Hört Franka eigentlich noch Black Metal?
v. Mikis Wesensbitter
238 S.,19×13,5cm; 13€ (D)
Edition Subkultur
ISBN: 978-3-943412-27-7
Inhalt: Als Kirk plötzlich und unerwartet einen Brief von seiner Exfreundin Franka in seinem Briefkasten findet, ist er verwirrt, geschockt und sauer zugleich. Schließlich
ist Franka vor Jahren einfach so abgehauen, ohne Tschüss zu sagen. Und jetzt lädt sie ihn zu sich nach Schweden ein?! Trotz seiner Zweifel und Ängste macht Kirk sich zusammen mit dem Rest der
alten Clique auf den Weg nach Norden. Im Gepäck jede Menge Bier, vergessene Erinnerungen, mysteriöse Psychopharmaka und haufenweise Fragen:
- Warum ist Franka einfach so verschwunden?
- Haben wir noch genug Alkohol?
- Was ist der beste Burzum-Song?
- Können Menschen sich ändern?
Und natürlich ganz wichtig: Hört Franka eigentlich noch Black Metal?
Gesamteindruck:
Mikis hat 12 Jahre an dieser Geschichte geschrieben. Insofern sind die Haupt-Charaktere, insbesondere Kirk und Rouven mitgewachsen, haben sich entwickelt und verändert. Das hat Mikis auch ganz
schlüssig dargestellt. Was auffällt, ist die etwas holperige Sprache, die er den Charakteren anhaftet und die etwas an der Realität vorbeigeht. Im Wesentlichen beschreibt er die Begegnungen der
Charaktere als ständigen Auslöser, um sich maßlos zu betrinken und in der ersten Staffel auch irgendwelche Pillen einzuschmeißen. Mikis versteht es, die daraus folgenden Visionen und Rituale
detailreich zu beschreiben. Aber die ständigen Wiederholungen aus Alkohol-, Tabletten- und Marihuanakonsum beginnen auch zu langweilen. Besonders in der 2. Staffel wird die Geschichte von Kirk,
der nach Chile reist, dermaßen übertrieben erzählt, dass sie unglaubwürdig wird. Interessant allerdings ist die Tatsache, wie Mikis seine Charaktere entfalten lässt, was sich erst nach der
Loslösung aus Kirks Wohnung einstellt. Die Idee, sich von dem Geld aus den Lottogewinnen einen Gasthof in der Uckermark zu kaufen und diesen als Action-Event-Kneipe zu führen (Rouven) und einen
alkoholfreien Schnaps, "Wesensbitter Erntebrand" (Kirk), zu produzieren, ist genial und unbedingt vorstellbar.
Mikis wirft immer wieder die Frage auf, welcher BURZUM-Song der beste sei, und lässt dabei einfach unerwähnt, dass Burzum alias Varg Vikernes während der Verhaftung im Gefängnis eine eigene
Form der Rückbesinnung auf das nordische Heidentum entwickelt hat, die eine naturverbundene Bodenständigkeit mit esoterischem Unfug und rassistischen Gedankengut verknüpft. Bis in die späten
Neunziger pflegte er Kontakte zu extrem rechten Organisationen. Nicht nur sein Frühwerk, auch seine Äußerungen gegenüber der Presse und sein selbstbewusstes Auftreten vor Gericht machten ihn zu
einer Kultfigur der extremen Rechten. Mikis oder der Verlag hätte(n) gut daran getan, einige Anmerkungen zu dieser realen Person im Anschluss des Buches nachzuliefern.
Zumindest die Charaktere kommen nach viel Sex, Drugs und Black Metal zur Erkenntnis, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als die Fragen nach dem besten Burzum-Song.
Was die LeserInnen aus diesem Mix aus Roadmovie, Liebesroman und Abenteuergeschichte mitnehmen, ist sicherlich der Eindruck, dass mensch loslassen sollte, nicht krampfhaft an etwas festhalten,
das verloren oder vergangen ist.
Kirk spürt, dass es ihm die Nähe zu Franka schadet – er nicht in der Lage zu sein scheint, dieses innere Festhalten zu beeinflussen. Das Buch ist also auch ein oberflächlicher Beziehungsratgeber,
in der es nicht um die Schuldfrage geht, sondern um Versöhnung und befriedigende Antworten. Um vergangene Kümmernisse, alte Verletzungen, verflossene Lieben, gescheiterte Versuche usw. endgültig
loszulassen, muss mensch meistens etwas akzeptieren. Liebe ist mächtig, unergründlich, tief, verletzend und scheint mehr wert zu sein angesichts eines guten Endes.