SO PITTED
Neo LP/CD
Sub Pop/Cargo
So Pitted sind Nathan Rodriguez, Jeannine Koewler und Liam Downey. Sie könnten in einer WG wohnen, sich am Küchentisch sitzend Gedanken machen, wie die dem langweiligen Alltag entkommen. 3 Zimmer
für 650 Dollar im Monat, da rückt mensch zusammen. Ziemlich billig für Seattle. Was treibt das Trio an?
Niedergeschlagenheit, auf die Eltern scheißen und alles anders machen, dass es sich richtig anfühlt. Die Zeiten, in denen in einem Kellerloch versiffte Parka-Typen rumgammelten und krachige laute Gitarrenmusik hören, mit verzerrten Gitarren und Dissonanzen sind noch nicht vorbei. In der WG-Küche wird diskutiert, wer welches Instrument bedient. Rodriguez und Downey wechseln einfach hin und her. Koewler spielt die Gitarre über eine Bass Amp, damit es immer hässlich schrammelig klingt und blubbert wie bei chronischen Darmproblemen. “We did start out with a mission statement but we kind of let go of it,” erzählt Rodriguez. Und wenn ich die Töne und Inhalte von "holding the void" höre, könnte hinter dieser Mission gar ein Satanskult stecken, so eindringlich und penetrant hämmert der Beat gegen die Schädelecke, während die Worte wie ein Beschwörungsritual wirken. “We’re not trying to destroy anything, and there’s no ‘movement’ necessarily. We’re all kind of weird, so it’s really easy for everyone to be themselves.” SO PITTED sind Grunge-RockerInnen wie sie im Buche stehen. In denen erklärt wird, warum Grunge helfen kann, die postpubertäre Krise besser zu ertragen. Durch Negation und Nihillismus, übersteuerten Gitarrensound und die Tatsache, dass neben "Touch me I'm sick"-Emotion, "Somebody wants to kill you"-Paranoia und "Feed me"-Appetit Beziehungskrisen, Ängste und Perspektivlosigkeiten kompensiert werden können. Und wenn das nicht reicht, schlägt das Trio solange monoton ein Akkord, bis ein Baum umstürzt oder aus einem langweiligen Job und Unterforderung eine konsequente Verweigerungshaltung etwas Kreatives entsteht, etwas, was aus Desinteresse, Frust, Wut und einem hässlichen Gefühl heraus entsteht: Erniedrigung und ein Ventil, den Frust herauszuschreien, anstatt auszurasten und Amok zu laufen. "Neo" ist der Soundtrack für introvertierte Loser, die Bestätigung suchen und brauchen, aber kein Mitleid wollen.