Cinema Cinema
Man Bites Dog LP/CD
Labelship / Broken Silence
What the hell? CINEMA CINEMA machen mir Angst. Musik wie aus einem Horror-Movie. Musikalische Fragmente der fleischgewordenen Angst durchdringen das liquide Soundgerüst, ein sich geschlängelter
und sich windender Psych-Noise-Rock-Bastard, der Tics, ADHS vorweist und mindestens schon 3 Tage am Stück nicht geschlafen hat, dadurch bedingte Nebenwirkungen auslebt und seine Wahnvorstellungen
freien Lauf lässt.
Zu keinem Zeitpunkt hat mensch das Gefühl, angekommen zu sein, und im Idealfall hält das Gefühl auch an, weil ein ständiges Run, Run, Run die Schockstarre überwindet, die das religiöse Ritual unterbricht und mit einer mythologischen Intervention einen Pakt mit dem Beelzebub eingeht...oder mit dem anderen Ich. Der Mix aus Jazz, HC, Art SCum und Verwirrung hat durchaus seinen Reiz, no doubt, bewahrt aufgrund der Unberechenbarkeit die Neugier, aber verlangt der Band auch alles ab, denn wie soll selbige diese heftige Veränderungsschübe jemals wiederholen können? Der Auftritt, der Kontext ihrer Programmidee und die Themensetzung läuft – auf den ersten Blick – Gefahr, an Bedeutung zu verlieren, weil die vermeintliche Impro-Show eine Überforderung für die ZuhörerInnen darstellt. Mit einem 9 1/2-minütigen Instrumental endet das Spektakel, was ich in dieser Form noch nicht erlebt habe. "The storm was so heavy!" Ich muss mich erst einmal in die Natur zurückziehen, vielleicht dauert der Aufenthalt und die Regeneration ein wenig länger, um zu schauen, was denn in mir sonst noch an Dingen schlummert, an Interessen, an Talenten, von denen ich vielleicht noch gar nicht weiß. Zumindest das haben CINEMA CINEMA bei mir erreicht und ausgelöst. Ganz im Sinne der Band, die nicht von ungefähr den black comedy crime des grandiosen Films "C'est arrivé près de chez vous" in ihr künstlerisches Werkeln einfügt.