OX #120
132 DIN-A-4-Seiten; € 5,50.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Verdammt, wo kramt Tom Tonk immer nur die sonderbaren Platten hervor, zu denen er eine Geschichte parat hat, die wiederum in vielen Fällen nur am Rande mit Musik, Cover, Texte, der
InterpretInnen zu tun hat, als mehr eine Jugendsünde, ein Fettnäpfchen und andere Peinlichkeiten widergibt. Nach etlichen kleinen Sparten wie "legendäre Plattencover", Fotos from the pit,
Proberaum und irgendwelche Dorfpunks, steht auch Tom van Laak in der Endlosschleife zu "...und täglich grüßt das Murmeltier", trinkt, ist verkatert und bereut.
ANTI FLAG machen im Interview deutlich, worum es wirklich geht, das Denken des Einzelnen zu verändern, nicht zynisch werden, wollen eine Diskussion anregen, Ideen
entwickeln wie mensch Kommunikation, Formen des Regierens alternativ gestaltet. Dann geht es natürlich auch um die neue Platte. Justin sind die Songs extrem wichtig und sind als Band "in der
Lage, mit der (stressigen) Situation im Studio umzugeh'n." Fat Mike hat ein Musical geschrieben? Home street home, ein ShitMusical mit 45 Songs über Straßen-Punks,
Drogies und Prostituierte. Wie arbeiten eigentlich Produzenten, was bedeutet es, ein Album zu mastern? Frank Weiffen schaut über das Mischpult und klärt auf. Zig Band-Intis später lese
ich - wie immer sehr gerne - die spannende Autobiographie von Kent Nielsen und die Folge 14 "Wie aus mir kein Tänzer wurde". Kent liefert detaillierte Erinnerungen aus einer Zeit, in der
Punk sein noch sehr gefährlich war. Das wird auch in dieser Folge deutlich, die von Gewalt, zivilen Ungehorsam und Punk in Dänemark um das Jahr 1985 geprägt ist. Anke huldigt in ihrem
Artikel die Kassette und spult zurück in die Vergangenheit, die die Zukunft gehört oder zumindest in die Gegenwart gehört.
Gesamteindruck:
Bei der großen Vielfalt und Bandauswahl gibt es viel Lesestoff, der neben den Standard-Interviews immer wieder aufgelockert wird mit bspw. einer Timeline zum Bandinterview, einer Retrospektive zu
LOOKOUT RECORDS, autobiographisches (Drummer Story) oder technisches Know-How. Und gerade, wenn die Recherchenarbeit intensiver ausfällt, wenn auch neben der Musik Aspekte aufgegriffen werden,
überzeugt der Inhalt am deutlichsten.