!" Gemütlich ist es hier. Wir machen uns nichts vor, legen die Karten auf den Tisch und schwören uns: Wir machen einiges anders, wir halten zusammen und verwalten
unser Glück. "Caribbean Nights" ist ungezwungen, locker, ehrlich und vertraut. Da kommt mensch sich näher!