Am Anfang (2007) waren da plötzlich diese zwei leicht spackigen Typen, die halbnackt und Händchen-haltend in der knietiefen Ostsee froren. Aus Versatzstücken der Popkultur und dummen Sprüchen von
Freunden fügen Tim Brenner und Faxe System Texte zusammen, aus ein paar billigen Controllern und Plugins die Beats. Supershirt, der ebenfalls leicht spackige Name.
Ganz geil, eigentlich. Mit einem weißen Honda Prelude (‘88er Baujahr) zu den Jugendzentren und Dorfdiscos in Mecklenburg. Die anderen Bands neidisch, denn bei Supershirt muss niemand Verstärker
schleppen. Tausende Autobahnkilometer und dutzende Polizeikontrollen später auf dem Höhepunkt des deutschsprachigen Elektrobolz, einen Hit im Gepäck, der ein Superhit hätte sein sollen (8000
Mark), steigt Timo Katze in Hamburg zu und lallt “will mit”.
Das Dreiergespann professionalisiert sich und seine Trinkkultur, Audiolith übernimmt das Booking, Supershirt engagiert einen Mischer, der Getränke auf Tour macht und kauft ein Auto für die ganzen
Flaschen, die jetzt mitmüssen. Sie schreiben bis 2011 an einem völlig unzugänglichen Konzeptalbum. Als “Kunstwerk” erscheint, kann die Kritik wenig mit den experimentellen Gitarrensounds und
aberwitzigen Reimkaskaden anfangen. Doch das Publikum hat mehr Durst als das Feuilleton und kommt zur Tour. Danach Hurricane, Southside, Sputnik Springbreak, SMS, 3000 Leute, alle “8000
Mark”!
Doch dann der Absturz im Jugendzentrum Dorfen (Bayern) im Jahr 2012. Die Band ermordet einen jugendlichen Veranstalter, weil der den Club nicht gefegt und dann noch was schlechtes mit Zwiebeln
gekocht hat. Im Jahr 2014 dann ein letzter Versuch sich zu erklären. “Der Vierte Affe” biedert sich mit seinen GagaTexten bei Kindern an und macht voll auf Schule mit dem begleitend erscheinenden
Buch (90 Seiten, lauter Buchstaben!). Die Band diffundiert von Berlin aus nach ganz Ostdeutschland und jetzt kommt’s:
"Nach drei wirklich guten Longplayern und zwei EPs, wunderschönen Musikvideos, über 350 grandiosen bis beschissen Konzerten, unendlich vielen Drinks, alten und neuen besten Freunden,
Festivals, Hasslieben, Konfetti, Erfahrungen, Gaststätten, Hotelbetten, Kellerlöchern, Glühstäben, Schweinebands, geilen Bands, im Grunde war das meiste schon ziemlich geil und schön insgesamt,
danke, danke danke, ist jetzt Schluss mit Supershirt! Wir hören auf und wollen Euch alle noch ein allerletztes Mal an den Orten sehen, die uns als Band geprägt und so viel gegeben haben, an denen
wir gern waren und immer noch sind."
Die Abschiedskonzerte:
26.09. Leipzig Werk 2
01.10. Berlin Privatclub
02.10. Hamburg Hafenklang
10.10. Rostock PeterWeissHaus