PLASTIC BOMB #95

PLASTIC BOMB #95
PLASTIC BOMB #95

PLASTIC BOMB #95
80 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.- + CD
Plastic Bomb, Postfach 100205, 47002 Duisburg
www.plastic-bomb.de
Tobias von HAMMERHEAD hört nur noch Radio und und Norbert würde musikalisch am liebsten eine Mischung aus THE BEATLES, MOTORPSYCHO und RKL spielen. Ganz anders wird auch das Thema Pornografie erläutert. Lars und Valerie haben einen 4-seitigen Artikel zu "Feministische Pornografie" verfasst und erklären gleich am Anfang, dass der Text lediglich einen groben Überblick darüber geben soll, was feministische Pornografie ist. Es folgt eine allgemeine Definition und ein Manifest in Stichworten, welches als Richtlinie/Grundlage bei der Produktion gilt. Es werden Kritikpunkte an konventioneller Pornografie geschildert und einige Filmemacherinnen und Filme vorgestellt. Gut und wichtig, dass auch genderqueer-Produktionen und Personen porträtiert werden.

Das Ende aller Tage ist da. DISCHARGE streiten sich nicht und sind auf Kuschelkurs und werden Alben aufnehmen, bis sie ins Gras beißen. Interviewer Iron Rob ist definitiv ein DISCHARGE-Nerd und überfordert Bones, JJ und Tezz mit Fachwissen, von denen die Band noch lernen kann.
Eugen von SKEPTIKER fühlte sich von Kommerzvorwürfen beleidigt, missverstanden und erklärt das vorübergehende Bandaus, um dann leidenschaftlich von Tee- und Kräutermischungen zu schwärmen, die seine Stimme zum Goldkehlchen erklingen lassen. Reinhard Remfort ist mitverantwortlich für den Podcast "Methodisch inkorrekt", der unterhalten und informieren will, bspw. wie Druck beim Stagediven entsteht und "es eine Scheißidee ist, wenn da nur 2 Leute stehen und es nicht weh tut, wenn da 20 Leute stehen oder wie eine geschüttelte von einer nicht geschüttelten Bierdose unterschieden werden kann, ohne sie aufzumachen."
AUF BEWÄHRUNG werden neuerdings mit den BROILERS verglichen, Archi findet eher den Vergleich zu TURBOSTAAT und MUFF POTTER passend.
Lars reist in die Provinz und findet auch im Juz Burglengenfeld den lebendigen Geist des Punkrocks. Lars berichtet von der Historie des Gebäudes und dem NutzerInnnen-Wechsel von Anti-AKW-Hippies zu den Punks von Heute, die die Theke bis zum nächsten Mittag bestzen udn veganes Essen anbieten.Das Interview mit FAHNENFLUCHT ist arg kurz geraten und Häktor hat auch nicht die richtigen, offensiven Fragen zum Herauskitzeln im Gepäck. Auch Vasco verspürt keine Lust mehr und tritt als Propagandaminister zurück. Wohl auch, weil er sich ständig wiederholt und sein Fazit, dass der Kapitalismus "der Sargnagel sowohl der Marktwirtschaft als auch der gesellschaftlichen Entwicklung" ist für sämtliche seiner bisherigen Artikel gilt.  Auch DISCO//OSLO werden von Jana auf einer unbeholfenen Art im Schnellverfahren abgefertigt. Kopfschütteln ruft das Interview mit Hannes (DIE BULLEN) hervor, da die Fragen das Geschlecht Mann in den Fokus rückt: Mann als Sexobjekt, sexy Aussehen und Outfits...es geht nur um das Äußere, das Körperliche und Begriffe wie All-Male oder male-fronted Band sind per se schon diskriminierend. Ein ganz wichtiges Interview kommt erst am Ende des Heftes. Lars interviewt Suna, die als pädagogische Fachkraft in einem Frauenhaus in Oberhausen arbeitet. Es gibt keine anonymen Fallbeispiele, dafür aber ausführliche Erläuterungen als Ergänzung zum allgemeinen Flyer "Was tun bei häusliche Gewalt", also Fragen und Antworten zu Hilfe, Unterstützung, Finanzierung.

Gesamteindruck:

Interessante Ansätze gibt es immer dann, wenn die Redaktion oder InterviewerInnen den Punkrock-Sektor verlassen und Projekte, Menschen außerhalb des musikalischen Spektrums vorstellen. Die Themen "Feministische Pornografie" und "Frauenhaus" bekommen leider nicht den notwendigen Platz, diese tiefer und eindringlich zu durchleuchten. Das hätte ruhig tiefgründiger ausgeweitet werden, doch die Redaktion legt mehr Wert auf Quantität. So verblassen viele Interviews an der Oberfläche, während wichtige Aspekte nur angerissen werden. Schade, aber das PLASTIC BOMB scheut sich offensichtlich davor, neue Wege und Ideen (jenseits von Punk) auch konsequent umzusetzen. Dafür böten doch gerade die Aspekte "DIY, Selbstaneignung, soziale Projekte..." genügend Potential für diskursorientierte Inhalte auch außerhalb der musikalischen Ebene, als Bandinterviews, die die Quote erfüllen (DISCHARGE). Das führt zu einem Mindestmaß an Beliebigkeit und stellt kein außergewöhnliches Qualitätsmerkmal dar.

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