TRUST #181
68 DIN-A-4 Seiten; €2,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
https://trust-zine.de/
Dolf füttert sein neu erworbenes Medium mit Daten , erklärt uns die Vorzüge der modernen Technik und bereut es nicht, sich mit dem Smartphone zu beschäftigen. Jan Röhlk beschäftigt sich erneut
mit der akribischen Suche nach dem Ursprung von von Bandnamen, Songtitel, Hunderassen und erklärt ihre Bedeutung, Verbindung und erweckt den Eindruck, als sei er einer geheimen
Verschwörungstheorie auf der Spur, oder als Nerd, der endlich die geheime Formel entdecken will und auch wird, musikrelevante Dinge auf seinen Ursprung zu bemessen.
Ich hoffe, dass Jan demnächst nicht noch seinen Verstand verliert und er wie Fanzinekollege Alex Gräbeldinger vom OX die Kolumne aus der Psychiatrie schreiben muss.
Mr. Chi Pig von SNFU ziert mit einem Porträtfoto die Dates-Sparte, hat offenbar immer noch nicht seine Zahnprothesen wieder gefunden stylt sich anarchistisch kreativ und sieht aus wie
ein 80-jähriger Obdachloser, hängen geblieben auf einem esoterischen Trip. Daniel von der Ohe indes ist angefixt vom Noisecore der NERVOUS MOTHERS. Bart arbeitet als
Psychologe in einer psychiatrischen Klinik, interessiert das menschliche Verhalten, glaubt, dass seine Arbeit wertvoll für bestimmte Personengruppen ist und nutzt sein Punk-Background, um seine
Klientel zu vermitteln: "Sei du selbst, geh deinen eigenen Weg, ergreife die Initiative, aktiv zu werden, um etwas zu verändern!" Das hat sich auch Jürgen Schattner zu Herzen
genommen, ist von Köln nach Hamburg umgezogen, um von hier aus das ROOKIE RECORDS-Imperium zu leiten. Mika ist 2001 als pickeliger, melancholischer Jugendlicher nach
Bielefeld gereist und hörte eine DUESENJAEGER-Platte im Plattenladen und findet es nun an der Zeit, nach der Ernte der musikalischen Outputs von duesenjaeger zu fragen. Jan benennt
lieber einen Missstand, als die Schnauze zu halten, während Tobi keine feste Prinzipien hat. Ralph von NOT NORMAL TAPES RECORDS versucht alles in die Hände zu
kriegen, was seine Aufmerksamkeit erregt und schildert die Vor- und Nachteile für Bandaktivitäten im mittleren Westen und fragt, "wenn wir einfach die selben sozio-politischen
Strömungen(...)wiederkäuen, sind wir dann wirklich Punks?" Kurz und schmerzlos beantworten Flo und Carsten von BLANK Jan's Fragen, die nicht viel hergeben
und nicht über eine allgemeine Bandinfo hinausgehen.
Gesamteindruck:
Im aktuellen TRUST stellen Musiker und Labelinhaber ihre Projekte vor. Das ist kostenlose Werbung und hat nicht die Tiefe, die ich vom TRUST gewohnt bin. Hier schwimmen die Fakten auf der Oberfläche, während der "Aha"-Effekt untergeht. Da fehlt der Biss, der notwendige Funke, die Begeisterung, aus den InterviewpartnerInnen und Projekten mehr herauszuholen, als allgemeine Infos, die die LeserInnen serviert bekommen. Insofern ist das aktuelle TRUST spannungsarm und bietet lediglich mit den Kolumnen und den Buch-, Zine-Reviews einen Unterhaltungswert.