SITKA
Zugvogel CD
Flowerstreet Records/Rough Trade
Was soll mensch noch verkaufen, wenn mensch nichts mehr hat, nichts mehr besitzt. Die Ideale verkauft, den moralischen Anstand, die Grundüberzeugungen, die dich am Leben halten.
Damit du klar kommst, die kleinbürgerlichen Sittlichkeitsvorstellungen zu akzeptieren, ziehst du nachts los und machst was dir wirklich gefällt ("Karl Heinz"), folgst deiner wahren Bestimmung und hast kein Interesse, den moralischen Rigorismus zu repräsentieren. Das geht "Oppa Meier-Schulze" ähnlich, der seine Ideale und Werte verrät, vielleicht, weil er den Glauben an die Anständigkeit verloren hat oder es zu anstrengend ist, gegen den Strom und die Gesellschaft anzukämpfen. SITKA thematisieren Anstand und menschliche Würde mit kräftig-treibendem Blues, hardrockende Rhythmen, Dub und Wah-Wah. Die warme dunkle Klangfarbe sorgt zudem für eine einladende Geste, die wohlig und sorgsam ist, die das "Heute kämpft jeder für sich allein" abmildert. Die kleine und großen Dramen, der Leidensweg und die sozialen Verhältnisse, die berühren, die die Erosion lostreten, bedrücken in einer faszinierten Klangwelt. Damit die Spannung nicht nachlässt, wirkt die Unmittelbarkeit des Erzählten, wirkt Maggas Stimme wie eine subjektive Figurenperspektive, der mensch gerne zuhört und folgt, weil ein nostalgisches Gefühl aufkeimt, das vertraut und authentische Geschehnisse lautmalt.