OX #130

OX #130
OX #130

OX #130

132 DIN-A-4-Seiten; € 5,90.- + CD

OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen

www.ox-fanzine.de

Nach einem gehaltvollen Griff in den Gemischtwarenladen Punkrock erlebt Tom van Laak eine Szene wie aus "Verstehen Sie Spaß", nur ohne Kameras und Moderator, bevor Sammy die Entstehungsgeschichte vom neuen Album "(sic!)" erzählt und im Anschluss Chris und Ines ihre Perspektive schildern. Auch der Hund kommt zu Wort, knurrt und schmatzt und will doch nur spielen. 

RIKK AGNEW hat auch gespielt, ist ein legendärer Musiker der Orange County-Szene  der mit seinen Brüdern bei ADOLESCENTS, ADZ und auch bei D.I. und CHRISTIAN DEATH gespielt hat. Rikk hat eine Vorliebe für schockierende Dinge, die seinen Punkbauch ansprechen, malt und schreibt Bücher. Al Barr stellt sich Fragen zu Donald Trump, will alles niederreißen und teilt sich die Leibe zur Heimatstadt Boston mit anderen, die ihm und DROPKICK MURPHYS ans Herz gewachsen sind. Jack Grisham von T.S.O.L. hat im Lotto gewonnen, fotografiert und kritisiert den Egoismus in den USA, wie sehr Menschen sich und andere damit schaden. Die ANTILOPENGANG  rechnen mit R.A.F.-Rentner ab. Panik Panzer findet die R.A.F.-Ideologie kompatibel mit die der NPD und die Combo findet sich selbst als Baumkrone, die Avantgarde des Punkrock. Mille von KREATOR will  nicht jedes Mal, wenn er das Haus verlässt, Angst haben, dass irgendwo eine Bombe explodiert, findet nichts langweiliger als die Normalität und inszeniert sich gerne. Bela B liebt bekanntlich Horror-Movies, Spaghetti-Western, Comics und macht nun auch ein Live-Hörspiel. Kent Nielsen tanzt immer noch nicht und erinnert sich erstaunlich detailliert zu der '87er-L.U.L.L.-Tour durch Deutschland und Holland. Alex von SCHROTTGRENZE hat sich unlängst geoutet, thematisiert auf der neuen Platte Transgender- und Queer-Themen und will neue Räume schaffen ohne Schutzräume aufzulösen.

Gesamteindruck:

Musik, Musik, Musik. 40 Jahre Punk und das OX pflegt weiterhin "punkhistorische Exkurse", lässt Protagonisten und Zeitzeugen zu Wort kommen, die immer noch aktiv sind und was zu sagen haben. Da sind die anderen Musikband-Interviews weniger gehaltvoller und beliebiger, was eben auch das große Manko im OX ist. Eine handvoll qualitativ gute Interviews und ein Haufen austauschbarer Promo-Info-News, die sich aneinanderreihen. Da sind die üblichen Standards und Rubriken wie Film-, Comic- und Bücher-Reviews noch eine willkommene Abwechslung, die Subkultur auch außerhalb der musikrelevanten Themen zu präsentieren, wenngleich auch einige Mainstream-Produkte rezensiert werden. Das OX inszeniert sich selber und verfolgt konsequent die Sinnstruktur, ein möglichst großes Publikum zu erreichen und Punk(musik) als ein ästhetischen, kulturellen Diskurs zu etablieren. Punk als Massenware. Da tut es echt gut, einige kleine und anspruchsvolle Dinge zu entdecken, die eben nicht austauschbar sind, die Innovationen und Anspruch in die Agenda schreiben. Darüber wird im OX allerdings viel zu wenig geschrieben.