PFF-Zine #3
52 DIN-A-5-Seiten; €2,20.-
http://www.magenbitter.net/
Markus hat nach 10 Jahren Fanzine-Pause ein neues PFF-Zine erarbeitet und veröffentlicht. Die dringlichste Frage, die mir und den LeserInnen auffällt, ist demzufolge, was Markus in all den Jahren
getrieben hat. Hat er zu Fuß die Welt erkundet und gefährliche Abenteuer erlebt, wurde er entführt, hat er sämtliche Planeten innerhalb und außerhalb des Universums bereist? Nein, die Antwort
darauf ist mehr profaner Art.
Markus hat genug von Magenbitter, Saure und überhaupt Alkohol, hat eine Berufsausbildung abgeschlossen und ist mit seiner Freundin in eine ruhige Spießergegend gezogen. Aus viel Trinken und Feiern wurde viel Fernsehen und Furzen. Des Weiteren ist Markus anspruchsloser geworden. Zumindest was das musikalische Können und gute Aufnahmequalität anbelangt. So hört er lieber Schrammel- und Katzenmusik, weil er hier den wahren subversiven und progressiven Charakter erkennt, den Punk für ihn auszumachen scheint. In einem Anflug von Wehmut und Gedanken an alte Zeiten, wo Tape_Sampler, Mix-Tapes, Mailorder-Kataloge und Printzines für helle Aufregung sorgten, kehrt auch Markus zurück an die Wurzeln, um sich mit dem Fallback auf einen schönen Lebensabend mit einer Hütte in einer einsamen Gegend, selbstgezogenen Gemüse und VHS-Kassetten aus dem 20. Jahrhundert einzustimmen. Bis dahin ist es aber noch ein kleines Stückchen und so kompensiert Markus seine Midlifecrisis mit einem neuen PFF-Fanzine, das mit Kurzgeschichten, Satire und Comics/Cartoons/Zeichnungen von Markus Magenbitter, Steve M. Clements, Donald, Laetitia Graffart, Sarah Pack und Moritz Stetter gefüllt ist.
Gesamteindruck:
Markus hat in einer ein Heft zusammengestellt, das deutlich geprägt ist von satirischen und selbstironischen Inhalten, die sich nicht nur in den witzigen Comics wiederfinden, sondern auch in den
kleinen Randnotizen und Collagen, die Markus angefertigt hat und im Heft einbaut. Der Inhalt erinnert stark an MAD, in dem bspw. immer mal kleine Zeichnungen von Spion&Spion am Heftrand
auftauchten, in dem Satire und Parodien kultiviert wurden. Markus lässt u.a. sein Cartoon-Buch "Mama, was ist eine Penisnase?" mit einigen ausgewählten Spam-Mails kommentieren, die ihm offenbar
aufgrund des Namens Penis obszöne Offerten und Sex-Präparate anbieten. Das Heft ist komplett werbefrei, also macht Markus Werbung in eigener Sache für seine Präparate...äh...Produkte und macht
nicht ganz uneigennützig darauf aufmerksam, dass er auch Motive für Postkarten, Kaffeetassen, Plattencover oder Tattoovorlagen entwirft. Dass muss er auch, schließlich soll der vollgepackte Regal
im Wohnzimmer und Koffer mit unverkauften Exemplaren veräußert werden (Wenn also demnächst jemand mit Penisnase an deiner Haustür klingelt, sind es mit Sicherheit nicht die Zeugen Jehovas). Des
Weiteren begegnet er der Hassliebe zwischen Bierschinken-Crew und seinen Arbeiten mit (Selbst)Ironie und Witz und muss sich und uns LeserInnen immer wieder klar machen, dass er abstinent ist und
lieber anderen Schabernack treibt, auf eigene und auf Kosten von anderen. Mir gefällt sein Humor mit vielen entlarvenden Widersprüchen, die auch in "unserer" Punk-Community auftauchen, die Markus
aufgreift und in seinen Cartoons und Comics darstellt. Was fehlt sind "Fragen Sie Markus"-Rubriken, aber ich bin sicher, dass er auch viel lieber im Park sitzt und mit Tauben und Pfauen
diskutiert, was das Leben ausmacht, und ob früher alles besser war.
Achja, falls ihr euch fragt, wofür der Titel steht, 'P.F.F.' heißt "Popeln für Fortgeschrittene".