Skateboarding kennt weder Grenzen noch Krieg
Titus Dittmann ist eine Skateboard-Ikone. Unruhig, umtriebig, nonkonformistisch - ein Querdenker auf der Überholspur. Ohne
diese Tugenden wäre er wohl nie diese Skateboard-Ikone geworden. Ende der 1970er unterrichtete er als Sport und Geographie-Lehrer Schüler des Hittorfer Gymnasiums in Münster im Skateboarding und
verkaufte die rollenden Bretter an die Pennäler zum Selbstkostenpreis.
Das war auch ein Stück weit Pionierarbeit, denn Skateboarding in Deutschland steckte Ende der 70er Jahre in den "Kinderschuhen". Die Nachfrage stieg, Titus gab seinen Lehrer-Beruf auf, gründete
das gleichnamige Skateboard-Unternehmen und schuf zugleich in Deutschland eine Skate-Bewegung. In den 1970er Jahren war die/der flexible, kreative und schnelle SkateboarderIn tatsächlich in
vielerlei Hinsicht eine Provokation. Die gesamtgesellschaftlichen Anforderungen waren Pünktlichkeit, kollektives Handeln, Disziplin, es war die Zeit der standardisierten Massenproduktion, es gab
Karrieresicherheit und sozialstaatliche Sicherungen. Die Risikobereitschaft, Nonkonformität, Flexibilität und der Individualismus der SkateboarderInnen war eine Kritik am genormten,
standardisierten und langweiligen Kapitalismus, der gemeinhin als Fordismus bezeichnet wird.
Skateboarding verbindet und wirkt insbesondere in der Orientierungsphase bei Jugendlichen extrem sinn- und identitätsstiftend. Um diese Werte positiv zu verstärken, gründete Titus im Dezember
2009 die Titus Dittmann Stiftung. Unter deren Dach fördert skate-aid nationale und internationale humanitäre Kinder- und Jugendprojekte. Titus sieht sich in der Rolle des
Anstifters.
"Als wir 2008 eine Initiative in Kabul unterstützten, wurde mir noch mal ganz deutlich, wie ideal das Skateboard auch in Krisengebieten einsetzbar ist. Nach meiner ersten Afghanistan-Reise war
mir klar: Ich will dran bleiben und noch mehr bewegen. Mit skate-aid nutzen wir jetzt die Kraft des Skateboards und unser ganzes Potenzial, um den Kindern und Jugendlichen in Krisengebieten
Hoffnung auf vier Rollen zu bringen."
Laut Titus hat das Projekt 2015 bereits alle Erwartungen übertroffen. Der Bekanntheitsgrad wächst, es gab viele, neue Kollaborationen, die ins Bewusstsein der Menschen rücken. Neue Projekte sind
entstanden. Ob vor der eigenen Haustür, in Kenia, Kapstadt, Costa Rica und Palästina. Hier wurden Skateparks eröffnet und die Philosophie übertragen: Die Welt von Kindern und Jugendlichen durchs
Rollen verändern und "ihnen einen lebenswerte und altersgerechte Entwicklung" zu ermöglichen, damit sie "gestärkt und selbstbewusst in ihre Zukunft blicken".
Mit der Skateboard-Kultur verbinde ich Eigenschaften wie Unabhängigkeit, freies Ausprobieren, Kreativität. Sind diese auch eng mit der Idee hinter Skate-Aid verknüpft?
Ja diese Eigenschaften passen sehr gut in die Philosophie von skate-aid. Wir setzen mit unseren Projekten ja bei Kindern und Jugendlichen an, die sich in der Entwicklungsphase befinden. Eben in
dieser Zeit ist es sehr wichtig den Heranwachsenden neben vorgegebenen Denkweisen auch neue Perspektiven aufzuzeigen. Skateboarden bedeutet vor allem auch, sich frei und kreativ auszuleben.
Wie lautet der Ansatz der zivilgesellschaftlichen Jugendkulturarbeit von Skate-Aid?
Unter dem Dach der Titus Dittmann Stiftung unterstützen wir mit skate-aid Projekte, die mittels des sinn- und identitätsstiftenden Skateboardings weltweit einen umfassenden Ansatz der Kinder-,
Jugend- und Entwicklungshilfe verfolgen. Über den Bau von Skateparks hinaus, arbeiten wir ganz direkt und vor Ort mit Kindern und Jugendlichen. Unser Instrument ist das Skateboard.
Was sind die Effekte, die sich beim Skateboarden insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ergeben?
Wir möchten Jugendlichen nicht nur den Spaß auf vier Rollen ermöglichen, sondern sie auch bei ihrer Entwicklung unterstützen, ihnen Orientierungshilfen bieten und zur Gleichberechtigung der
Geschlechter beitragen. Und natürlich das schaffen, was selbstverständlich klingt, es aber oft nicht ist:
Den Kindern eine echte Kindheit ermöglichen, mit Spaß, Energie und Ausgelassenheit.
Wie kann Skateboarding traumatisierte Kinder, Jugendliche in Kriegs- und Krisengebiete helfen und einen positiven Lebensinhalt geben?
Das Skateboard hat die pädagogische Kraft Kindern Werte zu vermitteln, die Ihnen bei der Verarbeitung der Erlebnisse helfen können. Dazu gehört Selbstvertrauen, Gemeinschaftsbewusstsein,
Eigenverantwortung und Zielstrebigkeit. Beim Skateboarden lernen Sie zudem „einmal mehr aufzustehen als man hingefallen ist“.
Was genau möchte skate-aid hier vermitteln und erreichen?
skate-aid möchte Jugendlichen nicht nur den Spaß auf vier Rollen ermöglichen, sondern sie auch bei ihrer Entwicklung unterstützen, ihnen Orientierungshilfen bieten und zur Gleichberechtigung der
Geschlechter beitragen. Und natürlich das schaffen, was selbstverständlich klingt, es aber oft nicht ist: Den Kindern eine echte Kindheit ermöglichen, mit Spaß, Energie und Ausgelassenheit.
Wie kann Skateboarding traumatisierte Kinder, Jugendliche in Kriegs- und Krisengebiete helfen und einen positiven Lebensinhalt geben?
Das Skateboard hat die pädagogische Kraft Kindern Werte zu vermitteln, die Ihnen bei der Verarbeitung der Erlebnisse helfen können. Dazu gehört Selbstvertrauen, Gemeinschaftsbewusstsein,
Eigenverantwortung und Zielstrebigkeit. Beim Skateboarden lernen Sie zudem „einmal mehr aufzustehen als man hingefallen ist“.
Was genau möchte skate-aid hier vermitteln und erreichen?
skate-aid möchte Jugendlichen nicht nur den Spaß auf vier Rollen ermöglichen, sondern sie auch bei ihrer Entwicklung unterstützen, ihnen Orientierungshilfen bieten und zur Gleichberechtigung der
Geschlechter beitragen. Und natürlich das schaffen, was selbstverständlich klingt, es aber oft nicht ist: Den Kindern eine echte Kindheit ermöglichen, mit Spaß, Energie und Ausgelassenheit.
Wo Kinder ohne Kindheit und Zuversicht zwischen Gewalt und Zerstörung aufwachsen müssen, treten sie Fremden zu Recht skeptisch gegenüber. Wie hast du, Titus, letztendlich vor Ort Kinder
für deine Idee begeistern können?
Es ist nicht notwendig, Kinder für das Skateboarding zu begeistern.
Das Brett hat so einen Aufforderungscharakter, dass genügend Begeisterung und Motivation von alleine entsteht.
Und darum geht es uns ja. Wir möchten, dass die Jugendlichen ohne Anleitung kreativ werden und freiwillig mit einem festen Willen dem Ziel nachgehen das Board zu beherrschen. Skateboarding ist im
Gegensatz zu vielen anderen organisierten Sportarten eine nichtorganisierte bewegungsorientierte Jugendkultur, die nicht von Lehrern unterrichtet wird, sondern Lernen am Modell (also abgucken von
besseren) praktiziert wird.
Wie schwierig gestaltet sich der Dialog an den Schnittstellen zwischen Kultur, Wirtschaft, Politik, Sozialem und jugendspezifischen Thematiken?
Grundsätzlich gestaltet sich der Dialog nicht einfach aber genau das ist auch unser Ansatz. skate-aid geht es ja eben darum zu zeigen, dass Skateboarding universell ist und eben zwischen den
Themengebieten eine Verbindung schaffen kann.
Wie wichtig sind Qualitätsmerkmale von skate-aid? Gibt es Beratungs-, Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote?
Die Qualitätsmerkmale sind natürlich sehr wichtig.
Wie werden laufende Projekte evaluiert? Wer ist verantwortlich für die Leitung, Verwaltung der Projekte vor Ort?
Da die Projekte über kurz oder lang von den Projektpartnern vor Ort selbständig weitergeführt werden sollen, sind unsere Partner vor Ort für Leitung und Verwaltung zuständig. skate-aid steht als
beratendes Organ zur Seite und gibt Hilfestellung. So wird höchstmögliche Nachhaltigkeit garantiert.
Mittlerweile gibt es auch in Afrika, Asien skate-aid-Projekte. Wie genau werden denn die Orte und Hilfen ausgewählt? Kannst du mal an einem Beispiel grob den Hilfeplan,
Entwicklungsprozess beschreiben?
skate-aid wird nur dort aktiv, wo sich bereits ansatzweise Strukturen gebildet haben. Der Impuls muss von einer Initiative vor Ort ausgehen – vorher werden wir nicht aktiv.
Okay, dafür sind eine Menge an Logistik und Orga-Arbeit notwendig. Wie wird das Team zusammengestellt und wie entstehen Kontakte vor Ort?
Das Team wird im Vorfeld mit den jeweiligen Kooperationspartnern zusammengestellt. Dazu gehören auch Aktivisten und Freiwillige. Der Projektverantwortliche knüpft vor Ort meist über das Netzwerk
der Organisationen vor Ort Kontakte.
Öffentlichkeitsarbeit ist in diesem Falle sehr wichtig, auch um mögliche Spendengelder und finanzielle Unterstützung zu erhalten, damit das Projekt erfolgreich bleiben kann. Dafür wird
auch die skate-aid-night veranstaltet. Warum ist Sport ein Katalysator, um sozialen Wandel anzustoßen?
Weil Skateboarden zum einen eine Möglichkeit ist sich selbst sportlich zu betätigen und andererseits auch soziale Kontakte entstehen lässt. Dadurch können wichtige Faktoren, wie
Gemeinschaftsbewusstsein, Eigenverantwortung und Zielstrebigkeit entstehen, die langfristig helfen können einen sozialen Wandel herbeizuführen.
Auch skate-Aid ist im Wandel. Wohin geht die Entwicklung?
skate-aid soll in den nächsten Jahren wachsen und vor allem auch internationaler werden, sodass das viele weitere Projekte weltweit entstehen und entwickelt werden können.
skate-aid braucht Fördergelder und ist auf Spenden angewiesen. Du
kannst aber auch selbst AktivistIn werden, denn beim ehrenamtlichen Engagement geht es nicht ums Geld, es geht um das Engagement jedes Einzelnen, den persönlichen Einsatz und das Herzblut, mit
dem mensch hinter einer Sache steht. Deshalb freuen sich die "AnstifterInnen" über jede Form der Unterstützung!