PROUD TO BE PUNK #26
80 DIN-A-5-Seiten; €???
jan.sobe@t-online.de
Punx not dead! Jan zieht im DIY-Vergleich Parallelen zu THE EXPLOITED und CRASS, erklärt beschreibt und definiert, was seiner Meinung nach darunter fällt und ist konsterniert, weil es
keinen Nachwuchs mehr gebe.
Schwerpunkt der Ausgabe ist der 18-seitige Bericht über die Gedenkstättenfahrt 2017. Die von Bon Courage e.V. organisierte und durchgeführte Reise führte die Gruppe nach Prag,
Lety, Litomerice bis nach Theresienstadt. Im April besuchte diese Orte nationalsozialistischer Verbrechen in Tschechien, welches in der Zeit von 1939-1945 das von den Nazis okkupierte
„Protektorat Böhmen und Mähren“ war. Neben den ehemaligen Konzentrationslagern Theresienstadt und Leitmeritz besuchten wir u.a. auch Lidice - ein Dorf, welches die Nazis im Zuge einer
Vergeltungsaktion, aufgrund des Attentats auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich, buchstäblich auslöschten.
Ein weiterer Artikel ist Teil einer antifaschistischen Erinnerungspolitik. Jan erinnert an von Neo-Nazis ermordete Punx. Noch immer werden Todesopfer rechter Gewalt nicht im
Erfassungssystems „Politisch motivierte Kriminalität-rechts“ erfasst, weil nur solche Taten als PMK-Rechts eingestuft werden, bei denen die rechte Motivation tat-auslösend und tat-bestimmend
nachweisbar ist. Taten, in denen ein sozialdarwinistisches oder rassistisches Motiv mindestens eine tat-begleitende bis tateskalierende Rolle spielen, werden bisher jedoch nicht angemessen in der
PMK-Statistik erfasst und damit von staatlicher Seite völlig entpolitisiert.
Julio von LOS REZIOS kritisiert die Politik einiger linker Gruppen, erinnert an die Revolution des Proletariats des Oktobers 2017, an den Widerstand der Ureinwohner
Lateinamerikas und die Dekadenz des Kapitalismus.
In der Rubrik "A look at bandname-history" forscht Jan nach der Herkunft des Namens Brigada Flores Magon der gleichnamigen Punkband aus Paris. Benannt haben sie
sich nach Ricardo Flores Magón, der als Journalist, Gewerkschafter und Literat ein führender anarchistischer Theoretiker und Aktivist war, der die revolutionäre mexikanische Bewegung
radikal beeinflusste.
Doreen und Jan besuchen die Ausstellung "Warschauer Punk Pakt/Wutanfall" in der Galerie KUB in Leipzig. 40 Jahre Ostblock-Punk mit Blick von der DDR-Szene aus
nach u.a. Polen, CSSR und Ungarn, um Gemeinsamkeiten wie Unterschiede im (sub-)kulturpolitisch Block zu fokussieren. Gekoppelt ist Warschauer Punk Pakt zudem mit der Ausstellung „Wutanfall” der
Leipziger Fotografin Christiane Eisler, die 1981 noch als Studentin begann, das Umfeld der ersten Leipziger Punkband Wutanfall zu fotografieren, woraus eine einzigartige Langzeit-Dokumentation
entstand.
Jan stellt TIN CAN ARMY in der Anarcho Punk Resistance_Reihe vor und bedient sich aus einem älteren umfangreichen im PLASTIC BOMB erschienenen Interviews.
Gesamteindruck:
Im Fall von TIN CAN ARMY wäre es sicher besser gewesen, dass Jan direkt mit Hugo Kontakt aufgenommen hätte, als sich aus einem bereits publizierten Interview zu bedienen. Ansonsten gibt es in dieser Ausgabe wenig Interviews, denn mehr geballte Bildungspolitik. Das ist im Grunde sehr wichtig, erfordert aber auch viel Aufmerksamkeit und Konzentration, die von Jan erarbeiteten Infos, Fakten und Hintergründe aufzunehmen und zu reflektieren. Punk ist in seinem Sinne auch Teil eines politischen Geschichtsbildes. Jan stellt sehr ausführlich und arbeitsintensiv den Zusammenhang zwischen Politik und Geschichte her, verknüpft subkulturelle Geschichte und Geschichtspolitik, Erinnerungspolitik und Zeitgeschichte. Das P.t.b.P. entwickelt sich mehr denn je zu einem politischen Info- und Aufklärungsmagazin, das Theorien und Konzepte als strategisches Mittel im Kontext gegenwärtigen Handelns darstellt.