"Wenn normal sein ihr sein heißt, steig ich selber in den Sarg" singen VAN HOLZEN in 'Herr der Welt'.
„Wir machen deutschen Rock“, sagt Frontmann Florian knapp. „Reduziert, ehrlich, handgemacht. Ich brauche etwas, um Dampf abzulassen. Um mich zu verausgaben. Um meine Wut zu kanalisieren. VAN
HOLZEN ist dafür das perfekte Medium.“
Auf ‘Anomalie‘ schöpft die Band aus der Ursuppe des modernen Rock und Metal: Deftones, Tool, Kyuss, Biffy Clyro – VAN HOLZEN ist das nächste
Glied einer langen Entwicklungskette, die nun erstmals auch in deutschen Gefilden Verankerung findet. Rasiermesserscharfe In-Your-Face-Riffs fräsen sich wie rostige Nägel ins Hirn, alles
niederwalzende Hooks wechseln sich mit mit mathematischer Präzision dosierten Groove-Elementen ab, während man mit den fiebrig-brütenden Vocals düstere Schwarzweiß-Kontraste aus der
Erlebniswirklichkeit einer verlorenen Generation zeichnet. Aggression und Wut als größte Triebfeder, die VAN HOLZENs ganz spezielle Soundästhetik speist. Aus einfachen Mitteln türmt die Band
harte Klänge zu einem buchstäblichen Massivgebirge; schroff, steinig, mit spitzen Abbruchkanten und tiefen Abgründen. Nichts desto trotz ist die Band immer in Bewegung; in ständiger
Weiterentwicklung begriffen. VAN HOLZEN suchen das Perfekte im Imperfekten. Unberechenbar, gefährlich und abseits sämtlicher gängiger Parameter.
Die Band hat ihre brandneuen Songs immer wieder verfeinert, geschliffen und modifiziert, und schließlich mit Producer Philipp Koch (der seinerseits auch schon für die Debüt-EP
verantwortlich zeichnete), Simon Jäger (Casper, Blackmail, Guano Apes) und Kurt Ebelhäuser (der als wichtiger Impulsgeber innerhalb der Recordingsessions an ausgewählten Songs mitwirkte) auf
Platte verewigt. VAN HOLZEN präsentieren sich auf ihrem Albumdebüt trotz ihres jugendlichen
Alters von einer souveränen Reife und Abgeklärtheit, die man üblicherweise von einer jahrelang etablierten Band in ihrer mittleren Schaffensperiode erwarten würde.
VAN HOLZEN kreieren auf ‘Anomalie‘ ihre eigene, düster-dystopische Welt. Lassen ihre mal tonnenschwere, mal schwelgerische Härte auf ausnahmslos deutschsprachige Texte und
einen ambivalenten Gesang zwischen distanzierter, traumatisierter Teilnahmslosigkeit und hysterisch-neurotischer Überdrehtheit prallen. Skizzieren die Umrisse einer heranwachsenden Generation in
Momentaufnahmen einer unsicheren, schnelllebigen und verwirrenden Zeit voller Brüche und Umbrüche. Einer Zeit, in der nichts mehr garantiert ist, sondern in der sich jeder seinen eigenen Weg
erkämpfen muss. VAN HOLZEN sezieren sich und ihre Umwelt; fangen das Chaos ein, das momentan überall auf diesem Planeten herrscht. Eine
aus den Fugen geratene, monochrome Welt zwischen Selfie-Wahn und sozialer Verwahrlosung, zwischen kollabierenden
Systemen, Machtgier und scheinbar grenzenlosem Hass. ‘Anomalie‘ ist Katharsis im VAN HOLZEN-Style. „Ich erzähle in den Texten keine konkreten Geschichten, sondern beschreibe gewisse Situationen“,
so Sänger / Gitarrist Florian Kiesling. „Ich vermittle vage Stimmungsbilder und drücke aus, wie ich die Welt von heute durch meine Augen wahrnehme. Ich schreibe nicht darüber, wie gut es mir
geht. Das wäre mir zu banal. Ich finde es viel interessanter, die verschiedenen Facetten großer Emotionen wie Wut oder Frustration darzustellen.“
Angst, Einsamkeit, Lügen, Leistungsdruck, Überforderung. Verpackt in VAN HOLZENs ganz eigene, kryptisch chiffrierte Symbolsprache. Nihilistische Erzählungen von Unangepasstheit und
Identitätssuche, von Isoliertheit und Individualismus. Florian Kiesling spielt hörbar gerne mit existenziellen
Metaphern: Tod, Begräbnis, Verwesung. Auf den ersten Blick eine sehr morbide Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit, hinter der immer wieder die gleiche Frage steckt:
Was passiert danach? Und was eigentlich davor? So wie auf dem zeitlupig-zerrenden ‘Leichenschmaus‘ oder dem psychedelisch-treibenden ‘Reichtum‘. „Mich bewegt die Frage,
wie das Leben so abläuft und natürlich auch, was nach dem Tod geschieht. Wie fühlt es sich an, tot zu sein? Wobei diese Fragestellung weniger mit Furcht, als vielmehr mit meiner Neugierde zu tun
hat.“