WIZO - DER

WIZO - DER
WIZO - DER

WIZO

DER
Hulk Räckorz/Edel
BLITZKRIEG haben mit "Pogo, Pogo, Patz, Patz" alles verbraten, was sie scheiße finden. Auch Axel macht gleich im 1. Song deutlich, dass Anarchie machbar ist, das System scheiße ist und verarbeitet alles, was ihn stört und versenkt gehört. Ein Song voller Klischees und Parolen, mitsingkompatibel wie ein Kinderlied mit Abzählversen. Simpel, neidrigschwellig, pogotauglich und hohem Schunkelfaktor.

Aber mensch kann ja gar nicht oft genug betonen, dass es auch mal einfach und klar sein muss, die Scheiße beim Namen zu nennen, damit wir kapieren, dass der Rechtsruck, aber auch religiöser Fanatismus "erst der Anfang einer gigantischen Katastrophe für den ganzen Planeten" ist. WIZO mach auch in "Wahlkrampf" weiter Dampf und entlarven den politischen Wahlkampf als Instrument für Macht und Gier. Politisch, kritisch und mit einer vollen Kanne Punkrock laufen auch die weiteren Songs wie "Verwesung" gut und flüssig in die Synapsen rein. Sind wir nicht alle ein bisschen Antifa? Zwischen Kindergeburtstag und Anti-Nazidemo bewegt sich der Zeitgeist, der auch mal zurück blickt, als Punk noch gefährlich war, wo Mülltonnen und Molotow-Cocktails werfen zum guten Ton einer gegenkulturellen Bewegung gehörte ("Déjà vu", "Chaostage '94"), die mit Wut im Bauch die Zähne zeigt und das Maul aufmacht. WIZO haben stets ein Gespür für tolle warme Melodien und Mitsing-Refrains, die Rebellion und Widerstand versprühen, die einfach gehalten sind und Spaß machen. WIZO hausieren für ein Recht, sich die Haare grün zu färben und öffentlich Gegen Nazis-Aufnäher tragen zu dürfen. Dabei gibt es immer auch (selbst)ironische Zwischenrufe und -töne ("Hässliche Punker"), die sich mal in karibische Klänge ("Apocalypso") wiederfinden, mal schlagerartig seziert werden, um in der gegenwärtigen miesepetrigen Stimmungslage das Feiern nicht zu vergessen. "DER" enthält überschäumende Stimmungshits und ernste Töne, die auf einem niedrigen Niveau angesiedelt sind, aber so ausgeschmückt werden, die eigene professionelle Kreativität und Fachlichkeit zu
nutzen, Anregungen und Mut zu machen, die Wünsche, Ängste und Probleme zu verstehen. Stärke zeigen und Schwächen aufzeigen ermöglicht, sich für Veränderungen zu öffnen. "DER" ist aber auch Konfrontation und Konflikt zwischen Akzeptanz und Offenheit für den Menschen, so wie er ist, und der Zumutung, sich zu verändern und die Akteursrolle im eigenen Leben anzunehmen. Gegen alles zu sein, ist dabei wenig hilfreich, aber durchaus legitim. Und was gibt es bei dir heute Mittag zu essen?

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