Es ist wieder soweit. In Rio werden die Olympischen Spiele eröffnet.
Und was in der Öffentlichkeit - zumeist unbemerkt - von langer Hand geplant wird, ist die Vertreibung von Menschen, damit die Sportgroßereignisse in (ge)schönten Bildern medial in Szene gesetzt
werden. Öffentlicher Raum wird privatisiert, die Armen in Randgebiete umgesiedelt. Das gilt dieses Jahr auch in Rio, wo zwischen 2009 und 2015 nach offiziellen Zahlen der Stadtregierung 22 059
Familien zwangsumgesiedelt wurden, das entspricht einer Zahl von 77.206 Personen(1). Die individuell verhandelten Entschädigungen sind so niedrig angesetzt und reichen - so diese
überhaupt ausgezahlt werden - nicht dafür, um eine neues Grundstück zu kaufen, was in der Folge zu Obdachlosigkeit führen kann.
Nutznießer der Spiele sind insbesondere Großgrundbesitzer, die am Bau der modernen und exklusiven Parkhäuser beteiligt sind. Hier entsteht ein Stadtveränderungsprojekt, welches nach den Spielen
mit neuen Luxusbauten für BesserverdienerInnen zur Verfügung steht. Modernität und Exklusivität für eine neue Elite, ohne störende Armensiedlungen, Entwicklung neuer Kernbereiche eines neuen Rio
de Janeiro. Mindestens 5 der beteiligten Bauunternehmen waren in den Korruptionsskandal „Lava-Jato“ verwickelt und sind mit Abstand die größten Spender für PolitikerInnen und
Parteien.
Für die Sicherheit sorgen Polizei und Militär. In der Favela Acari im Norden Rios fand Amnesty klare Indizien dafür, dass es sich bei mindestens neun von zehn Fällen von Tötungen durch die
Militärpolizei im Jahr 2014 um außergerichtliche Hinrichtungen handelte. Besonders häufig seien die Opfer junge Männer afrobrasilianischer Herkunft zwischen 15 und 29 Jahre. Die
Militärpolizei handle Amnesty zufolge nach dem Grundsatz: „Erst schießen, dann fragen“.
Die Polizei genieße praktisch Straffreiheit, da die meisten Fälle nie untersucht und die Verantwortlichen nur selten vor Gericht gebracht würden. Darüberhinaus werden junge Männern, die in dieser
Gegend wohnen, der Zugang zum öffentlichen Raum verwehrt. Neu gebaute Infrastrukturen wie Schnellbuslinien sind nur für eine bestimmte Klientel nützlich, während andere Buslinie in arme Regionen
ganz eingestellt werden, der öffentliche Verkehr ins Zentrum gekappt.
Deswegen Ja zu NOlympia!