TRUST #171
68 DIN-A-4 Seiten; €2,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
www.trust-zine.de
Dolf fragt sich, ob man noch mit 50 ein Heft wie das TRUST machen kann? Wieso, Dolf, willst du dir ein anderes Hobby zulegen? Dackelzucht, Angeln, Schützenverein? Nee, Nee, Dolf wettert nach wie
vor gegen Religionen, Kapital und verzweifelt daran.
Jan Röhlk hat nach eine ausschweifenden Party ein Flashback und erinnert sich an BODY COUNT und alte Playlisten, sinniert über Oldies und Punk und ärgert sich darüber, dass er beim
Bäcker alles kriegen kann, aber kein stinknormales belegtes Käsebrötchen. See ya im Juni beim Endless Grind Bremen (Aber zieh dir nicht wieder diese bunte Bermuda-Shorts an, sonst kotz ich dir
auf die Sandalen).
Mika erinnert an die Züchtigungen und Strafen, die von der autoritären Regierung in Singapur verhängt und durchgeführt wird, weil Menschen Graffiti sprühen oder wegen öffentliches
"rioting". Seit kurzem ist auch Slam Dancing verboten. Dabei ähnelt dies doch eher einer öffentlichen Fitness-Übung. Egal, nun setzt es Schläge mit dem Rohrstock.
Für Jan Tölva bedeutete das Studium die Verlängerung "meiner mehr oder weniger unbeschwerten Adoleszenz" oder das Hinauszögern des Erwachsenseins.
Claas Reiners brüht die HOLD STEADY-Story auf. Hierin bewertet er diesen oder jenen Song als wichtig, wertvoll und bedeutend, erklärt, warum dieser oder jener Song wie
gemeint ist und....gähn, hallo? Indie Rock im TRUST? Ich glaub', Dolf ist doch alt!
Dann doch lieber frischen Wind mit LUCKY MALICE und ihrem Riot Grrrl Punk Rock. Wobei sie inzwischen schon Ladies sind. Sabrina Schramme stellt ganz allgemein formulierte Fragen,
die keiner guten Recherche zugrunde liegen und mit wenig Vorwissen serviert werden. Jan Röhlk, die alte Spürnase, schnappt sich Matthias und Lukas von ALTE SCHULE
MASTHORN, die "nicht gut rappen können", aber über Berührungspunkte/Unterschiede zwischen Punk und Hip Hop debattieren und sich bspw. über Mentalitäten, Treue und Dogmen Gedanken machen.
So seien SLIME sich nicht treu, sondern "hängen geblieben", Matthias hat das "sektenähnliche Gehabe" satt und Lukas ist genervt von Leuten, die "mir erzählen wollen, was Punk ist".
Lars Schubach wurde auf MAHLSTROM aufmerksam gemacht und quatscht mit 3/4 der Band im Proberaum über Hardcore mit Geschrei, Hardcore und Punk, Betonungen, künstlerischen
Anspruch und darüber, wie sehr die Band ihnen das Gefühl gibt, alles herauszulassen, und dass andere sich mit ihren Texten auseinandersetzen.
EX HEX just wanna have fun. Alva beschreibt die musikalischen Ursprünge und versucht den Hype um die Band zu erklären.
Gesamteindruck:
Nanu, es gibt gleich eine Reihe neuer, freier MitarbeiterInnen im TRUST. Indie Rock, Rap und Riot Grrrl. Ein krude inhaltliche Mixtur, die nicht immer gleich zündet, weil die
Interview-PartnerInnen selten gefordert werden und zu oft ein Kuschelkurs gefahren wird. Einzig ASM bieten konfrontative, offensive Antworten, die einen Diskurs anregen, auch im Hinblick auf die
Frage, ob Rap das neue Punk sei und was es bedeutet, wenn Leute als Gütesiegel sagen, sie seien sich immer "treu geblieben" oder "Verräter". Das sind spannende Denkansätze, die Brüche,
konservatives Denken in der Punk-Community, Veränderungen und Flexibilität aufgreift. Das sollte TRUST mal als Leitfaden aufgreifen, damit der Inhalt auch nächstes Mal wieder spannend
wird.