PLASTIC BOMB #94
80 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.- + CD
Plastic Bomb, Postfach 100205, 47002 Duisburg
www.plastic-bomb.de
Ronja stellt die aktuelle Redaktion vor, währenddessen HC-Helge au revoir sagt und sich ins Private zurückzieht (aber seltsamerweise oft fürs OX schreibt). Dafür ist
Swebo wieder reaktiviert worden und gibt Nachhilfestunden in Sachen Bildungssysteme.
THE BABOON SHOW wünschen sich, dass sich die USA und Kuba wieder vertragen und finden, dass es eine Schande ist, dass in Schweden Geflüchtete, die ihre Häuser verloren haben, nach den Ausweisen gefragt werden. TURBOSTAAT waren "schon die typischen Punker, die auf dem Dorf groß geworden sind". Politik findet bei ihnen eher im Privaten statt. Jor von PISSRINNE wird aus derselben geholt und verrät Ronja das Geheimnis, dass eine der Nachfolgebands, BLUTTAT, neue Songs einspielen. ZSK haben keine neue Songs. Das Interview knüpft aber genau am letzten Album an und kommt um 1 Jahr zu spät. Joschi ist aber immer ein dankbarer Interviewgast. Carsten von OIRO sieht die Band und das Musikmachen nicht als Arbeit an, sondern, um sich auszutauschen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. "Der DIY Gedanke zählt und nicht, ob du ein Instrument spielst(...)". Sympathisch, klug und an einer Mitmach-Kultur interessiert. Maks beschreibt auf amüsanter Schreibweise seine Abneigung gegenüber Festivals, die er genüsslich mit reichlichen Anekdoten und Insidern zelebriert. Ronja wühlt erneut in der Vergangenheit, verzichtet auf eine Einleitung und zwingt KALTFRONT einen JOY DIVISION-Stempel auf, lässt nicht locker, obwohl der Interviewgast (ich gehe mal davon aus, dass Jörg geantwortet hat), mehrfach darauf hinweist, dass sie "klingen wie sie klingen" und keine Band einen Einfluss auf den Sound hat. Lea Matika schreibt einen Artikel über DIY in Rumänien, verfügt aber nicht über weitreichende Kenntnisse, um Aussagen über "die Szene" in Städten wie Bukarest zu machen. Der Propagandaminister Vasco deckt auf, wie Lobbyisten die Politik bestimmen, greift auf seinen gesunden Menschenverstand zurück, um die Fakten hinter den Schlagzeilen zu entschlüsseln. In der Rubrik "Anders Leben" werden Personen und Projekte vorgestellt, die ehrenamtlich Geflüchtete helfen oder Eindrücke liefern wie vor Ort gearbeitet wird. In Interviews werden Personen und Initiativen mit Hilfsangebote für Geflüchtete vorgestellt, wie mensch Geflüchtete zu Hause aufnehmen kann, wie mensch auch unterwegs helfen kann. Seiten später erzählt Thees Uhlmann zu Hause in der Küche sitzende von dem Erfolg seines Buches und davon, dass er Teil der Punkszene sein wollte und davon, dass er sich einen schnellen, schmerzlosen Tod wünscht.
Gesamteindruck:
"Man sollte das P.B. vor sich selbst schützen" weiß Linus Volkmann und mutmaßt in verschwörungstheoretischer Schreibweise, dass Punk untergehen muss. Nun, manchmal wird er aus der Versenkung, respektive Vergangenheit, geholt und fängt an zu stinken, aber meist soll es ja auch darum gehen, neue Ideen zu entwickeln. Dafür gibt es im aktuellen P.B. zumindest thematisch mit Artikel/Interviews zur Flüchtlingshilfe konkrete Hinweise. Bezogen auf die Musikinterviews ist es leider so, dass ich mich frage, warum werden den immer gleichen Bands, die immer gleichen Fragen gestellt? Ist das interessant, was haben uns diese Leute zu sagen? Nichts! Deswegen interessieren mich eher die Artikel, Berichte, die nur am Rande mit Musik zu tun haben. Aber mich beschleicht die Vermutung, dass das P.B. mit dem größer werdenden Rap-Anteil im Heft auch eine neue Zielgruppe ansprechen will, um das Unity-Gefühl zu stärken, was immer das auch heißen mag...