PUNKROCK! #21
116 DIN-A-4-Seiten; €4,90.-
Punkrock! Fanzine, Postfach 100523, 68005 Mannheim
www.punkrock-fanzine.de
Coverboy CJ RAMONE reflektiert wie er zur RAMONES-Familie stieß und was ihn heute damit verbindet. Joey Cape (LAGWAGON) beschreibt den Entstehungsprozess der
Alben (Gähn!) und bewirbt sein Label-Projekt (One Week Records) als "my long-time love affair with demos".
LOIKAEMIE ziehen einen Schlussstrich, nicht ohne die Vergangenheit aufzurollen, in der sie Leute vor den Kopf gestoßen haben, aber Thomas heute alles lockerer sieht. Der
Heftschwerpunkt "25 Jahre Mauerfall- Punk in Ost- und Westberlin" bietet ein 8 Augen-Gespräch wie punk in den 2 Systemen klarkam, wie punk Arbeit, Politik und das Anti-Sein leben
konnte, verdeutlichen wie Image und Aussehen noch vor der Attitüde bedeutsam war und welche Sachen (Wünsche, Träume) möglich waren.
Die omnipräsenten FSF bekommen immer noch Gegenwind zu spüren. Vielleicht, weil sie sich überall politisch eindeutig positionieren und sich auch zukünftig nicht den Mund
verbieten wollen. KRANK bekommen die Ideen fürs Texte schreiben beim Porridge-Frühstück und lungern lieber auf Demos rum, haben sich aus der Trinker-Szene verabschiedet und
müssen überlegen wie sie sich kleiden, um sich vor der Haustür frei bewegen zu können. Martin schreibt einen Armutsbericht und gibt Einblicke in Glöckchens Alltag, der etwas verpeilt ist und
lieber freiwillig auf der Straße lebt, als in der vom Amt bezahlten Wohnung. KARIES sind zufrieden mit dem Feedback, grinsen sich viel an stellen fest, dass es passt.
Was geht in Glasgow? A danger place to stay suggeriert der Punktrotter-Bericht von Andrew (DEPARTURES), zeigt aber auch viele gute Möglichkeiten, wie punk sich wohlfühlen kann
und was punk unbedingt vermeiden sollte, um nicht aus der Stadt gejagt zu werden (oder Schlimmeres). Michael und Jon betreiben die "Kombüse" in Mannheim, die für alle da ist und
auch viele CarnivorInnen beherbergt, die mal auf Fleisch verzichten wollen.
Gesamteindruck: Es gibt derzeit kein anderes Punk-Fanzine, das so professionell gestaltet ist wie das PUNKROCK!. Allerdings muss mensch sich eingestehen, dass Punk(Rock!) nicht
länger bedeutet, keine Kompromisse mehr einzugehen, denn zum Überleben bedarf es eine Zusammenarbeit mit der Lifestyle-Industrie. Punkrock! wurde vom Huber Verlag gefressen. Das muss punk erst
mal verdauen. Früher hätte es Boykottaufrufe gehagelt. Heute bedeuten Verlagsmeldungen, Szene-Accessoires einen faulen Kompromiss, trotz dieser Abhängigkeit/Kollaboration die Eigenständigkeit zu
erhalten. Insofern fungiert das neue PUNKROCK! wie andere Szeneblätter des Verlages, die über Trends der Szene, angesagte Themen der Stars und Persönlichkeiten berichten. Da wirken Kolumnen wie
"Ihr Kinderlein kaufet..." (Diana) doppelmoralisch und absurd.
Der Themenschwerpunkt "25 Jahre Mauerfall", der Artikel über veganes Essen ("Kombüse)", der "Punktrotter"-Bericht und der Politreport sind herausragende Artikel, die in dieser Form das
Ausrufezeichen hinter dem Punkrock rechtfertigen. Und ja, auch die Mischung, große Namen und DIY zu pushen ist gelungen. Und die "Was-bin-ich"-Reihe ist immer noch eine gute Idee, heiteres
Beruferaten, Lifetalk und Punk unterhaltsam zu präsentieren. Und so wächst im Punkrock! zusammen, was zusammengehört. DIY und „Kultur-Populismus“. Etwas, das mal eine Alternative aufgemacht hat
und jetzt miteinander kooperiert.