Wer am lautesten schreit...
wird entweder heiser oder PEGIDA-AnhängerIn. Wir wissen doch, dass wer am lautesten schreit, nicht immer auch zwangsläufig Recht hat. Aber mensch schafft sich so Gehör. Das Volk pöbelt, schreit
und greift für das Vokabular der Ablehnung und Verachtung tief in die menschenverachtende Kiste, mischt Zitate aus der NS-Zeit mit zeitgenössischem Jargon: "Volksverräter", "Lügenpresse" und
andere gebrüllte Tiraden sind Ausdruck einer Klientel, die glaubt, sie sei im Recht und agitiere im Namen des Volkes.
Dabei hat das 3. Reich die wenigsten Worte seiner Sprache selbstschöpferisch geprägt, vielleicht, wahrscheinlich sogar, überhaupt keines. Und ob grauhaarige Rentner, krawallbürstige Hooligans
oder neurechte Intellektuelle, für sie alle gilt, dass sie für eine Agitation, eine Politisierung Wortwerte und Worthäufigkeiten ändern, sie für sich benutzen, beschlagnahmen und neu besetzen und
in alledem durchtränkt sie Worte und Wortgruppen und Satzformen mit ihrem Gift, macht sie die Sprache ihrem fürchterlichen System dienstbar, gewinnt sie an der Sprache ihr stärkstes, ihr
öffentlichstes und geheimstes Werbemittel. Trump, Petry, Gauland machen es. Fakten werden heute eher gegen gefühlte Wahrheiten oder gefühlte Tatsachen ausgetauscht. Dabei steigert sich die
mediale Aufmerksamkeit, wer sich verbal "entblößt", wer ein "Das darf man doch wohl noch sagen dürfen" für sein Empörungsmanagement rechtfertigt. Wer sich heute unabhängig informieren will, muss
viel Medien konsumieren und erhält Informationen, die mensch braucht. Doch Fakten allein sind nicht der Schlüssel zum (politischen) Wissen. Es sind die Interpretationen und Schlussfolgerungen,
die sich hieraus ergeben. Gibt es eigentlich noch DIE Wahrheit, die WIRKLICHE Wahrheit? Wenn ja, wird sie mit Behauptungen genährt, die bestimmte Gefühle bei uns erzeugen? Hass-Kommentare, die
wir abnicken und denen wir zustimmen. Einen demokratischen Diskurs könnten die rechte DemonstrantInnen nicht führen. Zum einen stützen sich ihre Vorurteile und Behauptungen auf Gefühle und nicht
auf Fakten, zum anderen kann keine Diskussion geführt werden, wenn mensch sich dem Gespräch verweigert und nur die eigene Meinung als die einzig wahre gelten lässt.
Fakt ist: Die Wahrheit kommt ans Licht. Es ist alles nur eine Frage der Perspektive wie diese formuliert wird.