Heute erscheint das neue Album “Come What May” des Düsseldorfer Singer/Songwriters
Alex Amsterdam.
"Er gibt es offen zu, genau in der Mitte des Albums. „Rockstar“ wollte er werden, der Alex Amsterdam, bereits als Kind. Glamour und Gloria. Den Zug zum Hit hatte er schon immer. Seit
Karrierebeginn tragen seine Songs diese Stimmung in sich. Einen Tag zu retten, abends, bei der Fahrt in die Dämmerung, wenn alles auf einem lastet und Akkord für Akkord
abfällt.
Oder morgens, zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang, wo nur die Tieflaster mit den Baumstämmen unterwegs sind. Allein: Alex ist ein Kind der Neunziger. Geprägt von Grunge und Indie. Das hemmt. Sorgt
für ein Gewissen. Die gefühlte Verpflichtung, süße Kerne mit rauer Kruste zum Umhüllen. „Come What May“ macht Schluss damit. Es ist der Durchbruch zu sich selbst. Zur Vielfalt. Zum Pop. Dieses
Album hätte er vor fünf Jahren noch nicht geschrieben.
Ja, Alex ist ein Kind der Neunziger. Und das heißt auch: Er hat heimliche Helden. Wie wir alle, aus dieser Zeit. „Morning Glory“ von Oasis war wichtiger als „Nevermind“. Und die CD-Sammlung
streckte ihre Äste in alle Stilrichtungen aus. Und nun? In seinem Album „Come What May“ ist alles da. Die ganz große Geste in „Miss Rainbow“. Ein „Perfect Stranger“, das Bon Jovi am Strand
geschrieben haben könnte. Ein „Breakup“, dem es gelingt, Tito & Tarantula mit frühen Roxette zu kreuzen, als Per Gessle noch rauchig hauchte. Wo früher alles Indiepop war, ist heute jeder
Song von Alex eine Überraschung – mit Augenzwinkern. „Rid Of Me“ könnte als Shuffle-Happy-Song von Phil Collins stammen. Nur würde der wohl kaum seinen Hass auf die Beach Boys ausformulieren, so
wie Alex es hier tut. „Temper Of Your Heart“ kreuzt uramerikanischen College Rock der Marke The Fray schamlos mit Disco. In „Everything Seems Right“ schleichen sich erfrischend schamlose
Hardrock-Gitarren in den luftig aufgeschlagenen Uptempo-Hit. Der Titelsong eröffnet das Album als geradezu provokant gut gelaunte Country-Folk-Nummer. Und die „Lousy Thieves“ tanzen zu Salsa- und
Bossa Nova-Rhythmen durch die Rille. So viel Spielfreude war noch nie. Geboren aus der Befreiung, die es bedeutet, sich selbst alle Leidenschaften zu erlauben.
„Come What May“ hat Alex mit fantastischen Musikern eingespielt und arrangiert. Gleich zwei Produzententeams haben daran gearbeitet. Christoph Terbuyken von der Musikhochschule Detmold, ein
jazz-erfahrener Klang-Gourmet, dessen Spannweite von Fred Frith-Neueinspielungen bis zu Monrose reicht, und Tobias Scheffel und Aljoscha Mallmann, die in ihrer Tresorfabrik bereits The Trail Of
Dead oder The Fog Joggers Beine gemacht haben. Kompositorisch allerdings ist die Platte im Gegensatz zu ihren Vorgängern ein Solo-Album. Persönlich, pur und aufrichtig wie zuletzt sein Debüt aus
dem Jahr 2008. Mit dem Unterschied, das seither über 600 Auftritte weltweit ins Land gezogen sind. Alex geht die Ochsentour. Und supportet Künstler und Musiker, die ebenfalls für weit mehr
Menschen als nur eine Indie-Gemeinde spielen. Die Superstars von Train zum Beispiel. Boyce Avenue. Fool’s Garden. Kurzum: Alle, für die „Radio“ und „Hit“ guten Gewissens schöne Begriffe sind.
Weil sie wissen, dass es beim Schreiben von Songs nicht darauf ankommt, die Musikpolizei zu beeindrucken, sondern Menschen zu bewegen. Zum Beispiel die, die um 5:30 Uhr in die Morgendämmerung
fahren, wenn nur die Tieflaster mit den Baumstämmen unterwegs sind, und die nicht wissen, ob sie beim Hören eines Albums nun melancholisch, optimistisch oder zartbitter werden sollen – und im
besten Fall alles gleichzeitig empfinden.
„Come What May“ gelingt dies besser als jedem Album von Alex Amsterdam zuvor. Es ist angekommen in der Erlaubnis, endlich alles zu dürfen. Und mit Vollgas unterwegs Richtung all der Ausfahrten
und verspielten Nebenstraßen, die sich dadurch öffnen."
(verfasst von Oliver Uschmann)