3 Millionen Tiere leiden in deutschen Laboren. Der heutige Freitag steht im Zeichen der Abschaffung der Tierversuche.
Der ursprünglich im deutschsprachigen Raum verwendete Bezeichnung „Tag des Versuchstiers“ suggeriert, Tierversuche gehörten wie selbstverständlich zum Leben dazu und Versuchstieren könne man
lediglich mitleidsvoll gedenken. Darüber hinaus kam es in der Vergangenheit immer wieder vor, dass sich Experimentatoren den „Tag des Versuchstiers“ zunutze machten, um die angebliche
Notwendigkeit der Versuche „zum Wohle des Menschen“ zu propagieren.
Im Jahr 2007 wurde von einer Reihe von Tierrechts- und Tierversuchsgegnervereinen eine Umbenennung beschlossen. „Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche“ drückt unmissverständlich
aus, worum es geht: Tierversuche sind weder ethisch noch wissenschaftlich zu rechtfertigen und müssen abgeschafft werden!
Zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche fordern die bundesweiten Organisationen TASSO e.V., Ärzte gegen Tierversuche und der Bund gegen Missbrauch der Tiere von der Politik, nicht länger Milliarden Steuergelder in Tierversuche zu investieren. Im Sinne von Mensch und Tier ist eine
Kehrtwende hin zu einer ethischen und sinnvollen Forschung ohne Tierleid einzuleiten.
Nach Aussage der Vereine gleichen Tierversuche einem Lotteriespiel mit immensem Risiko, da Ergebnisse nicht zuverlässig vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. So gehen in Deutschland
jährlich mindestens 58.000 Todesfälle auf das Konto von Arzneinebenwirkungen. Trotz oder gerade aufgrund der zuvor durchgeführten Tierversuche konnten die fatalen Folgen nicht erkannt werden. Der
amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) zufolge versagen am Menschen 92 Prozent der zuvor am Tier getesteten Medikamente.
Neben der wissenschaftlichen Unzulänglichkeit des tierexperimentellen Systems führen die Tierversuchsgegner ethische Aspekte ins Feld. In deutschen Laboren sterben Jahr für Jahr mindestens drei
Millionen Mäuse, Ratten, Kaninchen, Fische, Hunde, Affen und viele andere Tiere unter dem Deckmantel des medizinischen Fortschritts. Vielfach jedoch geht es um das Ausleben fragwürdiger
Forscherinteressen. So wird untersucht, was im Gehirn von genmanipulierten Mäusen passiert, wenn sie beim Geruch von Fuchskot vor Angst erstarren. Ratten werden gezwungen, bis zur Erschöpfung zu
schwimmen, um eine Depression zu attestieren, wenn das Tier aufgibt. Affen werden Elektroden in das Gehirn getrieben, um zu studieren, wie das Tier nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm
erledigt.
Tierversuche werden jährlich mit Milliarden Euro aus öffentlichen Geldern finanziert, wohingegen die tierversuchsfreie Forschung mit nur rund vier Millionen Euro gefördert wird. Zum Vergleich: In
München entstehen derzeit drei neue Labore für 190 Millionen Euro, das Labor des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems kostet rund 300 Millionen und das des Max-Delbrück-Centrums in
Berlin etwa 61 Millionen Euro.
Die Vereine fordern die Abschaffung des Systems Tierversuch zugunsten einer ethisch verantwortbaren Wissenschaft, die beispielsweise mittels Computersimulationen, Forschung an menschlichen
Zellen, Biochips sowie Bevölkerungsstudien zu klinisch relevanten Ergebnissen kommt und gleichzeitig Tierleid vermeidet. Eine Umwidmung der für Tierversuche verschwendeten Steuermilliarden in
tierversuchsfreie Verfahren sei ein erster sinnvoller Schritt.
Der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche geht auf den Geburtstag von Lord Hugh Dowding zurück (24.4.1882 bis 15.02.1970), der sich im Britischen Oberhaus für den Tierschutz
einsetzte. Tierrechtler weltweit begehen diesen Tag mit Aktionen, um auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen.