Jedes Jahr am 1. Mai rufen weltweit Gewerkschaften zu Kundgebungen und Demonstrationen auf. Sie klagen Unternehmen an und wollen den Staat in die Verantwortung nehmen, endlich etwas für die
Lohnabhängigen zu tun.
Den Gewerkschaften fällt es leicht, das prekäre Leben der Arbeiter zu bebildern, nennen dafür aber nur immer wieder die falschen Gründe. Gerade dadurch sorgen sie dafür, dass nach erfolgreichem
„Kampf“ der Mist wieder von vorne losgehen kann.
Bittere Realität: Abhängigkeit vom Kapital
Das Gros der Menschen hat kein nennenswertes Eigentum, sie nennen nur sich und ihre Arbeitskraft ihr eigen. In der „besten aller Gesellschaften“, dem Kapitalismus, ist das eine ziemliche
Zumutung. Denn um an die alltäglichen Dinge des (Über-)Lebens zu kommen, benötigt es Geld. „Bloßer“ Hunger oder Durst sind hier kein Grund, um jemanden mit den nötigen Gütern zu versorgen.
Bedürfnisse zählen nur, wenn man zahlen kann. Denn von den Lebensmitteln bis hin zu den Mitteln der Produktion ist alles Privateigentum.
Um an Geld zu kommen, sind die Leute darauf angewiesen, gegen Lohn zu arbeiten. Sie müssen darauf hoffen, dass ein Unternehmen damit rechnet, mit ihrer Arbeitskraft Gewinne zu erwirtschaften. Ob
es diese unternehmerische Kalkulation überhaupt gibt und wie sie dann schlussendlich ausfällt – das entscheidet über Lohn oder Arbeitslosigkeit.
Der Lohn ist für die Arbeitenden stets zu niedrig und für die Unternehmen stets zu hoch. Während er für die einen das einzige Mittel zum „Über-die-Runden-kommen“ ist, stellt er sich für die
Gegenseite als lästiger, aber notwendiger Kostenfaktor dar. Aus diesem Interessengegensatz entwickelt sich notwendigerweise ein Streit um die Höhe des Lohns.
Das Mittel in diesem Kampf um den Lohn ist der Streik. Dabei wird das Unternehmen unter Druck gesetzt, indem gemeinsam der Dienst verweigert wird. Die Organisierung in Gewerkschaften stellt hier
grundsätzlich erstmal eine gute Sache dar, denn Arbeitskämpfe können kollektiv geplant, über Betriebe hinaus verknüpft und von betriebsfremden Lohnabhängigen unterstützt
werden.
Gewerkschaften heute: Falsche Freundschaften
In Deutschland werden Arbeitskämpfe in der Regel zahm geführt, Gewerkschaften verzichten freiwillig auf „zu hohe Forderungen“ und Streiks möchte man am liebsten gar nicht führen – wenn doch, dann
nur kurze Warnstreiks. Der soziale Frieden soll schließlich nicht in die Brüche gehen.
Denn hierzulande praktizieren Gewerkschaften und Unternehmensverbände Sozialpartnerschaft. Lohnabhängige und Kapital sollen miteinander versöhnt werden. Eine Auflösung ihres Gegensatzes ist
jedoch nicht möglich, er ist fundamental für die Welt des Privateigentums. Die Sozialpartnerschaft führt dazu, dass Arbeitskämpfe auf ein niedriges Maß begrenzt werden, um der Gegenseite nicht zu
sehr zu schaden. Im Klartext: Weniger Lohn für uns! Gleichzeitig wird damit der Interessengegensatz und unsere beschissene Rolle in ihm zementiert und aus der Kritik genommen.
Was ansteht: Kritik & Klassenkampf
Wenn es um unsere Bedürfnisbefriedigung gehen soll, dann muss mit der aktuellen gewerkschaftlichen Praxis aufgehört werden. Bei den heutigen Arbeitskämpfen muss mit der Sozialpartnerschaft
aufgeräumt und die Feindschaft zur Gegenseite wirklich eröffnet werden. Die Kritik an dieser bedürfnisfeindlichen Gesellschaft muss organisiert und unter die Leute gebracht werden, damit
irgendwann Schluss gemacht werden kann mit ihr! Nur dann wird es irgendwann Wohlstand für alle geben, statt Armut und lebenslanger Unsicherheit für die Meisten!
Gruppe gegen Kapital und Nation Hamburg