MONTREAL
Schackilacki LP
Amigo Records/Rough Trade
Max Power, Hirsch und Yonas kennen sich seit der Schule. Und irgendwie scheint es, sind sie immer noch in dieser anwesend und rebellieren gegen LehrerInnen, denken sich Streiche aus, um
KlassenkameradInnen reinzulegen und werden vom Hausmeister an den Ohren zum Nachsitzen ins leere Klassenzimmer gezogen.
Doch zumindest wenn die Erinnerungen an heiße Ohren, dicken Backpfeifen und Mädchen beeindrucken schon lange zurückliegen, die Pausenhof-Hierarchie passé ist, wird spätestens nach zehn Jahren abgerechnet - beim Klassentreffen. Sportskanone, Beautyqueen oder Streber? Für MONTREAL fühlt sich das falsch an. JedeR kann sich Ziele setzen. MONTREAL meckern auf hohem Niveau und wenn sie es tun, würde mensch aus Rücksichtnahme und Mitleid in den Arm nehmen und beschwichtigen. Denn sie haben so eine nette Art an sich, Krisen und Konflikte mit leichter Hand, coolen Sprüchen und einem süffisanten Lächeln zu meistern, dass mensch sich nicht sicher ist, ob sie es ernst meinen oder dir wieder einen Bären aufbinden wollen. "Ich will nicht petzen, doch glaubt ihr nicht, 'ne Runde Hoffen stünd' euch besser zu Gesicht!" Es sind eben diese Nickligkeiten, diese Zwischentöne, die die Harmonie stört, die Party versaut, den Gutmenschen die Weißglut ins Gesicht schießt. Leichtathletik-Europameister, Rockstar oder Vorstandsvorsitzender von Siemens. JedeR hat seine/ihre Ziele. MONTREAL schüren Träume und schaffen Illusionen. Mit Witz und Charme, mit Pop im Punk, mit Musik gegen Langeweile, für 2 Minuten als Begleiter im Baumarkt, Sauna, Sex, Abiparty, Klassentreffen. Andersherum ist es ein Erlebnis, wenn der arrogante Super-Fußballer von damals mit Bierbauch auftaucht. Wenn alle anderen plötzlich mit verklärtem Gesicht Babyfotos herauskramen und "Karl-Xavier schläft schon eine halbe Stunde pro Nacht" sagen. Wenn man merkt, dass man sich auch nach langer zeitlicher und räumlicher Trennung noch etwas zu sagen hat - oder eben noch immer nicht. MONTREAL wissen immer noch nicht, was sie wollen. Ein Luxus, den sie sich gerne gönnen! Und hauen zum Schluss noch mal einen ordentlichen Punk vor'n Latz, dass sich die Reise in die Vergangenheit gelohnt hat, auch wenn früher war alles schlimmer war. Punk ist schließlich eine Glaubensfrage ohne Frage nach dem Sinn!