Lo Sound Desert (Vod)
Regie: Jörg Steineck
Dokumentarfilm | D | 2016
Farbe, S/W | 93 min
Dolby Stereo | engl. OF
www.losounddesert.com
Jörg Steineck ist Graphic Designer und Illustrator. Während seines Studiums für Film und Design
in Amerika (San Diego State University) produzierte Jörg unabhängige Dokumentationen und Kurzfilme. Jörg ist in diesem Kontext Regisseur, Kameramann und Cutter in einer Person. Sein Stil
ist geprägt von Surrealismus und Neo-Noir.
2008 skizzierte Jörg mit “Welcome To Tijuana” das hierzulande wenig bekannte Schicksal vieler Menschen in der Süd-Amerika-Flüchtlingskrise.
2011 produzierte er zusammen mit seinem Freund Christian Maciejewsk den 84-minütigen Dokumentation "Truckfighters" und experimentierte mit kreativen Elementen. Er
erzählt und zeigt die Geschichte über eine gewöhnliche schwedische Rockband auf unkonventioneller Art und Weise. Die Doku bietet verschiedene surreale grafischen Sequenzen von fiktionalen und
nicht fiktionalen Inhalten, die als Binde- und illustrative Elemente dienen. Ein spezieller grafischer Stil führt als zentrales Thema durch den ganzen Film.
Die Produktion zu Lo Sound Desert begann bereits 2005. Zunächst drehte Jörg ein Musikvideo für eine lokale Band aus Palm Desert. Hieraus entwickelte er weitere Porträts und eine
Full-length Dokumentation über die Rockmusik-Szene in der "Low desert" von Kalifornien. Nach 10-jähriger Produktion hat Jörg die selbst finanzierte Doku nun fertig gestellt.
Lo Sound Desert zeigt Porträts, Geschichten, Anekdoten von Josh Homme, Mario Lalli, Brant Bjork, Alfredo Hernandez, Scott Reeder, Sean Wheeler und vielen mehr von Bands wie Kyuss, Queens Of The
Stone Age, Yawning Man, Fatso Jetson, Mondo Generator und anderen.
Gesamteindruck:
Die Langzeit-Doku reflektiert die Attitüde der "Coachella Valley's Musikszene" mit nächtlichen Sessions und Liveacts aus den 80er Jahren bis Heute inmitten einer surreal wirkenden
Wüstenlandschaft. Kaum vorstellbar, dass in dieser Ödnis der Grundstein für die spätere internationale Ausbreitung gelegt wurde und ein eigenes Genre prägte. Die intimen Erzählungen spiegeln auch
die speziellen Lebensumstände wider, denen Menschen wie Mario "Boomer" Lalli, Sean Wheeler ausgesetzt sind. Jörg hat einen Blick für gute Kameraeinstellungen und -perspektiven, die die
Protagonisten auch ohne Worte zum Teil spleenig wirken lassen. Jörg selbst scheint sehr darauf bedacht, möglichst viele persönliche Details einzusammeln, um die Einzigartigkeit der Musik und die
Charakter der Menschen zu zeigen. Hieraus entwickeln sich Mosaike, Biografien und vor allem viele nahezu authentische Porträts. Frühe Videoaufnahmen und -Bilder zeigen die Punkbezüge. Jörg zeigt
eine visuelle Timeline, wie sich hieraus dann der typische Stoner Rock entwickelte, den Bands wie CACTUS SLIM&THE OTHER DESERT CITIES BAND 1990 in Palm Springs interpretierten, dabei
unterschiedliche musikalische Einflüsse wie Blues, Jazz, Rock and Roll, Punk aufgriffen und eine "Party first"-Haltung nicht außer acht ließen. Kurze Live-Musikshots von HALF ASTRO, DALI'S LLAMA,
YOU KNOW WHO offenbaren einen differenzierten Musikstil, den Jörg mit Interviews und einigen grafischen Spielereien wie Collagen ergänzt und aufwertet.
Die Doku ist visuell großartig inszeniert. Schnelle Schnitte, perfekter Sound, weiche Kamerafahrten und scharfe Bilder, wechselnde Porträts und die visuelle Timeline halten die Spannung und das
Erzähl-Level recht hoch. Mensch bekommt hier einen recht umfangreichen, detaillierten und persönlichen Eindruck vermittelt wie Punk in die Wüstenlandschaft kam und wie sich aus den
verschiedensten Einflüssen bis Heute eine ganz individuelle und einzigartige Spielart entwickelt hat. Ich würde mir noch zusätzlich eine Compilation mit den in der Doku aufgeführten Bands
wünschen, denn die kurzen musikalischen Ausschnitte machen Lust auf mehr, denn: Die Wüste lebt!