Waving the guns
Eine Hand bricht die andere LP/CD
Audiolith
Schon im Intro wird Klartext gesprochen. Fast ohne Punkt, Komma und Atempause wird ein Lagebericht zur Nation gerappt, eine Absage an Rechtspopulismus und rechte Lebensentwürfe. Dazu weht ein
dunkler Beat und eine gleichtönige Melodie in Endlosschleife. Auf dieser Basis geht es weiter. Ein dumpfer schwebender Rhythmus mit coolem Flow und frechen-offensiven Ansagen.
Das Mic als Mittel, die Errungenschaften einer emanzipatorischen Bewegung eine Stimme zu geben. Für ein Faible für Rap gegen geistig braunen Gedankenmüll und einer erzkonservativen Jugendkultur,
während die Verzweiflung herausgerappt wird. "An einem Strang" bietet dann zum ersten Mal einen Refrain, der aus der Monotonie des Sprechs herauskommt und die Stimme variiert. Dieser und der
nächste Song "Kornflasche" greift musikalisch auf Jazz-Elemente zurück und bietet tolle Beats und einen basslastigen Groove. WAVING THE GUNS verknüpfen Jazz und Rap als Crossover-Variante, der
Großstadtdschungel dient als moderne Inspirationsquelle. Eine Rückbesinnung auf schwarze Musik und Samples mit Soul- und Funk-Rhythmen.
Die kritischen, ernste Texte werden im Wesentlichen in einem monotonen Grundrhythmus gesprochen. Dabei haben Songs wie "WTG für Alle" doch eine Melodie, die Möglichkeiten für einen dynamischen
Sprechrhythmus bieten. Das variierende Sprechtempo entwickelt kaum Spannungshöhepunkte, hat seine Qualitäten allerdings im Inhalt und des Flows, die einen guten Stil hervorbringen. Höhepunkt ist
der Song "Es war nicht alles schlecht" mit Pöbel MC, Sketch One, Haszcara, Toni Starter und Cheddar Mike. Das Gros an gedämpften Trompeten und Jazz-Rhythmen überzeugt gegenüber den
ansonsten banalen Sprechrhythmen, die sich wiederholen und wenig Abwechslung bieten. Dafür stimmt der Inhalt, der politische, poetische und ästhetische Aspekt!