DARK TOUCH

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DARK TOUCH

DARK TOUCH

DVD/Blue Ray
Maritim Pictures GmbH/Alive AG
Regie: Marina de Van
Drehbuch: Marina de Van
Laufzeit: 96 Minuten
Inhalt: Nachts irgendwo in der irischen Provinz: Die Möbel eines abgelegenen Hauses geraten wie von Geisterhand in Bewegung und attackieren die Bewohner. Vor den Augen der 11-jährigen Neve spielt sich ein grauenhaftes Blutbad an. Ihre Eltern werden regelrecht abgeschlachtet und auch ihr jüngerer Bruder Ciaran kann den Angriffen nicht entkommen.

Wenig später trifft die Polizei am Ort des Geschehens ein. Schnell sind Verdächtige gefunden. Neves bizarren Schilderungen glaubt niemand. Sie kommt in die Obhut eines befreundeten Paares. Doch dort wird alles nur noch schlimmer. Dunkle Mächte verfolgen Neve, die nur darauf warten, erneut zuzuschlagen.

Gesamteindruck:

Nachdem die junge Neve (gespielt von Marie Missy Keating) mitansehen musste, wie ihre Eltern von Möbeln und Gegenständen, die sich wie von Geisterhand bewegen, getötet werden und auch ihr jüngerer Bruder in ihren Armen stirbt, scheint alles darauf hinzudeuten, dass es sich bei DARK TOUCH um einen Suspense-Horror-Thriller handelt. Doch das ist ein Trugschluss. Die Regisseurin Marina de Van hat zwar einige Referenzen von Stephen Kings CARRIE einfließen lassen und oberflächlich mag es durchaus den Anschein haben, dass Marie Missy unweigerlich diese Rolle adaptiert. Doch Marina de Van deutet bereits in den ersten Sequenzen an, dass das Oberthema Missbrauch und Misshandlung von Kindern ist, was sie mit geschickt schnell geschnittenen Szenen andeutet, aber mit assoziierten Symbolbildern (Gürtel, Schuhe, schneller Atem) eindeutig bekräftigt. Unter diesem neuen Erkenntnisgewinn heraus wird schnell klar, dass nicht das Haus das Böse ist und Jagd auf Neve macht, sondern, dass sie es selbst ist, die die telepathische Fähigkeit besitzt, Gegenstände mit ihren Gedanken zu bewegen. Hier stellt sich die Frage nach dem moralischen Aspekt, ob Missbrauch/Misshandlung durch Mord zu rechtfertigen ist. Die Regisseurin erklärt das mit dem Verlust von Schutz durch die Eltern, dem Kontrollverlust und die daraus resultierende Angst, die sich bis zur Verdrängung entwickelt. In der Folge gibt es immer wieder Hinweise, wonach sich Neve ihrem Schicksal und dem Trauma hingibt. Sobald die junge Neve/Missy die mit dem Missbrauch verknüpfte Symbole sieht, entwickeln die manifestierten Bilder ein Ritual, dem sich Neve/Missy ausliefert. So entwickelt sie ein permanentes Misstrauen gegenüber Autoritäten, insbesondere auch gegenüber ihrer neuen Pflegeeltern, wo sich der Wunsch von emotionaler Bedürftigkeit nach elterlicher Zuwendung in Ablehnung und Misstrauen ändert. Zuwendung Die Regisseurin kokettiert mit diesen negativ besetzten Gefühlen mit ständigen Andeutungen, die vor allem durch den Pflegvater ausgelöst werden. Als schließlich Neve/Missy erkennt, dass sie selbst Gegenstände bewegen kann, ist sie sich ihrer Stärke bewusst. In der Folge befreit sie andere von Missbrauch betroffene Kinder und wird in ihrer Rolle zur Beschützerin, fungiert aber auch als Richterin und Henkerin, indem sie ihre Macht einsetzt, um andere zu sanktionieren.

Fazit:

In meist düsteren, klaustrophobischen Bildern durchlebt die junge Neve zunächst ein Stadium aus Angst und Zorn. Die ZuschauerInnen leiden mit, wenn die ständig weinende, schluchzende Neve/Missy in einer Opferrolle versinkt. Umso wichtiger ist der Regisseurin, den Entwicklungsprozess der Hauptfigur hin zu einem selbstbewussten starken Charakter, der weiß, was er tut, schlüssig darzustellen. Das ist ihr auch gelungen. Der Charaktersprung weg vom schluchzenden Häufchen Elend hin zur abgebrühten gefühllosen Person, die feindselige Gefühle gegen andere Menschen entwickelt mag befremdlich sein, doch bei näheren Betrachtung ist es nur die logische Folge eines misshandelten Kindes, dass sich ihrem neu gewonnen Machtgefühl und auch -instrument bewusst ist und dieses gezielt einsetzt. Nicht um Rache zu üben, sondern der Gerechtigkeit wegen. DARK TOUCH ist also weniger Horror oder Suspense, denn mehr ein Film voller Kontroverse und moralischer Rhetorik, die das Thema Missbrauch/Misshandlung thematisiert und in teilweise krassen Bildern erzählt. Der Erzählstrang ist etwas langatmig, umso radikaler entwickelt sich das letzte Drittel in einen Strudel aus Gewalt, Kontrolle, Macht, wo jegliches sensibles Vorgehen aufgegeben und eine klare Haltung präsentiert wird. Regisseurin Marina de Van ist der Versuch geglückt, das Thema Missbrauch mit einer emotionalen und mentalen Intelligenz darzustellen und begleitet die ZuschauerInnen mit angemessener Empathie durch die schaurig dunkle Seele eines verstörten Kindes.

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