Mild in the Streets
Fat Music Unplugged
Fat Wreck Chords
Im Gegensatz zum stürmischen Vorbild des CIRCLE JERKs Klassiker "Wild in the streets" werden auf dieser neuen Fat Comp. eben mildere, sprich leise Töne angeschlagen und stimmungsvolle Häppchen
präsentiert, die als Betthupferl, zum Schwoofen und für ein romantisches Dinnerlight-Essen taugen.
Tony Sly startet das stimmungsvolle, sentimentale Geplänkel mit Klavier und Kitsch, als würden Punx nun auch die letzten Spießersäue überzeugen, dass sie eigentlich gar nicht wild und böse sind,
die in ihrer vielen freien Zeit mit Mülltonnen schmeißen, sondern auch gerne mal zu Hause sitzen, die Boots gegen Hauspantoffeln eintauschen, die Kerzen anzünden und anfangen, ganz liebevoll und
artig die Platten ihrer Großeltern aufzulegen oder schlimmer, diese zu covern. Songs wie Xanadu werden aus der Klamottenkiste geholt und abgestaubt. Punkbands und -sänger agieren als
weichgeklopfte Charmebolzen, die - wen auch immer - davon überzeugen wollen, dass sie im Grunde lieber mit Stofftieren kuscheln und Emotionen zeigen. Lediglich USELESS ID und GET DEAD halten den
Punkrock-Level, während Baz and His Orchestra (who the fuck?) total überschnappen und aus dem bereits epischen NOFX-Punksong "The decline" ein orchestralisches Spektakel arrangieren, als würde
Ludwig van eine neue packende Mini-Sinfonie komponieren, nachdem er im Punkrocksoundwonderland unterwegs war, um sich Inspirationen zu holen. Ich hingegen werfe auch weiterhin mit
Mülltonnen.
Punk als Musical, Sinfonie oder Theater ist offenbar kein ungewöhnliches Milieu mehr und verspricht - zumindest in Teilen - ein spannungsvolles Aufeinandertreffen zwischen Punk und
Konzeptkunst und die Facetten scheinen unendlich.