Heute stand in der Zeitung ein Artikel zu einer Studie, aus der hervorgeht, dass 43% der teilgenommenen ProbantInnen der Meinung sind, "früher war alles besser" und sehnen sich zurück in die 80er Jahren, in denen es einer/m richtig gut ging, der Wohlstand auf den Höhepunkt war und es keinerlei Zukunftsängste gab. Die Befragten haben heute mehr Ängste und Sorgen (German Angst), als noch in den 80er Jahren. Ich frage mich ernsthaft, warum das so ist und denke, dass der Mensch schnell vergisst, was ihn früher gestört und angst gemacht hat. Unser Gehirn behandelt negative Erlebnisse anders als positive.
Oder genauer: es vergisst negative schneller und behält die positiven länger. Das ist irgendwie beruhigend. Die unschönen Erinnerungen verblassen im Laufe der Zeit, die schönen bleiben. Wir
erinnern uns an das, was gut war, das schlechte wird verdrängt. Umso erstaunlicher ist es mit den gegenwärtigen Erinnerungen und Ereignissen, die uns offenbar irritieren, die wir nicht
vorhersehen können, die uns Angst machen: Die Politik erklärt uns nur kurzfristig, was sich ändert. Wir wollen aber abschätzen, welche Entscheidungen mit welchen Folgen sich auf lange Sicht auf
unser Leben auswirkt. So schwelgen wir in Nostalgie und gehen heute kein Risiko mehr ein. Wir klammern uns an Erinnerungen und misstrauen Institutionen, PolitkerInnen und Autoritäten. Rechte
Parteien wie die AfD fördern das Gefühl der Nostalgie und schürt Ängste, die sich manifestieren. Verlust der D-Mark, Kritik an EU-Bürokratie und dem Gefühl von nationalem Souveränitätsverlust.
Das ist alles andere als eine nachhaltige vernunftbegabte Entwicklung.
„Eine Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ lautet
es im Brundtland-Bericht
von 1987 für unsere gemeinsame Zukunft.
Zusammenfassend heißt es in dem letzten Kapitel mit dem Titel "Handeln tut not":
"Die Veränderungen gehen so schnell vonstatten, daß die wissenschaftlichen Disziplinen und die gegenwärtig vorhandenen Einrichtungen zur Beurteilung und Beratung nicht mithalten können. Die
Versuche politischer und wirtschaftlicher Institutionen ..., sich auf die Schwierigkeiten einzustellen und sie zu bewältigen, scheitern. Viele Menschen, die Wege suchen, diese Probleme politisch
zur Sprache zu bringen, sind über die Entwicklung zutiefst beunruhigt. ... Damit die Einstellungen sich verändern und eine Neuorientierung von Politik und Institutionen zu beziehen, darauf, was
heute erreicht werden kann und muß. Aber um die Möglichkeiten für künftige Generationen offenzuhalten, muß unsere Generation heute beginnen, und zwar gemeinsam beginnen, national und
international. ... Wir sind einstimmig überzeugt, daß für die Sicherheit, das Wohlergehen und das Überleben des Planeten selbst dieser Wandel heute beginnen muß."
Damals wie Heute heißt es unisono: Wir brauchen eine neue Ethik des menschlichen Überlebens - und wir brauchen sie bald.
Doch: Fast alle gesellschaftlichen Probleme von Nationen die am Kapitalismus partizipieren entstehen durch stark ungleiche Verteilung von Geldern. Mag sein, dass der Kapitalismus rosige Jahre
hatte. Im Moment scheint er eine ganze Gesellschaft zu spalten oder gar zu zertrümmern. Ein System in dem Geld die Chance auf mehr Geld erhöht, Macht die Chance auf mehr Macht und Armut die
Chance auf nichts außer mehr Armut ist schlichtweg auf Dauer nicht tragfähig.
In diesem Sinne: Es gibt kein Zurück!