Miozän
Surrender Denied LP/CD
Demons Run Amok Entertainment
MIOZÄN erschütterten bereits kurz nach ihrer Gründung 1991 die deutsche Hardcore-Welt mit ihrem „Offer Resistance“ Demo-Tape. MIOZÄN waren schnell eines der Aushängeschilder einer Hardcoreszene,
und positionierte sich politisch klar mit einem antifaschistisches Selbstverständnis. 2001 erfolgte nach 10 Jahren die Auflösung der Band.
Anlässlich des 40ten Geburtstags eines Roadies und alten Weggefährten spielten MIOZÄN 2009 eine gefeierte Show im Conne Island Leipzig. Der Funke war da, aber das Feuer entfachte sich erst im
November 2014 wieder vollends. MIOZÄN spielten zur Neueröffnung des ehemaligen „Juze“ Walsrode, das in den 90er Jahren zu Recht als eine bundesdeutsche Hardcore-Hochburg bezeichnet wurde. Die
Show war innerhalb von Tagen ausverkauft und wurde frenetisch gefeiert. Eigentlich als einmalige Sache geplant, wurde die Show letztendlich zur „Reunion” der Band.
Frank und Kuddel als Gründungsmitglieder beschlossen, eine neue Truppe um sich zu scharen und der Welt noch einmal ihre neue Interpretation von „Old School Hardcore” reinzudrücken.
Mitten in den Vorbereitungen zum Neustart im Frühjahr 2015 der Schock: Darmkrebs-Diagnose bei Frank. Die Zeit seitdem ist von einem bemerkenswerten Kampf geprägt. Von ihm, engen Freunden und
einer Solidaritätswelle der „alten“ Hardcore-Community, die als ziemlich einzigartig benannt werden muss.
„SURRENDER DENIED” – der erste Song, den Frank zum Thema schrieb, entwickelte sich zum Statement für – oder vielmehr gegen – die bestehende Situation und schnell war klar, dass sich das Schreiben
von Songs positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken würde. "Here I am in my darkest hour!" Kein Wunder also, dass sich das Thema als Art „musikalisches Tagebuch” aus allen Hochs und Tiefs,
Hoffnung, Angst und Verzweiflung wie ein roter Faden durch die neue Scheibe zieht.
Frank hat den Krebs besiegt, kommt langsam wieder zu alten Kräften und „SURRENDER DENIED“ ist eingespielt.
Die neuen Songs haben alles, um die Frische und Energie der ersten amerikanischen HC-Explosion mühelos ins Hier und Jetzt zu teleportieren. "Back to the wall", "Underdog" sind Fallbeispiele für
Enthusiasmus und den richtigen Kick, das Feuer am Kochen zu halten. "No more words" indes ist ein schmissiger Midtempo-Punksmasher mit treibenden Rhythmus und viel Drive, Gefühl und Gespür für
warme melodische Klangfarben, das auch bei allen anderen Songs trotz des hohen und variablen Tempos nicht zu kurz kommt. Und ja, straight from the heart mag pathetisch klingen, ist aber in diesem
Falle Programm, fängt erneut die einmalige Atmosphäre etlicher großartiger Hardcore-Bands der frühen Achtziger ein und produziert jene kämpferische und positive Ausstrahlung des 1. Demos, das in
fast grenzenloser Energie mündete, mit dem Unterschied, dass "Surrender Denied" ein reifes, spieltechnisch, hochklassiges, spielfreudiges HC-Album ist. Kein Spätwerk, sondern ein Neuanfang mit
viel Potential!