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Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden

Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden
Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden

Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden
v. Alex Gräbeldinger
216 Seiten; €9,90.-
ISBN: 9783981277241
Tante Guerilla
Hintergrund: Alex Gräbeldinger - »Punk, Opfer, Philosoph, Wahnsinniger, Vollidiot«. Seit Mitte der Nullerjahre schreibt er sich als Kolumnist des Ox-Fanzines um Kopf und Kragen. Sei es beim Körbeflechten in der Psychiatrie oder beim Heiraten in Las Vegas, Alex Gräbeldinger ließ selten ein Fettnäpfchen aus.

Sein Drang zur Selbstauslotung führte den Autor ständig in neue skurrile Situationen, oft bekräftigt durch Alkohol und jugendlich bewahrtem Leichtsinn. Mit einer drastischen Offenheit, viel Humor und Selbstironie verarbeitet er diese Erlebnisse regelmäßig in seiner Kolumne im Ox-Fanzine. Eine erste Bestandsaufnahme seiner Verfehlungen erschien 2008 in Buchform unter dem Titel »Ein bekotztes Feinrippunterhemd ist der Dresscode zu meinem Lebensgefühl«. 2011 folgte »Bald ist Weltuntergang, bitte weitersagen!« sowie 2012 das Hörbuch »Die Hölle ist hoffentlich ein warmes Plätzchen, um sich zu erholen«, gelesen von Schauspieler Oliver Korittke (»Bang Boom Bang«). 2016 serviert uns Gräbeldinger ein weiteres Mal Einblicke in sein absurdes Dasein. Mit »Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden« folgt sein nunmehr drittes Handbuch zur seelischen Selbstverstümmelung.
Neben Illustrationen von Aku! (akupower.de) umfasst das Werk mehr als 30 Episoden aus dem Leben eines offiziell zertifizierten Geisteskranken. Darunter auch ein zehnteiliges Psychiatrietagebuch.

Gesamteindruck:

Alex benimmt sich nach eigener Aussage die meiste Zeit über wie ein Kleinkind oder ein Teenager. In der anderen Zeit ist er dem Genuss von Alkohol, Konsolenspiel, Cannabiskonsum und Fastfood nicht abgeneigt und säuft sich offenbar um den Restverstand, der noch übrig ist, um auf der Basis seiner eigenen Erfahrungen das Innerste nach Außen zu kehren und den Status einer gesellschaftlichen Randfigur auf amüsante Weise entlarvend darzustellen. Alex' Seelenstriptease ist von einer traurigen Art gekennzeichnet, die unmittelbar die Einweisung in eine psychiatrische Klinik zur Folge hat. Psychosen und Angstzustände und eine attestierte Geisteskrankheit eröffnen viele Möglichkeiten und Wege, die eigene Melodramatik zu reflektieren und in einem erzählenden Werk von autobiographischen Kurzgeschichten komisch wiederzugeben. Auffällig ist seine herrlich erfrischende Selbstironie und der Wortwitz, aber auch die ungeschönt offene Art, das Private und Persönliche als eine Coming-of-Age-Geschcihte zu erzählen. Alex bietet immer wieder tiefe Einblicke, was er durch den Alkohol- und Drogenkonsum erlebt, schildert aber auch auf unterhaltsame Art die Angstpsychosen und die Zeit während seines selbstgewählten Psychiatrieaufenthaltes, welches die stärksten und eindrucksvollsten Passagen dieses Buches sind. Diese Tagebucheinträge offenbaren einen sensiblen Charakter, der ohne Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sein Leiden und den Weltschmerz im Alltag spürbar mitleidserregend nachzeichnet. So entsteht der Eindruck, ihn am liebsten in den Arm nehmen zu wollen, um ihn zu trösten. Die Grenze zwischen Selbsterfahrung und -entfaltung einerseits und das charakteristische Selbstporträt eines Losers andererseits ergeben ein emotional-soziale kaputtes Gesamtbild voller Selbstzweifel und Ängste. Alex ist ein Antiheld - ähnlich dem Typus eines Charles Bukowski - mit der gleichen unverstellten Wahrhaftigkeit von Empfinden und Darstellung, die Alex zu einem kompromisslosen, pessimistischen Protagonisten macht.

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