TRUST #185
68 DIN-A-4 Seiten; €3,00.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
https://trust-zine.de/
Dolf hat in alte Trust-Unterlagen gestöbert, alte Rechnungen gesichtet, wundert sich über damalige Betriebskosten und elektronische Kommunikations- und Vertriebsmittel und outet sich als
Post-Junkie.
Stone macht sich Gedanken zu Kritik äußern bezogen auf Theater und Musik, während Jan Röhlk wieder von Höckchen auf Stöckchen kommt. Ich stelle mir vor, wie Jan mit
einem Glas Rotwein vor seiner riesigen Bibliothek in einem alten Ohrensessel sitzt, über Revolution, Punk, das Universum philosophiert und welcher Wein zu welcher Musik passt: Crass und
Bordeaux, THE ADICTS und ein spritziger Weißherbst, DINOSAUR JR. und ein Barolo... der Charakter ist majestätisch, der Duft voll, ausladend und vielschichtig. Der Geschmack ist tief, das kräftige
Tannin verleiht dem Wein eine herbe Wucht, die sich mit der Reife zu einer milden Fülle entwickelt. Am Ende träumt Jan von einem Zusammenschluss von Punx und Antifa, Südsee, Tokio
Auschwitz und Rio de Janeiro. Im Wein schlummert die Wahrheit. Was schlummert in dir?
Bela stellt ein Phoenix Punk Special vor, das insbesondere unter der Mitwirkung von Frank Discussion von THE FEEDERZ und Interviews mit Don
Bolles (Exterminators/GERMS) sowie Dan Clark (ebenfalls THE FEEDERZ) skizziert wird. Dolf bastelte Anfang der 80er Jahre einen echten "Kommerz-Punk" und findet, dass sich
heute - bezogen auf Geld ausgeben für Kleidung und Accessoires - nicht viel geändert hat.
Lars Schubach erfreut sich an den Outputs von HELL&BACK und plaudert mit Vuki und Zol über Artwork, Texte und Proberaum-Situationen in
Stuttgart.
Jan Röhlk hat die Zukunft des Rock and Roll geseh'n. Nein, nicht Justin Biber, sondern NUCLEAR CULT. Mit Thomas tauscht er sich aus über HC in Deutschland, musikalische
Vorlieben, fiese Musik für die innere Balance und lästern über Retro-HC-Popper.
Alva spricht mir L7 und ist erstaunt darüber, dass Donita Sparks zwar einerseits offen zugewandt, viele Fragen aber unkommentiert lässt und sie Alva
untersagt, das aufgenommene persönliche Gespräch abzudrucken. Sie äußerte sich, dass sie mit der Re-Union die Gelegenheit bekommt, mit den Fans in Kontakt zu treten und etwas Geld zu verdienen,
zieht aber Vergleiche zu anderen Bands, die mit ihrer Musik Millionen verdienen...blitzt da ein bisschen Neid auf?
Gesamteindruck:
Einzig Frank Discussion ruft jene Kontroverse in Erinnerung, die notwendig ist, um eine widerständige Kultur lebendig zu halten, die Gesellschaft zu untergraben und eine komprimierte Kritik an dieser zum Ausdruck zu bringen. Ansonsten gibt es die üblichen Nerd-Gespräche: Fachsimpeleien über Musik und Interpretationen. Gegen den Trend und öffentliche Verehrung. Tja, das trifft dann auch für das TRUST zu: Nerds mit einer unbändigen Leidenschaft, die ihre individuellen Interessen ausleben, dabei gesellschaftliche Konventionen missachten und wirklich alles mit heiligem Ernst betreiben. Dieses Mal überwiegen Vergangenheitsbezogenes und ihre Bewältigung. Da bleibt dann leider das rebellische auf der Strecke.