"Ich esse ja kaum Fleisch und wenn, dann nur Bio!"
ist eine häufig geäußerte Antwort bzw. "Ausrede" für Fleisch-EsserInnen im Gespräch mit VeganerInnen/VegetarierInnen, um damit ihr Gewissen reinzuwaschen.
Außer Acht gelassen wird in dieser Argumentationslinie, dass das Lebewesen - ob in konventioneller oder biologischer Haltung - in den Transporter zur Tötungsstation (Schlachthof) gebracht wird.
Während der Fahrt und im Schlachthof schüttet es vor Angst eine Vielzahl von Stresshormonen aus, die nicht mehr vor seinem Tod abgebaut werden können und im Fleisch zurückbleiben. Man kann sich
auch vorstellen, dass je behüteter und schöner ein Tier aufgewachsen ist, desto größer muss wohl die Angst vor der neuen Situation sein.
Argumente gegen Bio-Fleisch
Ein Aspekt ist die Klimabelastung durch Freilandhaltung. Auch hier bedeutet biologisch nicht unbedingt besser. Bekanntlich belasten besonders Rinder durch ihre Verdauung die Luft mit sehr viel
Methan. Aber auch die anderen «Nutztiere», die bedingt durch diese Art der Haltung ihre Ausscheidungen im Freien absetzen, verstärken die Klimaerwärmung noch mehr. Würde es sich dabei nur um ein
paar wenige Tiere handeln – so viele, wie in der freien Natur Platz haben – wäre diese Problematik wohl kaum erwähnenswert. Aber dadurch, dass allein in der Schweiz über 1,6 Millionen Rinder
leben, lassen sich die Gase nicht mehr auf natürliche Weise regulieren.
Rinder in der Bio-Haltung werden häufig enthornt, auch wenn im Gegensatz zur konventionellen Haltung „nur“ Brennstäbe und keine Ätzstifte verwenden dürfen, damit die Wunde schneller
heilt.
Globale Klimaschäden und Hungersnöte durch Fleischverzehr
Wer als VeganerIn hin und wieder Soja ist, schadet dem Klima immer noch weniger als ein Fleischesser. Das zeigt nicht zuletzt ein einfacher Vergleich. Aus einem Kilo Sojabohnen lassen sich rund
zwei Kilogramm Tofu herstellen. Setzt man die gleiche Menge Soja als Kraftfutter in der Schweinemast ein, sind die produzierten Mengen mickrig: gerade einmal 300 Gramm Schweinefleisch sind
möglich. Das Schwein verbraucht eben auch selbst Energie. Und natürlich ernährt es sich nicht komplett nur von Soja.
Denn der Platz für die Tierhaltung ist beschränkt und nur auf diese Weise lassen sich genügend Tiere halten, um den Fleischbedarf decken zu können. Freilandhaltung mit genügend Platz für alle
Tiere umzusetzen, ist nur möglich, wenn die Nachfrage nach Fleisch sinkt.
Zudem stellt sich nach wie vor die Frage der Weltnahrungsversorgung. Egal wie die Tiere gehalten werden, durch die Verlängerung der Nahrungskette wird in jedem Fall ein Vielfaches der Menge an
Getreide verschwendet, wie wenn es direkt zu den Menschen ginge. Auch für dieses globale Problem ist Bio keine Lösung.
„Wir können es nicht rechtfertigen, Tiere als Ressourcen zu nutzen, unabhängig davon, ob wir sie ‚human’ behandeln“, sagt der amerikanische Philosoph und Jurist Gary L. Francione. Die
Menschen fühlen sich besser, wenn sie „glückliches Fleisch“ essen – doch wie kann ein totes Tier glücklich sein? Zu behaupten, es sei moralisch vertretbar, Tiere als Nahrungsquellen zu halten,
basiert auf der Annahme, dass ein früher Tod ihnen nichts ausmacht.
„Doch alle fühlenden Wesen wollen am Leben bleiben“, meint Francione – ein zutiefst pazifistischer Gedanke, der die Tiere mit einschließt.
In einem Interview mit Peta bringt der Buchautor Jonathan Safran Foer diesen Aspekt auf den Punkt:
«Die Erde wird nicht größer werden. Aber die menschliche Bevölkerung wird größer. Um Tiere auf eine Art und Weise heranzuziehen, die nicht grausam ist, braucht man sehr viel Platz. Wie sehr
wollen wir diese Ausnahme der Fleischerzeugung verherrlichen, wenn sie nicht dafür geeignet ist, alle zu ernähren?